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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 129)

 
(Franz Sohestag), bisher Custos im Museum, ist, dem ehrenvollen Rufe an die 
kaiserl. Hofbibliothek Folge leistend, aus dem Verbande des Oesterr. Museums geschieden. 
Das Museum verliert an Franz Schestag ein ganz ausgezeichnetes Mitglied, welches vom 
Anbeginne des Museums unserem Institute angehört, und schon an den Vorarbeiten des 
Museums Antheil genommen hat. Ihm verdankt man die Gründung und die systematische 
Aufstellung der Bibliothek und der Ornamentstichsammlung. Er hat zuerst den gedruckten 
vKatalog der Bibliotheltu herausgegeben, und vor Allem aber den nillustrirten Katalogv 
der Ornnrnentstich-Sammlung v. J. 1871, durch welchen die Ornamentstiche zum ersten 
Male wissenschaftlich geordnet und katalogisirt wurden. im Jahre 1876 gab er das unsern 
Lesern bekannte Werk, "Gefasse der deutschen Renaissance (Punzenarbeiteny: heraus. 
Gegenwärtig redigirt derselbe zugleich das t-Repertorium für Kunstwissenschaftenn- Er 
tritt in den kaiserlichen Hofdienst als Custos der Kupferstich-Sammlung des Kaiserhauses 
an die Spitze der Sammlung, welche einen Weltruf hat. So sehr wir seinen Austritt 
bedauern, so können wir unsere Genugthuung nicht verhehlen, dass ein so hervoragender 
Fachmann, wie Herr Schestag, Vorstand dieser kaiserlichen Sammlung geworden ist. 
(Neu ausgestellt.) Die Spitzenausstellung wurde am 3a. April geschlossen 
und der Saal Nr. Vl seiner früheren Bestimmung, nämlich der wechselnden Ausstellung 
moderner Kunstindustrie-Objecte zurückgegeben. Auch die orientalische Ausstel- 
lung im Museum wurde geschlossen und trat an deren Stelle eine Ausstellung von 
Po rtraitstichen aus der Zeit der Kaiserin Maria Theresia, welche der Fideicommiss- 
Bibliothek des Allerhochsten Hofes entnommen sind. Das Hauptcontingent bilden die 
Porträts der Mitglieder des kaiserlichen Hauses, an welche sich gruppenweise die hervor- 
ragendsten Persönlichkeiten dieser Zeit anschliessen. Hervorgehoben zu werden verdienen 
die trefflichen Schmutzefschen Porträts der Kaiserin Maria Theresia und ihres Gemals, 
die Familiengruppe von Heid; die Bildnisse der Kinder der Kaiserin, worunter Josef, 
Leopold, Maria Christine, Marie Antoinette; ferner die der Generale Daun, Lascy, Laudon, 
Liechtenstein, Khevenhüller etc.; des Ministers Kaunitz, Kobenzl u. A. Unter den Legis- 
latoren, Gelehrten und Künstlern bemerken wir Riegger, Martini, Sonnenfels, Bannitza, 
Schrotter, Rautenstrauch, Ressel, van Swietcn, Gluck, Haydn, Denis u. A. Diese Aus- 
stellung führt nicht nur ein höchst bedeutendes Stück Culturgeschichte an unseren Augen 
vorüber, sondern ist auch ein sprechendes Zeugniss von dem Stande des Porträtstichs in 
dieser Zeit. Sämmtliche ausgestellte Stiche sind Eigenthum der Familien- und Privat- 
bibliothek Sr. Majestät des Kaisers. Ferner sind neu ausgestellt: nJugendlicher Bachusu, 
italienische Arbeit in Wachs, Geschenk des Herrn Carl Rappel, Bildhauer in Wien; - 
Consolen-Figuren im französischen Rococostyl von Buxholz, ausgeführt vom Kunstge- 
werbeschüler H. Klotz; - Gobelin-Tapeten mit mythologischen Darstellungen, fran- 
zösische Arbeit, 17. Jahrh., Eigenthum des Herrn Müllner; - Mobel- und Vorhang- 
stoiTfe von Ph. Haas 8: Sohne; - Sammlung von chinesischen und japanesischen Kunst- 
lndustrieobiecten von Liebermann in Wien; -- Sessel aus gepresstem Leder von 
Lem oi n in Paris; - Gypsabgüsse aus dem Atelier des Museums; - Porcellangegenstände 
von Herrn Karl Röttinger; - Thonwaaren von A. Klammerth und J. Slowak in 
Znaim; - Goldschmuck mit Brillanten-Imitation von A. Augustin in XVien; - Niello- 
schmuck von -S egner in Wien; - Glaswaaren von Ulbrich und K. Rankl in Wien; 
- Sammlung von Alt-Wiener Porcellan von Kaff; - gestickter Teppich und Decke von 
Frau Therese Penesato; - Photographien von J. L6 wy; - Gold- und Juwelen- 
schmuck von V. Meyers Sohne; - Tafelaufsatz nach dem Entwürfe von Hansen, aus- 
geführt von Hagemeier (f); - Sammlung von alten Toilettegegenständen, Schmuck 
und Gerathe aus Stahl. Eigenthum des Herrn Ritzinger; - Gold- und Silberschmuck 
von E. Braun; - Diplom-Enveloppe nach dem Entwürfe des Architekten v. Geza, aus- 
geführt von Alex. Winkler; - Collection von Holzschnitzereien vorn Bildhauer Rint 
in Linz; - Cassette mit Holzschnitzerei von Jul. Eh rbacher; - Titelblatt, ausgeführt 
vom Kalligraphen Tourneur; - l-lolzrelief von Jul. Prastorfer; - Zeichnung nach 
dem Allerheiligenbild von Albrecht Dürer im Belvederc vom Herrn Josef Schönbrunner; 
- Specksteinarbeiten von H. Philipp; - Ürientalische Stickereien von Frau W. 
P e t ro wi c. 
(Besuch des Konsums) Die Sammlungen des Museums wurden im Monat 
Mai von 11.603, die Bibliolthek von 851 Personen besucht. 
(Gesellschaft für vervielfaltigende Kunst.) Der Verwaltungsrath der Gesell- 
Schah für vervielfaltigende Kunst versendet den Geschäftsbericht für das Jahr 1875, aus 
welchem hervorgeht, dass dieser lediglich Kunstzwecken dienende Verein von der Ungunst 
der Verhältnisse bisher so ziemlich unberührt geblieben ist. Die Einnahmen der Gesell- 
schaft betrugen 5o.oeo fl. und der Betriebsfond ist nun auf nahezu 23.000 tl. gewachsen, 
so dass neuerdings bedeutende künstlerische Unternehmungen in Angriff genommen werden
	        
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