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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 128)

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bildhauer, die lntarsiatoren in Elfenbein und in neueren Zeiten auch die 
Bronzefabrikanten- die ersteren sind meistens im Solde der Händler, die 
letzteren sind durch eine moderne Gesellschaft gefördert-die auf diese 
Weise Beschäftigung und mitunter eine reichliche gefunden haben. Was 
diesen Gewerben zu Statten kömmt, ist der geringe Miethzins und die 
einfache Lebensweise; aber auch der Umstand, dass es keine Gross- 
fabriken, keine durch bedeutende Geldmittel getragenen Gewerbe gibt, hin- 
gegen eine sehr grosse Anzahl von kleinen Gewerbsleuten, die eine ange- 
stammte Geschicklichkeit haben, in Bronze zu arbeiten, Kupfer zu treiben, 
lntarsiaturen und Holzschnitzereien anzufertigen. Nirgendwo kömmt dem 
Händler und dem Kaufmann eine so wohlfeile, so zahlreiche und so ge- 
schickte Arbeitskraft entgegen. Aus diesen Elementen heraus haben sich 
auch die Michieli, Besarel und Andere herausgearbeitet. Was von 
modernem Porcellan und Fayence in den Handel kommt, stammt theilweise 
aus dem Atelier Minghetti aus Bologna, aus Treviso, Este und aus 
der Fabrik von Novi, welche sich noch jetzt der alten Formen bedient. 
Die venetianische Porcellanfabrik hat schon um 1808 zu arbeiten aufgehört. 
Auch in Venedig werden Terracottenbüsten im alten Style mit unleugbarern 
Geschick gemacht - die Farbe der Terracotta ist besser und wärmer als 
die der Wiener Terracotta - und wir hatten bei einem venetianer Kunst- 
händler Gelegenheit die Büste eines dalmatiner Künstlers, Planeich, zu 
sehen, die eine geschickte Hand und eine nicht gewöhnliche Fertigkeit der 
Technik verräth. 
Die verschiedenen Kunstzweige Venedigs, die wir soeben zu erwähnen 
Gelegenheit hatten, haben weder in ihrer künstlerischen noch in ihrer 
kunstgewerblichen Richtung einen modernen Charakter. Sie sind weder 
moderne Kunst, noch modernes Gewerbe, sondern sie gehen auf Restau- 
ration und Reproduction aus, und wollen auch nichts Anderes, als Altes 
wieder herstellen. Es liegt daher dieser ganzen Kunstbewegung kein Zug 
eines unmittelbaren Lebensbedürfnisses zu Grunde, da die Wurzeln der Er- 
findung fast vollkommen abgeschnitten sind. So lange Venedig ebenso 
bleibt, wie es ist, so bleibt es auch auf dem Gebiete der Kunst eine Stadt 
der Todten, voll grosser Erinnerungen, voll von Poesie, ein Friedhof in 
dem sich schön träumen lässt; aber die Zukunft bleibt hoffnungslos, so lange 
sich diese Zustände nicht verändern. Und darin liegt auch der grosse 
Unterschied zwischen den Kunstgewerben der Vergangenheit Venedigs und 
der Gegenwart. Denn Kunst und Kunstgewerbe der früheren Jahrhunderte, 
so phantastisch auch und wild geartet ihre Producte waren, und so wenig 
dieselben den Ansprüchen eines geläuterten Geschmackes entsprechen, so 
entspringen sie doch lebendig gefühlten Bedürfnissen und sind für eine 
unmittelbare Gegenwart berechnet. Es pulsirt daher auch in den phan- 
tastischsten Formen eine unmittelbare Empfindung. Diese beherrscht 
gleichmässig den Besteller, wie den Erzeuger und spricht eine Sprache, 
für welche wir noch nach Jahrhunderten ein Verständniss haben. ln der
	        
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