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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 131)

Fachschule nöthig ist, und den Ort mit Umsicht zu wählen, wo eine 
solche Fachschule errichtet werden soll. Ist man darüber klar, wo und 
für welches Fach eine Schule in's Leben gerufen werden soll, dann ist es 
weiter von Wichtigkeit, die Rangstufe der Schule in's Auge zu fassen. 
Alle diese Rücksichten werden zur Sprache kommen müssen, wenn man 
die Terminologie der kunstgewerblichen Fachschulen zu erläutern unter- 
nimmt. Die Ausdrücke, welche gegenwärtig bei den kunstgewerblichen 
Fachschulen im Gebrauche sind, sind folgende: 
r. Kunstgewerbliche Ateliers und Laboratorien. Solche 
Anstalten werden in das Leben gerufen, um hervorragenden Kunsthand- 
werkern oder Künstlern oder Kunsttechnikern die Möglichkeit zu bieten, 
sich selbstständig zu etabliren und in dem betreffenden Atelier einen be- 
stimmten Zweig der Kunst oder Kunsttechnik auszuüben. Man verbindet 
mit solchen Ateliers verschiedene Zwecke: man will damit einem hervor- 
ragenden Künstler oder Techniker die Gelegenheit bieten, sein specielles 
Talent zu entwickeln, und dadurch auch einen bestimmten Kunstzweig zu 
erhöhter Geltung zu bringen. Man kann damit auch den Zweck ver- 
binden, durch solche Ateliers die kunstgewerbliche Thätigkeit einer Ge- 
gend oder eines einzelnen Kunstzweiges zu beleben. 
Solche Ateliers werden entweder für eine beschränkte Zeit oder für 
eine Person, welche sich einem besonderen Kunstzweige widmet, gegründet, 
und hören auf, sobald die Veranlassung aufhört, welche ihre Gründung 
herbeigeführt hat. Sie haben daher in der Regel nur einen vorüberge- 
henden Charakter und unterscheiden sich daher wesentlich von den kunst- 
gewerblichen Schulen, die ihrer Natur nach auf eine längere Dauer be- 
rechnet sind. Sie haben den grossen Vorzug, dass sie unmittelbar för- 
dernd wirken, dass die Regierung eine grössere Freiheit der Action hat, 
als bei Schulen. 
ln Oesterreich und Deutschland gibt es relativ sehr wenige vom 
Staate subventionirte Ateliers. Es liegt dies wohl im Nationalcharakter 
der Deutschen, dass sie auf den methodischen und schulmännischen Un- 
terricht ein grösseres Gewicht legen, als auf eine Förderung des Indivi- 
duums. Man findet daher auch im Ganzen kunstgewerbliche Specialitäten 
in den genannten Ländern selten, während an schulmännisch gut gebil- 
deten Männern kein Mangel ist. Nun beruht aber die ganze Kunstindu- 
strie wesentlich auf den zwei Elementen, der allgemeinen Schulung und der 
Förderung der Specialitäten. Die Nationen, welche in den Kunstgewerben 
die erste Rolle spielen, sind eben diejenigen, wo beide Elemente reich 
entwickelt sind. Insbesondere dann, wenn sich eine Specialität durch 
eigene Kraft herausgebildet hat, es derselben aber an Mitteln fehlt, sich 
Geltung zu verschaffen, dann ist es nöthig fördernd und helfend einzu- 
treten. Es würde mancher Zweig der Kunstindustrie besser stehen, wenn 
man in früheren Zeiten, insbesondere auf dem Gebiete des Emails, der 
Fayence und Porcellanmalerei, der Ciselirkunst auf das System der sub- 
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