4-70
Industrie und Gewerbe beitragen. Ich baue hiebei auf die fernere Mit-
wirkung jener Factoren, welche das Zustandekommen dieser Anstalt er-
möglichten, sowie auf das anhaltende werkthä ge Interesse der gewerb-
lichen Kreise, welchen der Nutzen dieser Institution zugedacht istm
Das Museum ist in den sehr zweckmassig adaptirten Parterre-Localitaten des Eck-
hauses der Eschenbacbgasse und des Getreidemarktes untergebracht. Das genannte Ge-
baude ist bekanntlich Eigenthum des n. 6. Gewerbevereins, eine architektonische Zierde
Wiens. Das Gewerbemuseum verfügt dermalen über einen grossen Sammlungssaal , einen
hohen geräumigen Saal für die mechanische Werkstätte und ein Zimmer für die Vor-
träge im Parterre. Das Entresol besteht aus einem Zimmer, in welchem der Specialcurs
für die Korbllechterei etablirt ist, und dem Zeichen- und Mikroskopirsaale. Ausserdem
sind ein Bureau und mehrere Vorraume, sowie Depots im Souterrain vorhanden. Nur
durch eine sehr geschickte bauliche Umgestaltung der früheren Gasaengewblbe war es
möglich, genügende zweckentsprechende Localitaten zugewinnen. Der Museumssaal lasst
in seiner Installation zwei grosse gesonderte Räume erkennen, von denen der eine mit
der Werkzeugsammlung angefüllt ist, während der andere die Producte der holzverar-
beitenden Gewerbe und Grossindustrien beherbergt. Den grüssten Theil der Werkzeug-
sammlungen bildet die früher in Mariabrunn entstandene Lehrmittelsammlung der Lehr-
kanzel für mechanische Technologie an der Hochschule für Bodencultur. Eine andere
Zierde dieses Theiles der Sammlungen ist die Oollection von Muster-Werkzeugen des Han-
delsministeriums. Beides, mit den hinzugekommenen neuen Erwerbungen, stellt wohl ein
Unicum dar, eine nberreiche und cornplete Darstellung aller in allen Ländern der Erde
für die Holzindustrie dienenden mechanischen Behelfe. Minder imponirend, aber dennoch
reich an Lehrwerth besitzenden Obiecten ist die Sammlung von Rohstolfen, Halbfabri-
caten und Erzeugnissen aus Holz, von welcher die dem Apotbekerverein gehörige, 800
Nummern bestimmter Hölzer zahlende Collection eine Zierde bildet. ln der mechanischen
XVerkstatte, welche eine Mustereinrichtung darstellt, treibt ein Otto'scher Motor von 6
Pferdekraften die zur Einübung der Hörer der Specialcurse dienlichen Werkzeugmaschinen
und die zur Ausstellung und Erprobung an die Anstalt kommenden neuen Maschinen.
Im Entresol ist die wirklich grossartige Darstellung der Hausindustrien der österreichischen
Provinzen, der sndslavischen Länder und des Orients aufgestellt. Auch die Korbflecht-
Lehrwerkstatte verfügt über eine sehr bedeutende und. wie es scheint, sehr complete
Sammlung von Mustern verschiedenster Provenienz.
- Da die ofentliche Aufmerksamkeit sich in erfreulicher Weise dem gewerblichen
Unterrichte zuwendet, durften folgende, die Unterstützung und Ueberwachung gewerb-
licher Lehranstalten betreffenden Daten nicht unerwünscht sein: Einer Reihe von gewerb-
lichen Unterrichtsanstalten, welche von Gemeinden, Corporationen oder Privaten erhalten
werden und sich durch tüchtige Leistungen auszeichnen, sind im abgelaufenen Schuljahre
vom Unterrichtsministerium bedeutende Zuschüsse bewilligt worden, so insbesondere der
Baugewerkschule in Wien 5500 fl., der Gewerbeschule in Prag z5oo 6., der gewerblichen
Fortbildungsschule in Laibach 2000 (1., den Schulen des Kdrnthner Gewerbeveneina 3200 11.,
der gewerblichen Zeichenschule in Triest und der Fortbildungssehule in Troppau je
tooo fL- Ferner wurden Betrage zwischen 800 und ioo Gulden den verschiedenartigen
gewerblichen Schulen in Sechshaus, Linz, Radstadt, Perra, Imst, Graz, Marburg, Ru-
dolfswerth, Gottschee, Aussig, Beusen, Bodenbach, Budweis, Prag, Teplitz, Tetschen a. E.,
Würbenthal, Kolin, Jiöin und Lemberg zugewendet. Ausserdem fand eine bedeutende
Anzahl gewerblicher Lehranstalten die Unterstützung des Unterrichtsministeriurns durch
Betheilung mit Lehrmitteln. Von der Unterstützungswürdigkeit der einzelnen gewerb-
lichen Lehranstalten überzeugt sich der Unterrichtsminister ausser durch die Wirksamkeit
der regelmassigen Schulaufsichtsorgane durch Entsendung von Ministerialcommis-
saren, welche specielle Fachkenntnisse besitzen. In solcher Eigenschaft hat im letzten
Semester Schulrath Prof. Grandauer Tirol, Karnthen, Steiermark und Krain bereist. An
einzelnen bedeutenderen gewerblichen Schulen fungirt neben den allgemeinen Aufsichts-
organen ein besonderer fachlicher Aufsichtsrath; so ist an der Baugewerkschule
in Wien vom Unterrichtsminister ein Aufsichtsrath eingesetzt, dessen Mitglieder die Ober-
bauräthe Th. v. Hausen, F. Schmidt und H. v. Ferstel sind.
(Orientalisches Museum.) Die Ausstellungsräume des Orienta-
lischen Museums im neuen Börsengebäude am Schottenring, t. Stock,
werden Anfangs d. M. dem Besuche des Publicums wieder eröffnet. Da-
selbst befinden sich auch die Bureaux des Orientalischen Museums, sowie
die Redaction und Administrationder wOesterr. Monatschrift für den Orientu.
(Neu ausgestellt.) Eine Collection Antiquitäten von 22 Stück. Limosiner Emails,
Silbergefnsse und getriebene Silberreliefs, Statuetten von Silber. Uhren etc.. Eigenthum