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stellen, die man zur Zeit des Herzogs mit so viel Einsicht, Erfindung und
bewundernswerther Kunst veranstaltet hatte. Doch nicht nur im Palast und
im alten Hause der Medici, sondern in allen grösseren Gebäuden der Stadt
sieht man Ueberreste davon; ja es gibt viele, welche an diesem in Wahr-
heit kostbaren und edlen Brauche festhalten und jene Dinge nicht haben
wegnehmen lassen, um sie mit neueren zu vertauschen. Dello, von wel-
chem oben schon gesagt ist, dass er ein sehr geübter und guter Maler
war, der kleine Figuren besonders anmuthig darzustellen wusste, beschäf-
tigte sich viele Jahre einzig und allein damit, Kasten, Lehnstühle, Ruhe-
betten und andere Verzierungen in der obengenannten Manier zu bemalen.
Dies erwarb ihm viel Ehre und Nutzen und man kann wohl sagen, es
war sein hauptsächlichstereund eigenthümlichster Beruf. Weil indess kein
Ding auf dieser Welt Bestand hat, mag es noch so gut und lobenswerth
sein, so war auch dieser frühere Brauch gesteigert und höher getrieben;
man kam in Kurzem dazu, reichere Ausschmückungen" anzubringen, man
lässt Nussbaumschnitzwerk vergolden, welches sich sehr prächtig ausnimmt,
{und lässt auf ähnlichen Hausrath herrliche Bilder in Oel malen, wodurch
ebensowohl der Reichthum der Bürger, als die Vortrelflichkeit der Künstler
otfenbar wird. Doch wir wollen auf die Werke Dello's zurückkommen,
_welcher der erste war, der mit Fleiss solcherlei Arbeiten vollführte; vor!
nehmlich bemalte er für Giovanni von Medici sämmtliche Geräthschaften
einer Stube, welches für eine seltene und in dieser Art sehr schöne Arbeit
galt, wie noch jetzt einige Ueberreste davon bezeugen. - Und weil es
wohlgethan ist, von solchen alten Dingen ein Gedächtniss zu erhalten,
habe ich im Palast des Herzogs Cosimo Einiges aufbewahren lassen, was
Dello mit eigener Hand gearbeitet hat und was immerdar beachtenswerth
sein wird, mindestens wegen der Mannigfaltigkeit der Kleidung jener Zeit,
von Männern sowohl als Frauen.
Ich habe diese ganze Stelle des Vasari mittheilen wollen (Dello II.
r. 53-55 der deutschen Uebers.), weil sie uns sofort eine Uebersicht über
das ganze Gebiet dieser Möbelmalerei gibt.
Das Zeitalter des Dello wird durch seine Lebensumstände bestimmt.
Er arbeitete für Giovanni von Medici (1400-4437) und ging dann nach
Spanien in den Dienst König Alfons V. von Arragonien, der von 1416-58
regiert hat. Paolo Uccello war sein Zeitgenosse und malte sein Portrait
unter den Söhnen Noah im Kreuzgang von St. Maria Novella. Urkundlich
steht jetzt fest, dass er gegen 1404 geboren war').
Von Dello's eigener Hand ist vielleicht kein Pinselstrich mehr übrig.
In den Utlizi zu Florenz werden ihm zwei kleine I-Ieiligenbildchen zuge-
schrieben, die ich übersehen habe. Zu Turin in der königl. Galerie (Nr. 95)
ist unter seinem Namen eine zwölfeckige Holztafel, die etwa als Präsentir-
teller gedient hat. Sie stellt Am0r's Triumphzug dar, in der Art, wie man
') Crowe u. Cavalcaselle, Gesch. der iml. Malerei, übers. von Jordan, lll. 3x u. f.