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dänische Leistungen, ihre Textur ist locker, die Fadenverschlingung läuft
gerne in Curven schlangenförmig durch die Zacken hindurch, wobei auch
ein rother oder blauer Faden eingefügt zu werden pflegt. Andere Muster
halten sich hingegen wieder an das Reingeometrische und stellen Rosetten,
Sterne etc. dar. Die Wirkung ist immer eine kräftige, wie sie etwa zum
bürgerlichen Kleide des 16. Jahrhunderts passte, ausserdem eignen sich
ldrias Spitzen vorzüglich als Besatz für Bettwäsche und ähnliches Linnenzeug.
Wenn diese kleine Industrie aber bestehen bleiben und gedeihen soll,
so ist die Unterstützung der ärmlichen dortigen Bestrebungen durch die
Regierung dringend nöthig. Wie wir hören sind Einleitungen dazu im
Zuge und aus eben diesem Grunde beabsichtigten wir nach Mittheilungen
vom Orte selbst einige Aufklärungen über den Gegenstand hier beizu-
bringen. A. Ilg.
Toohnoloqisches aus Japan.
Vortrag des Reg-Rathes Professor Exner.
l.
Die Literatur über Japan ist ziemlich reich, namentlich fehlt es an
Reiseberichten keineswegs. Doch über die technische Seite der hocheut-
wickelten japanischen Industriezweige, über die Organisation der gewerb-
lichen Arbeit, über das Verhältniss der Rohproduction und Fabrication
unter einander und zur ausländischen Concurrenz, haben wir nur dilettan-
tische, sich oft widersprechende, lückenhafte Nachrichten. Fasst man alles
zusammen was Beschreibend-technologisches über die Industrie
der Japaner in der Literatur vorhanden ist, so wird man einige wenige
verlässliche Anhaltspunkte, spärliche sachkundige Andeutungen finden.
Die Bemerkung, dass die Technik der Arbeit bei Erforschung fremder
Länder arg vernachlässigt wird, ist fast allenthalben zutreffend, sie gilt so
gut für Persien wie für Abyssinien, für Egypten und Indien, für China
und für Mexiko.
Bei Japan kommt aber noch ein eigenthlimlicher Umstand hinzu, der
hier in der Einleitung eine Erwähnung verdient. Von vlapanernu sprechen
heisst nach einer sehr verbreiteten Auffassung so viel wie nsich unter-
halten". Japanisch ist fast synonym mit anekdotiscli. Die nach unseren
Begriffen ungelenken Bewegungen und täppischen wManierenw, die geringe
Körpergrösse, die Höflichkeit der Japaner, zusammengehalten mit den mehr
oder minder getreuen, mehr oder minder fabulosen Erzählungen, von
ihrem überhasteten Vorwärtsstreben und lmitiren europäischer Sitte, die
Mischung dieser mit den nationalen abstrusen Eigenthürnlichkeiten, all'
dies zusammengenommen , hat den Japaner ganz besonders in den
Augen der Deutschen zu einer Art liebenswürdiger Spielerei ge-
macht. Das ist ein Unrecht. Japan ist für Oesterreich wichtiger als
Norwegen oder Spanien, der Japaner ist uns in gar mancher Beziehung