Dieser Tendenz karnen nun aber die neuen in Italien eben erwachenden
Studien entgegen. Man las wieder allgemein die alten lateinischen Autoren;
die römischen Götter mit der bunten griechischen Mythologie verbrämt
und die halb sagenhaften, halb historischen Heldengestalten aus der Zeit
der römischen Republik belebten sich neu in den Gemiithern. Man war
gewiss froh, im Kunstgewerbe ein Feld zu entdecken, wo neben den
Stiftungen der strengen kirchlich-gottseligen Kunst man auch einmal ein
Dianenbad malen konnte.
Die Kunst, welche das Sinnliche lockend verführt, findet stets bei
Fürsten und bei reichgewordenen Bourgeois ihre Patrone. So war es auch
in Florenz. Ein untergeordneter Maler, aber ein gescheidter. Mensch, be-
nützte diese Neigung der höheren Stände, um sich aus einer Gattung des
Kunstgewerbes eine Spezialität zu machen und ein reicher Mann zu wer-
den. Es war Dello, der eigentlich als Thonbildner angefangen hatte. Er -
erkannte aber, dass dies nicht viel einbringe, und da er um seiner Arbeit
willen eines grösseren Gewinnes bedurfte, so beschloss er sich zur Malerei
zu wenden. Im Zeichnen hinlänglich geübt, gelang ihm dies sehr leicht
und er lernte schnell die Behandlung der Farben kennen, wie viele Bilder
beweisen, die er in Florenz verfertigte, vornehmlich solche mit kleinen
Figuren, bei denen er weit mehr Anmuth zeigte als bei den grösseren
Gestalten. Dies kam ihm sehr zu Nutzen, denn man fand zu jener Zeit
überall in den Zimmern der Bürger grosse hölzerne Truhen, die nach Art
der Särge auf dem Deckel mit mancherlei Zierathen versehen waren. Nie-
mand unterliess es diese Truhen machen zu lassen und ausser den Bildern
an der vorderen Fläche und an den Nebenseiten wurde an Ecken, biswei-
len auch an anderen Stellen, das Wappen oder Zeichen des Hauses an-
gebracht. Die Bilder an der vorderen Seite stellten gewöhnlich Fabeln aus
Ovid und anderen Dichtern dar, Erzählungen aus lateinischen und grie-
chischen Schriftstellern, oder sonst nur Jagden, Lustgefechte, Liebesaben-
teuer und ähnliche Dinge, was einem Jeden gerade am besten gefiel.
Das Innere war mit Leinwand oder Tuch gefüttert nach Stand und Ver-
mögen dessen, der solchen Kasten verfertigen liess, um darin Tuchkleider
und andere Kostbarkeiten wohl zu verwahren. Ja nicht nur diese Kasten,
sondern auch Ruhebetten, Lehnstühle, Geländer und andere ähnliche Ver-
zierungen der Zimmer, welche man damals sehr prachtvoll hatte, wurden
in solcher Weise verschönert, wie man dergleichen noch unendlich Vieles
in unserer Stadt (Florenz) sehen kann. Eine lange Zeit war dieser Brauch
so allgemein, dass selbst die vorzüglichsten Meister Werke der Art mal-
ten und vergoldeten ohne sich zu schämen, wie heutigen Tages viele thun
würden. Unter anderen schönen Werken beweisen dies noch zu unserer
Zeit einige Kasten, Lehnstühle und Gesimse in den Zimmern des Magnifico
Lorenzo des Aeltern von Medici, auf welchen Maler, die nicht zu den ge-
wöhnlichen gehörten, sondern treEliche Meister genannt zu werden ver-
dienen, alle Gefechte, Turniere, Jagden und sonstige Lustbarkeiten dar-