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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 131)

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Es war ein besonderer Glücksfall, dass dem neuen Director der Anstalt, dem als 
Architekten rühmlichst bekannten Emil Lange, zugleich die Bauleitung übergeben werden 
konnte. Wohl kaum dürfte sonst der Umbau in so entsprechender Weise, dabei so rasch 
durchgeführt worden und zugleich der Fortgang des Unterrichts so ungestört geblieben sein, 
als es der Fall war. in Angriß" genommen wurden die Bauarbeiten im April vor. Jahres, 
zu Ende des letztem konnte aber die Schule bereits ihren Einzug halten, während gegen- 
wärtig nur noch ein kleiner Rest der Ausstattung und Decoration zu beschatfen übrig 
bleibt. Hauptzwecke des Umbaues waren Herstellung geraumiger, mit Nordlicht ver- 
sehenen Schullocalitäten und Ateliers, unter Getrennthaltung der männlichen und weib- 
lichen Abtheilung, sowie Gewinnung einer Bibliothek init Lesezimniern und eines Hor- 
saales von grosseren Dimensionen. Dieser letztere soll nämlich ausser zu den regel- 
mässigen Vortragen und den testlichen Acten der Schule, auch zu öffentlichen, dem 
Publicutn zugänglichen Vortragen hiesiger wie auswärtiger Fachmänner verwendet werden 
können. Um allen diesen Antorderungen zu entsprechen, bedurfte es der Anlage eines 
glasgedeckten, arkadenumgebenen Lichthofes behuts Vermittlung der Communication. 
Es besteht nun das Project, ahnlich wie es im Museum fur Kunst und lndustrie 
zu Wien der Fall, diesen Hof, soweit es thunlich, auch dazu zu benützen, eine Anzahl 
der schönsten, anerkannt mustergiltigen, kunstgeiverblichen Schöpfungen darin aufzustellen. 
Durch das Zusammenwirken dieser letzteren mit der geschmackvollen Architektur soll 
dann dieser Hofraum sich derart gestalten, dass sich iedem Eintretenden sofort zu er- 
kennen gibt, dass er sich an einer lieimstatte des Kunstgewerbes betindct. Für die Schule 
aber wird aus dieser Anordnung der grosse Nutzen entspringen, dass sich den Zöglingen 
der Anstalt die edelsten Formen durch beständiges Anschauen unauslöschlich einpragen, 
und sie durch dieselben zu immer neuem Streben nach Vervollkommnung angespornt 
werden. Demgemass ist auch dieser Hof, wie der lnnenbau überhaupt, in demjenigen Stile 
ausgeführt, den mit Recht unsere Zeit wieder zur Herrschaft erhob: in Renaissance. 
Anders verhält es sich mit dem Aeussern des Gebäudes, welchem sein nicht unkleidsames 
modern-romanisches Gewand belassen wurde. Massgebend liiefür war neben der Pietät 
gegen eine frühere Periode namentlich die Rücksicht auf die dadurch vcrmiedenen erheb- 
lichen Mehrkosten. . 
Mit dem Einzug in das neue Local wurde auch sofort eine Erweiterung der Lehr- 
thätigkeit, sowie überhaupt eine vollstandige Reorganisation der Schule angebahnt, welche 
jedoch naturgemass in nicht zu raschem Tempo und nicht nacn allen Richtungen hin 
zugleich durchgefuhrt werden kann. 50' mussten auch z. B. bis ietzt verschiedene Tech- 
niken noch unberücksichtigt und ihre Einrcihung einem späteren Zeitpunkte vorbehalten 
bleiben. 
Obgleich sonach unsere Anstalt in diesem Uebergangsstadium sich nicht in voller 
Entfaltung zeigen kann, hielt sie es dennoch lür geboten, sich der Betheiligung an der 
grossen Ausstellung und dem Wettkampf mit den Schwesteranstalien nicht zu entziehen. 
Möge dieser Kampf dem deutschen Kunstgewerbe zur Forderung und Ehre gereichen! 
(Südd. Presse.) 
KLEINERE MITTHEILUNGEN. 
(Geschenke an das Museum.) Vom l. Jänner 1875 bis in jüngste 
Zeit wurden die Sammlungen des Oesterreich. Museums durch folgende 
Geschenke bereichert: Von Sr. Majestät dem Kaiser: Eine Wandfüllung in 
schwarzem Rahmen, Holzschnitzerei, ausgeführt vom Bildhauer Heppner; 
Möbel und Möbelstotle aus dem Kaiserpavillon der Weltausstellung; ein 
gehäkelles Taulgewand und Tischchen aus Aloefäden, dalmatinische mo- 
derne Arbeit; eine Uhr mit Filigran und Gravirung von Fr. Homer in 
Cattaro; ein Glasgemälde von Ant. Kuchenreiter in München; - von 
Sr. kais. Hoheit Herrn Erzh. Rainer ein byzantinisches Gemälde; - 
von Frau Louise Barth ein Tableau mit Monogrammstickerei; - von 
Herrn V. Besarel in Venedig eine Figur in Holz geschnitzt; - von 
Herrn Hofrath Birk, vier Porträtbüsten in Gyps aus dem Prager Dorn; 
- von Freiherrn v. Bourgoing ein Wandleuchter von Wiener Por- 
cellan; - von Herrn Brausewetter in Wagrarn eine grosse Terra- 
cottavase; - von Herrn Borstel Lyoner Seidenstoff; - von Herrn
	        
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