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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 172)

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ßDie Communalschulen brachten Nutzarbeiten und Spitzen; das 
Talent des Volkes trat in diesen letzteren recht deutlich zu Tage. Mädchen 
von 12-13 Jahren hatten Dinge von unglaublicher Schönheit und Reinheit 
gearbeitet. Der leitende Gedanke, der dieser kleinen Special-Exposition zu 
Grunde lag, war der, in möglichst gedrängten Rahmen einen Ueberblick 
über alle in den Communalschulen ausgeführten Handarbeiten zu geben 
und dieser Gedanke war, unterstützt von der tadellosen Schönheit dieser 
Arbeiten, glänzend durchgeführte 
Wir empfehlen diese Mittheilungen der vollen Aufmerksamkeit des 
Prager Comitäs zur Förderung der Spitzenindustrie im böhmischen Erz- 
gebirge. Wenn man in jenen Bezirken dem Beispiele Belgiens folgen 
und schon Mädchen im Alter von 12-13 Jahren im Klöppeln von Kunst- 
spitzen unterrichten würde, so wird man in wenigen Jahren die Wohlthat 
dieser Massregel deutlich erkennen können. Es würde in diesem Falle spe- 
ciell die Statthalterei für Böhmen, respective das Unterrichtsministerium die 
Frage zu erörtern haben, an welchen Orten und durch welche Lehrkräfte 
der Klöppelunterricht in derVolksschule im Erzgebirge ertheilt werden solle. 
Dem gewerblichen Unterricht wird in Frankreich, speciell in Paris 
eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt und vorzugsweise sind es 
private Gesellschaften, welche den gewerblichen Unterricht des weiblichen 
Geschlechtes pflegen. Bezeichnend für die gegenwärtigen Verhältnisse ist 
es, dass sich bei diesem gewerblichen Unterrichte der confessionelle 
Charakter der einzelnen Schulen scharf ausprägt. Die in Paris gegründeten 
Gesellschaften: "Societe pour l'enseignement professionelle des femmesß 
sowie die necole professionelle pratiqueu haben Unterrichtsanstaltan ge- 
gründet, in welchen Schülerinnen aller Confessionen zugelassen werden. 
Hingegen gibt es eine grosse Zahl von gewerblichen Mädchenschulen, 
darunter selbstverständlich die in Menge vorhandenen Klosterschulen, 
welche einen specilisch katholischen Charakter haben. Wir ersehen ferner 
aus dern Berichte der Frau von Enderes, dass an den weiblichen ge- 
werblichen Unterrichtsanstalten in Frankreich den jungen Mädchen eine 
Reihe nützlicher Fertigkeiten gelehrt werden, die in Oesterreich in keiner 
weiblichen Unterrichtsanstalt in Berücksichtigung gezogen sind. 
Die erstere der beiden früher erwähnten Gesellschaften wurde im 
Jahre 1856 über Anregung der Frau Elise Lemonnier und zwar unter 
dem Titel: uSociete de protection maternelle peur les jeunes fillesn ge- 
gründet. Als der Verein Finanziell genug erstarkt war, wurde im Jahre 
1862 eine eigene Lehranstalt errichtet und zugleich der ersterwähnte Titel 
angenommen. Die Zahl der durch den Verein unterrichteten Schülerinnen 
ist seitdem von 4.0 auf 600-700 gestiegen und sind nunmehr vier Lehr- 
anstalten in Thätigkeit. Die Mädchen können bereits nach zurückgelegtem 
12. Lebensjahre in die Schulen des Vereins eintreten und werden da in 
einem fünfjährigen Cursus in der Holzschneidekunst, in der Porzellan-
	        
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