des im preussischen Staatshaushalt mit 300.000 Mark jährlich ausgeworfenen Kunstfonds,
sowie aus den Zinsen der v. Rohfschen Stiftung (Capital 45.000 Mark) und des Kiss-
schen Stiftungsfonds (Capital 300.000 Mark). Ueber die Verwendung desselben wird das"
Gutachten einer besonderen Commission gehört, deren Mitglieder theils unmittelbar, theils
auf Grund von Wahlen der akademischen Körperschaften durch den Minister der geist-
lichen etc. Angelegenheiten berufen sind. Die Sitzungen dieser preußischen Landes-
Cotnmission, welcher auch die Beurtheilung der Anträge auf Ausführung von Monumental-
werken der Plastik und Malerei obliegt, finden in der Regel jährlich einmal und zwar
im Herbst statt. .
Für Ankaufe wurden im Jahre t879 (bis t. November) aufgewendet: für Oel-
gemaldc 104.800 Mark, fur Bildhauerwerke 20.000 Mk.
Mit Genehmigung des Ministers veranstaltet die Directinn in den zur Zeit von den
Sammlungen noch nicht in Anspruch genommenen Räumen der Galerie zeitweilige Aus-
stellungen von Originalwcrken deutscher Künstler des igniahrhunderts.
Sie verfolgen den Zweck, Künstler und Laien mit den: Entwicklungsgange hervorragender
Meister naher vertraut zu machen, und bieten neben ausgeführten Werken derselben
namentlich Handzeichnungen, Studien und Entwürfe. Beim Besuche dieser Ausstellungen
wird zur Deckung der Kosten ein Eintrittsgeld erhoben, wofür gleichzeitig ein vom Di-
rector verfasstar gedruckter Katalog zur Verfügung steht.
Der Besuch der Galerie bezifferte sich im Snmmerhalbjahre 1879 (t. April bis
l. October) auf rund 140.000 Personen.
Sammlung der Sculptnran und Gypaabgiiase. Auf der Akropolis des alten
Pergamon sind Fragmente von Hochreliefs zu Tage gekommen, von denen mehrere in
die konigl. Museen gelangt und im Göttersaale aufgestellt sind. Mit Genehmigung der
Hohen Pforte wurde im vergangenen Jahre auf Antrag des Directors Conze unter Lei-
tung des Herrn Hurnann eine Ausgrabung an jener Stelle veranstaltet, zu welcher der
Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten die Mittel bewilligt hatte. Dieselbe führte
sehr rasch zur Entdeckung einer Reihe von Hochreliefplattcn, die sich als Theile eines
grossen Marmorfrieses, zu dem auch die bereits hier befindlichen Fragmente gehörten,
herausstcllten. Durch eine Allerhbchste Bewilligung wurden die Mittel zur systematischen
Durchführung der Ausgrabungen, zu welcher die laufenden Fonds der königl. Museen
allein nicht ausgereicht haben wurden, bereit gestellt. Die Arbeiten, denen Se. k. und k.
Hoheit der Kronprinz, der Protector der k. Museen, eingehendes Interesse widmete, sind
alsdann unter Leitung des Ingenieurs Hurnann und zeitweise auch des Directors Conze
fortgeführt worden und werden demnächst ihren Abschluss erreichen. Durch das Ent-
gegenkommen der Hohen Pforte ist es möglich geworden, den Besitz sämmtlicher Fund-
stücke den könlgl. Museen zu sichern. _Der gresste Theil der Sculpturen ist bereits hier
angelangt.
Ampeliua nennt in seinem vermuthlich in der zweiten Hälfte des z. Jahrh. n. Chr.
geschriebenen Liber memorialis (Vlll, I4) unter den Weltwunder-n einen zu Pergamon
befindlichen grossen Altar in Marmor von 40 Fuss Hohe mit sehr groseen Sculpturen
einer Darstellung des Gigantenltampfes. Augenscheinlich desselben Altars gedenkt der
etwa um dieselbe Zeit schreibende Pausanias. Die Vermuthung liegt nahe, dass der Bau
von Attalus l. (z4t-tg7 v. Chr.) errichtet sei und im Zusammenhang: stehe mit seinen
über die Galater erfochtenen Siegen. Es unterliegt keinearZweifel, dass die Hauptmasse
der gefundenen Sculpturcn von diesem Altar, und zwar von einem grossen Fries her-
ruhrt, der den Kampf der Götter gegen die Giganten darstellt.
Wie der ganze Altdrbau gestaltet war, insbesondere welche Stelle der Fries an
demselben einnahm, ist noch Gegenstand der Untersuchung. Der Fries selbst bestand
aus Platten von 2,30 Meter Hohe und zwischen 0,6: und x,1o Meter schwankender Breite,
aus einem nicht ganz gleichmassig gefärbten, bald mehr in's Blauliche, bald mehr in's
Gelbliche spielenden gressltörnigen Marmor. Die Figuren, im kühnsten Hochrelief aus-
gearbeitet, oft ganz vom Grunde gelöst, füllen denselben in der ganzen Hohe aus, haben
also etwa anderthalb Lebensgrbsse. Die Composition zeigt die Götter im wildesten, leiden-
schnftlichsten Kampf gegen die Giganten, welche zum grossen Theile schlangenfüssig,
vielfach geflugelt, zum Theil auch als gerüstet: Krieger erscheinen und in barbalischer
Karnpfeswuth gegen die Gbtter anstürmen. Zwei augenscheinlich als Pendants componirte
Hauptgruppen von je vier Platten zeigen Zeus, der mit der Linken die Aegis schwingt,
mit der Rechten seine Donnulteile geschleudert hat, und Athene, einen Giganten, den
ihre Schlange umringelt, bei den Haaren fassend, während Nike hacanschwebt, sie als
Siegerin zu kranzen und Ge aus dem Boden sich erhebt, um klagend für ihre Söhne zu
Gehen. Auf einer anderen Reihe von Platten ist Helins dargestellt, der mit seinem Vier-
gespann aus der Tiefe heraufkomrnt; auf anderen Platten ist Apollo, Artemis, Dionysos
von einem Satyrknaben begleitet, Hephaistos, Bnreas, vielleicht auch Pnseidon kenntlich.
An einem über dem Fries hinlaufenden Gebalk scheinen die Namen der Götter, unterhalb
des Frieses die Namen der Giganten eingegraben gewesen zu sein. Wenngleich sich die