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ullsogleich in Angriff genommen wurde, und, wie wir hotfen, im nächsten
Frühjahr der Benutzung übergeben wird.
Dieser Neubau soll alles das enthalten, was nach den bisherigen Er-
fahrungen zu einer solchen Anstalt gehört, und alles wieder vereinigen,
was durch die Verhältnisse so weit auseinander gezogen wurde.
Um nun die vorliegenden Pläne erläutern zu können, ist es noth-
wendig, Einiges über den inneren Organismus der Wiener Akademie
voraus zu schicken.
An der Wiener Akademie bestehen für Maler wie für Bildhauer
Schulen, in welchenldie allgemeinen Vorkenntnisse in der Regel im Laufe
von drei Jahren erworben werden können. Schon nach Absolvirung der
Unterrealschule oder des Untergymnasiucns können hier die jungen Leute
mit den ersten Regeln der Kunst vertraut werden, haben dabei aber auch
noch den wissenschaftlichen Theil des Kunststudiums durchzumachen und
ausser Heissigem Zeichnen nach der Antike und dem lebenden Modell
Vorträge zu hören über Anatomie, Perspective, allgemeine und Kunst-
geschichte, Mythologie, Styllehre, Costümlehre, Farbenlehre und Farben-
chemie. Die Kupferstecher und Graveure geniessen ebenfalls den Unter-
- richt an dieser allgemeinen Schule, während die Architekten ihre Vor-
bildung an den technischen Hochschulen des ln- oder Auslandes erlangen
können, daher an der Akademie eine solche Vorschule überflüssig ist. Nach
erhaltenen Zeugnissen über die Absolvirung dieser erwähnten Vorkennt-
nisse kann jeder Schüler nach eigener Wahl in eine der Specialschulen
der Akademie eintreten, wo er viele derselben Professoren, denen er seine
Vorbildung in der Kunst verdankt, wiedertindet. Hiedurch entsteht die
gewiss einzig richtige Methode, die Kunst zu lernen, indem der junge
Mann, ehe er noch weiter in die Kunst eingedrungen ist, nicht durch
verschiedene Ansichten verschiedener Lehrer irre geführt, sondern nach
Einer Richtung hin vollkommen gefestigt wird und dadurch eine solide
Grundlage und dauernde Anhaltspunkte erhält.
' Die zweite Abtheilung unserer Akademie besteht aus den Special-
schulen der verschiedenen Fächer, und zwar:
a) 4. Specialschulen für Historienmaler,
b) 2 w i- Bildhauer,
c) 2 n w Architekten,
dü i Specialschule i) Landschaftsmaler,
e) i n w Kupferstecher,
f) t u n Medailleurs und Graveure.
ln diesen Specialschulen widmen sich die jungen Leute ausschliess-
lich der Kunstthätigkeit unter der nahezu beständigen Leitung ihrer Pro-
fessoren, zu denen sie auch dadurch in ein näheres Verhältniss treten.
Die Lehrzeit ist an diesen Specialschulen 5 (für Architekten 3) Jahre, und
die Arbeiten, die sie in den letzten Jahren machen, sind oft von bedeu-
tender Zahl und grossem Umfang, auch oft von künstlerischem Werth.