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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 130)

derung des Zeichenunterrichtes in anerkennender Weise aus. Es dürfte 
wohl keinem Zweifel unterworfen-sein, dass die Inspection in der nächsten 
Zeit auch auf andere Schulen ausgedehnt wird. 
(Allgemeine Zeiohensohule für Mädchen und Frauen in Wien.) 
Diese Zeichenschule wurde im Jahre 1873 vorläufig für drei Jahre errichtet 
und dem Herrn Prof. Pönninger, als ihrem Vorstande, übergeben. Sie 
wurde im Januar 1874 mit 63 Schülerinnen eröffnet und hatte im Schul- 
jahre 1874f75 64, im Schuljahre 1875f76 71 Schülerinnen. Der grösste 
Theil derselben verblieb in der Schule und wohnte dem Unterrichte bis 
zum Schlusse des Schuljahres bei. Eine grössere Anzahl von Schülerinnen 
unterzubringen, war aus sachlichen und pädagogischen Rücksichten un- 
möglich. Die meisten der Besucherinnen kamen aus Privatschulen, aber 
nicht eine derselben brachte auch nur die elementarsten Kenntnisse der 
Perspective und der geometrischen Raumlehre mit. Prof. Pönninger 
legte das grösste Gewicht auf eine pädagogisch richtige Leitung des Unter- 
richtes und erzielte mit den meisten Schülerinnen die besten Erfolge, so 
dass dieselben, welcher Kunstübung sie sich auch zuwenden mögen - 
sei es im kunstgewerblichen Fache oder auf rein künstlerischem Gebiete 
- gründlich vorgebildet erscheinen. Es hatte sich in der dreijährigen 
Praxis herausgestellt, dass im ersten Jahre das correcte Zeichnen des 
Flachornamentes, im zweiten die correcte Wiedergabe schwieriger Körper- 
combinationen und im dritten Jahre das Zeichnen von schwierigen Orna- 
menten und Köpfen auch bei mässig begabten Schülerinnen zu erreichen 
ist. - Die Schule ist fast ausschliesslich von Damen der besseren Stände 
besucht, vorwiegend aus dem Beamten- und Kaufmannsstande. 
(Neu ausgestellt.) Costnmblatter aus der Zeit vom 15.-18. Jahrhundert; - 
Aufsatzschrank mit geschnitzten und vergoldeten Ornamenten in den Füllungen, Malerei 
hinter Spiegelglas, 18. Jahrh., Eigenthum des Herrn Jovan Theoduroviti; - Krüge, 
Schalen und Ofenkacheln. Siebenburger Hausindustrie, Eigenthum des Museums; - Gal- 
vanoplastische Reproductionen vom Gewerbe-Museum in Nürnberg; - Meidingefsche 
Patent-Fnllofen von Heim 61 Wilson; - Indische Schmuckgegenstande, Tisch- und Thee- 
gerath in getriebenem Silber, Eigenthum des Herrn A. Silbiger; -- Anatomische Figur 
aus Terracotta von Paludano von 1569; - Schrank mit Ornamenten und allegorischen 
Figuren in Gold gemalt, 1636, Eigenthum der n.-o. Landstende; - neue Fayencen von 
Schaffner in Flnridsdorf; - Teppich für einen Spieltisch von Leopoldine und Josefine 
Gall; - Credenzkasten mit Holzschnitzerei in deutscher Renaissance von Tischlermeister 
lrrnler; - Schreibtisch vom Mobelfabrikanten G. Gilgen; - Bilderrahmen in Holz- 
Intarsia von Apollonio in Cortina d'Ampezzo,- - Stickereien und Gewebe des Vereines 
der v-Freunde der Handarbeit: in Stockholm nach nationalen Mustern, Eigenthum des 
Prof. Curman in Stockholm; - Bilderrahmen von A. Scheidl; - Holzmalereien von 
Fräulein Toni Teschendorf in Stettin; - Vase und zwei Kästchen erfunden und mo- 
dellirt von weil. Sr. Excell. Freiherrn von Pratobevera (f 1875), Tischlerarbeit von 
Fr. Fahler in Wien; - Uhr, ein Jahr gehend, von Gebrüder Stern; - Anstreicher- 
Arbeiten (Marmor-Imitationen) von Gustave Santesson. 
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monat 
Juni von 10.538, die Bibliothek von 796 Personen besucht. 
(Verleihungen) Se. Majestät hat mit Allerh. Entschliessungvom 28. Mai d. J. 
dem Hof-Tischlermeister Friedrich Paulick in Wien, in Anerkennung seiner verdienst- 
lichen Leistungen auf dem Gebiete der Kunstindustrie, das Ritterkrcuz des Franz Joseph- 
Ordens, und mit Allerh. Entschliessung vom 5. Juni d. J. dem Abte des Prarnonstratenser- 
sriftes zu Neureisch, Dr. Wenzel Kratky, in Anerkennung seines verdienstvollen Wirkens 
taxfrei den Orden der eisernen Krone dritter Classe verliehen. 
(Alte Stahtarbeiten.) Wir machen Fachmänner und Freunde des Kunstgewerbes 
auf eine bescheidene, in ihrer Art aber einzige Sammlung aufmerksam, welche gegen- 
wärtig in der modernen Ausstellungs-Abtheilung des Oesterr. Museums zu besichtigen 
ist, eine Collection von älteren Stahlarbeiten nämlich, welche dem Fabrikanten Herrn 
Ritzinger gehört. Bekanntlich zahlen Stahlarbeiten kunstgewerblichen Gepräges, die 
aus ilterer Zeit stammen, auch in den Museen noch zu den selten vertretenen Objecten.
	        
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