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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 202)

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Dies ist, wie gesagt, ein ausnahmsweises Eingeständniss der Wahr- 
heit gegenüber der kaiserlichen Majestät; aber als der Zweck erreicht war, 
dann wird von Peter Schölfefs Sohn Johann und seinen Freunden seit t5og 
bereits fleißig und frech darauf losgelogen, und es ist nur die ständige 
kleine Variation, dass einmal Johann Fust, ein andermal Peter Schöifer als 
"der erst erhnder und urheber der Buchdruckerkunstu ausposaunt wird. 
Ein später Angehöriger-der Familie (Joh. Fried. Faust von Aschaffenburg 
Sohn) stülpt endlich den Handschuh ganz um und erzählt haarscharf, dass 
der screbsame, grübelnde Erfinder Johann Fust gewesen, Gutenberg aber, 
sein Hausgenosse und Wohnungsnachbar, habe ihm mit Geld ausgeholfen, 
weil er sich von der Erfindung Fust's reichen Gewinn erhoffte. 
Beiläufig sei auch der Verwechslung und ldentificirung des Gelda 
mannes und Buchdruckereibesitzers Johann Fust mit dem sagenhaften 
Doctor Faust gedacht. Dass der Vorname des fahrenden Schwindlers 
und Wunderdoctors Georg Faust, von welchem Melanchton erzählt, er sei 
bei einer Flugproduction in Venedig vom Teufel aus der Höhe fallen ge- 
lassen worden, oder er sei eines Morgens im Jahre 154.0 in einem württem- 
bergischen Dorfwirthshause todt gefunden werden, weil ihm der Teufel 
das Gesicht nach der Genickseite gedreht hatte, - dass also der Vorname 
des Wunderdoctors Georg mit dem renommirenden Zunamen Faustus in 
Vergessenheit gerathen und durch den in der damaligen Gelehrtenwelt so 
geläufigen Buchdruckernamen Johann Faust : Fust verdrängt worden ist, 
kann uns nicht befremden. Die Verwechslung lag um so näher, seitdem 
(1694) der Bibliothekar der Sorbonne in Paris, Chevillier, erzählt 
hatte, Fust sei mit den Bibeln aus seiner Officin nach Paris gekommen; 
man habe dieselben für geschrieben gehalten und die Gleichmäßigkeit der 
Buchstaben bewundert. Erst später habe man entdeckt, dass sie auf eine 
neue Weise hergestellt sind, welche weniger Mlihe und Zeit koste, und 
dass sie daher mit 40-60 Ducaten zu theuer bezahlt worden seien. Man 
machte Fust den Process, beschuldigte ihn, ade s'etre servi de Part magique, 
pour ecrire toutes ces Biblesu, und um dem drohenden Scheiterhaufen 
als Zauberer zu entgehen, machte sich Fust aus dem Staube, also ganz. 
wie nach Melanchthons Erzählung der echte Wunderdoctor und Gaukler 
Faustus in Wittenberg und Nürnberg. 
Die Geschichte der übrigen P s e u d o e r fi n d e r der Buchdruckerkunst 
ist rasch abgethan. Dass dem Straßburger Hans Mentel schon 1466 vom 
Kaiser Friedrich lll. die Lehensfähigkeit und ein Wappen verliehen wurde, 
in dessen Umschrift Mentel als der Erfinder bezeichnet wird, fällt nicht 
schwer in die Wagschale. Dem Kaiser wurde die Geschichte eben so dar- 
gestellt, dass er sich im besten Glauben zu jener Anerkennung veranlasst 
fand. Uebrigens sind die Straßburger verhältnissmäßig bald vernünftig 
geworden und haben ihren Mentel aufgegeben, wie die Bamberger ihren 
Pfister und die Italiener den Pamfilo Castaldi aus Feltre.
	        
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