147,
nicht förderlich, ganz disparate Gewerbe. miteinander zu verbinden,
z. B. die Porcellanmalerei mit der Holzschnitzerei, eine Zeichenschule
für die textile Kunst mit einer Modellirschule zu verbinden. In
Oesterreich haben die kunstgewerblichen Fachschulen eine ziemlich
grosse Ausdehnung gewonnen, und es haben sich verschiedene Arten
von kunstgewerblichen Fachschulen entwickelt, je nach Bedürfnissen.
Die einfachste Art dieser Schulen sind jene, welche sich auf den
Fachzeichenunterricht für ein bestimmtes Kunstgewerbe be-
schränken, wie es z. B. bei der Drahanischen Zeichenschule für tex-
tile Gewerbe in Reichenberg der Fall ist. Einige Schulen verbinden
mit dem Zeichenunterrichte auch einen Modellirunterricht, wie es bei
den meisten Holzschnitzschulen oder wie es bei der keramischen Zei-
chen- und Modellirschule in Znaim der Fall ist. In der letzteren
Schule hat sich das Bedürfniss nach einem chemischen Unterrichte
als nothwendig herausgestellt. An den Orten, wo es vielerlei Ge-
werbe aber kein dominirendes Gewerbe gibt, ist die Gründung einer
Fachschule nicht gerechtfertigt, sondern dann thut man viel besser
allgemeine gewerbliche Fortbildungsschulen oder allgemeine Gewerbe-
schulen zu errichten.
Die eigentlichen kunstgewerblichen Fachschulen treten
über die Grenze kunstgewerblicher Zeichen- und Modellirschulen hinaus,
und umfassen das gesammte Gebiet eines Kunstgewerbes, sowohl nach
seiner theoretischen als praktischen Seite. Welche Ausdehnung
eine solche Schule haben soll, das kann nur von Fall zu Fall bestimmt
werden, da ja für die Entwicklung einer solchen Schule äussere Factoren
massgebend sind. Beispiele solcher kunstgewerblichen Fachschulen sind
die keramischen Schulen in Teplitz und Tetschcn, die Holzschnitzschulen zu
Taufers in Tirol und zu Gmlind in Kärnten, die höhere Stickereischule in
Wien u. a. m.
3. Kunstgewerbliche Lehrwerkstätten unterscheiden sich
wesentlich von kunstgewerblichen Fachschulen dadurch, dass der Haupt-
accent auf die Werkstatt und auf die praktische Ausübung des Gewerbes
gelegt wird, was nicht hindert, dass mit einer solchen Lehrwerkstätte zu-
gleich ein Schul-Unterricht verbunden wird. Bei der Gründung von
Lehrwerkstätten ist aus mehr als einer Rücksicht grosse Vorsicht nötbig,
da solche Lebrwerkstätten leicht wie Staatsfabriken aussehen und die Ri-
valität von Industriellen hervorrufen, welche einer staatlichen Hilfe ent-
behren, und andererseits eine Lehrwerkstätte ohne commerciellen Betrieb
nicht recht denkbar ist, die Führung aber eines solchen commerciellen
Betriebes eine genaue Controle voraussetzt. Es ist aber begreiflich, dass
man auf das System der Lehrwerkstlitten mit ganz besonderer Liebe ein-
gegangen ist, weil es ein sehr sicheres Mittel ist, ein im Sinken begriäe-
nes Gewerbe zu heben; oder ein neues Kunstgewerbe direct in das Le-
ben einzuführen. Die meisten Lehrwerkstätten, die in Oesterreich er-