befreit; wenn er dem Hoflager folgte, erhielt er überdies freien Tisch
für sich und Futter für seine Pferde. - So war endlich auf seine alten
Tage der nimmer rastende Mann durch die Gunst seines Fürsten wenig-
stens der materiellen Sorge ledig! Nicht lange jedoch sollte er sich der
behaglichen Ruhe erfreuen; er starb Anfang des Jahres 1468, unverhei-
ratet und kinderlos, und ward in der Gruft der Gensfleisch in der
Dominicanerkirche zu Mainz bestattet. 1793 wurde Kirche und Kloster
durch die Franzosen zerstört, an die Stelle kam eine Fruchthalle, und da
auch diese 1875 abbrannte, so ist keine Möglichkeit, Gutenbergs Grab
z_u ehren.
Wozu denn auch? wWozu denn noch reden von Bronze oder Mar-
mor, dem Andenken Gutenbergs geweiht? Er hat ein Denkmal, das, viel
vergänglicher als alle anderen, sie gleichwohl alle überdauern wird; es ist
das Buch!" Ja fürwahr, und wenn noch angeführt wird, wie in rascher
Folge der Jahre seit 1460 allenthalben Buchdruckereien entstanden: 1460
in Straßburg, 14111 in Bamberg, 1462 in Cöln, 1465 in Subiaco, 1467 in Rom,
1468 in Augsburg und Basel, 1469 in Venedig und Mailand, 1470 in Nürn-
berg, Verona, Paris, 1471, 1472 in Speier und 12 Städten Italiens, 1473
in Ulm, Lyon, Utrecht, 1474 in Marienthal, Turin, Löwen und Valencia,
14.75 in Lübeck, Pilsen, Saragossa, 1476 in Rostock, Antwerpen, Brüssel,
Brügge, 1477 in Sevilla und Westminster, 1478 in Prag, Genf, Barcelona,
Oxford, 1479 _in Würzburg, 1481 in London, 1482 endlich in Erfurt,
München und Wien u. s. w. u. s. w., so könnte mit diesem Hinweis auf
die Verbreitung der neuen göttlichen Kunst eigentlich unsere Aufgabe als
abgeschlossen betrachtet werden.
Doch soll noch auf den Unverstand und die Niedertracht hinge-
wiesen wcrden, mit welcher dem Andenken Gutenbergs arg mitgespielt
wurde.
Begonnen wurde die Hinterlist, wie schon erwähnt, durch die Firma
Fust-Schößer, welche immerhin die Drucktechnik verbessert haben mag
und durch zahlreiche Publicationen zur Propagirung der neuen Kunst
wesentlich beitrug. In ihre Schlussschriften setzen die Beiden stolz ihre
Namen, sprechen aber von der neuen Erfindung blos in vagen Ausdrücken,
ohne den Erfinder selbst zu nennen. Nur einmal wird von Schötfefs Erben
eine Ausnahme gemacht, als es sich ihnen bei der Dedication der deutschen
Livius-Ausgabe an Kaiser Maximilian im Jahre 1505 darum handelte,
von diesemeine Anerkennung und Druckprivilegien zu erlangen. Die"
Schlussschrift dieses Buches lautet: "Solich wergk, das in der Stadt Mentz
gedruckt ist, will Ew. Majestät gnediglich ufnemen, in welcher Stadt auch
anfengklich die wunderbare Kunst der Trukerey und imversten von dem
kunslreichen Johann Gutenberg da man zelt nach Christi unsers
herrn geburt tausend vierhundert und fünfzig Jar, erfunden und dernach
mit vleiss kost und arbeit Johann Fausten und Peter Schöffer zu Mentz
gebessert und bestendig gemacht ist wordenm