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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 3)

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Kästen, zum Beispiel an Kassetten und Reliquarien wiederkehrende An- 
lehnung an die Hausform gemeinsam zu haben. Sie besitzen nämlich ein 
Giebeldach. Auch die Sammlung Figdor besitzt einen solchen Schrank oder 
vielleicht besser gesagt einen Vertreter dieses Typus aus späterer Zeit. Das 
Material des ganz schlichten Schrankkastens mit niedrigem Giebel ist Zirben- 
holz. Wie mir bezüglich der ähnlichen Exemplare der Sammlung des Grafen 
Wilczek auf Kreuzenstein mitgeteilt wurde, ist der Fundort dieser Schränke 
das Salzburger Gebiet. Das Figdorsche Exemplar hat als Charakteristiken aller 
echt mittelalterlichen Schränke die schmale einflügelige, etwa die halbe Breite 
einnehmende Tür. Die Zier der Vorderseite besteht aus vier im Halbkreis 
Abb. zu. Sakristeischrank aus der Lindauer Gegend von 1457. Höhe 1,30, Breite 2,12 Meter 
oben und unten abgeschlossenen Blendarkaden, wovon die beiden mittleren 
oben über die seitlichen überhöht sind. Während die Bogenlaibungen nicht 
profiliert sind, haben die Pilaster an den Ecken Protilierung mit Rundstab 
und Hohlkehle, die nicht nach Rornanisch oder Gotisch, sondern eher nach 
Renaissance schmeckt. Daher möchte ich den interessanten Schrank für 
eine späte - XVI. bis XVII. Jahrhundert - Nachbildung, vielleicht aus 
bäuerlichen Kreisen, eines sehr alten Vorbilds halten. Die Erhaltung des 
Holzes und die sonderbare Tatsache, daß die mittlere Pilasterleiste über 
die eisernen Türbänder gelegt ist, bestärkt meine Vermutung. 
Im weiteren Verlauf der Entwicklung gehen die burgundisch-französi- 
schen und rheinisch-niederdeutschen Schränke einerseits, die oberdeutschen 
und die der Alpenländer andererseits ihre getrennten Wege nach Material, 
Aufbau und Dekoration. Bleiben wir zunächst bei der Tiroler und ober- 
deutschen Gotik, von denen die Sammlung ausgezeichnete Stücke besitzt.
	        
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