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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 131)

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eine innige, doch mannigfaltige Vllechselbeziehung. Tretfe ich auf Ueber- 
einstimmungen zwischen Stichen und ausgeführten Arbeiten, so gehe ich 
vorerst der Individualität des Stechers nach - da letzterer in der Re- 
gel bekannt ist, der Schöpfer des ausgeführten Objectes jedoch nur aus- 
nahmsweise. 
Denselben Weg schlug ich mit Flynt ein. Auf die Frage, welchen 
Charakter tragen seine Arbeiten, musste ich mir antworten: Als Gold- 
schmiedgesell publicirt er im Jahre 1592 in Wien stylreine Muster. Diese 
so wie die der Zeit nach unmittelbar folgenden Blätter tragen die Merk- 
male höchster Kunstentwickelung, während er 1603 bereits den tiefen Ver- 
fall der Kunst zur Schau trägt. (Siehe die kurze Charakteristik dieses 
Meisters p. 5 im Vorworte zu den Gefässen der deutschen Renaissance.) 
Es scheint mir unmöglich, dass ein Goldschmiedgesell mit seinen 
sch öpfe risch e n Arbeiten das Niveau der künstlerischen Leistungen seiner 
Zeit überragen könne, wenn er nicht auch in Zukunft diesen Ebcnbürtiges 
leistet. Es liegt vielmehr der Schluss nahe, dass diese musterhaften Ar- 
beiten wohl nur auf Rechnung seines Lehrmeisters zu setzen seien, mit 
einem Worte, dass für dieselben Zeichnungen und Arbeiten anderer Gold- 
schmiede als Vorlage dienten. Welche Goldschmiede können da in Betracht 
kommen? In erster Reihe sein Lehrmeister, für welchen Bergau selbst 
W. Jamnitzer ausgibt. Nun findet sich in Nürnberg ein Pokal, welchen 
die Tradition eben diesem Meister W. Jamnitzer zuschreibt. Ist da meine 
Schlussfolgerung, dass Flynt u. A. auch nach W. Jamnitzer copirt habe, 
gar zu willkürlich? Ich werde der erste sein der die Tradition der Ur- 
heberschaft Jamnitzefs an gewissen Objecten aufgibt, allein in diesem Falle 
wurde kein Beweis erbracht, sondern nur eine Behauptung aufgestellt. 
Aus den hier entwickelten Gründen bin ich in dem erwähnten Vor- 
worte den Ergebnissen meiner Studien gefolgt, und habe die abweichende 
Ansicht Prof. Bergau's, obwohl mir dieselben bekannt waren, nicht acceptirt. 
Eine Polemik gegen Herrn Prof. Bergau lag nicht in meiner Absicht, auch 
wenn sie in den Rahmen jener Arbeit gepasst hätte. 
Franz Schcstag. 
Kunstgoworblicho Fachachulen und ihre Arten. 
Es dürfte nicht unangemessen sein, d.e verschiedenen Ausdrücke zu 
erläutern, welche zur Bezeichnung kunstgewerblicher Fachschulen ge- 
braucht werden; denn nichts ist schädlicher als Unklarheit im Ausdrucke, 
da dieselbe häufig mit undeutlichen Vorstellungen über den Wirkungs- 
kreis der Schüler in Verbindung steht. Alle kunstgewerblichen Fach- 
schulen haben den Zweck einen bestimmten Zweig des Kunstgewerbes 
auf dem Wege des Unterrichtes zu fördern. 
Bevor man es unternimmt, eine Fachschule zu gründen, ist es un- 
erlässlich nöthig, das Fach zu präcisiren, zu dessen Hebung eine solche
	        
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