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gleichsam körperlos ohne Schatten und Perspective dar, während die
andere Landschaften, Portraits, Thier- und Pflanzenwelt mit möglichst
naturalistischer Treue wiederzugeben sucht. - Daneben tritt nun, voll
eigenthümlichen Charakters, eine dritte Malart, die unter dem Namen
Sumie zusammengefasst wird. Ihr Material ist ausnahmslos Tusche, ihr
Darstellungsgebiet die Landschaft, romantische Plätze, steiles Gebirge,
wilde Felsstürze". Die Behandlung, kräftig und kühn, gibt nur den all-
gemeinen Charakter, die Stimmung würden wir sagen, und um das zu
unterstützen, werden nicht selten Gedichtstrophen beigesetzt.
Was dieser Manier besondere Bedeutung verleiht, ist, dass sie be-
stimmend auf die Decoration des Kunsthandwerks einwirkt und ihre For-
men in zahllosen Varianten auf Schüsseln, Tassen, Kannen und Kästchen
überträgt.
Zum Schluss folgt die Mittheilung, dass man in neuester Zeit auch
in Japan europäisch malen lerne.
Das folgende Capitel handelt über Erziehung und Unterricht.
Auf Treu und Glauben mögen einige Notizen herausgehoben werden,
Zwischen 157 und 30 v. Chr. führten Bewohner von Korea die Schrift-
zeichen in Japan ein. Um 285 n. Chr. werden die ersten chinesischen
Bücher herübergebracht. Wieder ist es Korea, von wo im Laufe des fünften
und der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts die Kenntniss der Me-
dicin, der Astronomie, der Chronologie und die Kunst des Kalender-
machens kommen. Zur selben Zeit übermittelt es auch die buddhistische
Religion. - Um_ die Mitte des siebenten Jahrhunderts gehen Japanesen
Studien halber nach China und um weniges später entsteht im eigenen
Land die erste öffentliche Unterrichtsanstalt, euphemistisch Universität
genannt. Von nun an entwickelt sich das Unterrichtswesen stetig und
allgemein, nur zwischen dem elften und sechzehnten Jahrhundert, zeit-
weise durch die politischen Unruhen, die neben dem Mikado das Sho-
gunat schufen, im raschen Fortschreiten gehindert, Immerhin wird gerade
in dieser Periode, nämlich um i3r6, die bis auf den heutigen Tag be-
stehende, grösste japanische Bibliothek von Kanasava gegründet. Im sieb-
zehnten Jahrhundert sollen die Aermsten schon des Lesens und Schreibens
kundig gewesen sein. - Ueber die Entstehung des Buchdruckes ist nichts
erwähnt, bewerkstelligt wird er vermittelst der Seitengrösse entsprechenden
Platten, in welchen die Buchstaben reliefartig eingeschnitten sind.. Eine
Manier, die sich trotz der Einführung europäischer Pressen mit beweg-
lichen Lettern, erhält. _
_ lm neunzehnten Jahrhundert macht sich der europäische Einfluss in
entschiedener Weise geltend. 1855 entsteht das erste Colleg an dem in euro-
päischen Sprachen und Wissenschaften, zum Theil auch von europäischen
Lehrern unterrichtet wird. lm Jahre 1872 soll sich die Zahl der Collegien
auf 256, die der Primarschulen auf 53.660 belaufen haben!