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Literaturbericht.
lRouyer, Eugene. La renaissance de Frangois l ä Louis Xlll. Decora-
tions interieures. Paris, J. Boudry. Fol.
Man getraut sich kaum mehr von einem Werke zu sagen, dass es einem tief gefühlten
Bedürfnisse entgegenkomrne. Gleichwohl gilt dies von dem obengenannten in hervor-
ragendem Maße. Rouyer, der Herausgeber der allgemein anerkannten -L'art architectural
en Francec hat es nun unternommen, lnnenrlume und deren Decoration mit Getafel,
Panneaux, Thüren, Mobeln, Kaminen, Plafonds u. s. w. zu publiciren und zwar aus der
Zeit von 15oo bis 1650. Dass er uns vorwiegend Ansichten aus französischen Gebäuden
bringt, ist kein Nachtheil, weil die italienische Renaissance eben in Frankreich Modifica-
tionen erfuhr, wie sie unseren Sitten und unserem Klima mehr entsprechen, als die ita-
lienischen Originalformen. Die Angabe der Profile und Deteülconstructionen erhoben die
praktische Verwerthbarkeit von Rouyerls Werk, das im Ganzen auf loo Tafeln berechnet
ist. Dieselben werden 1n zweimonatlichen Lieferungen ä Frcs. 11.50 mit je 1o Heliogra-
vuren nach Rouyer's Zeichnungen erscheinen. Wenn der Erfolg des Unternehmens ein
günstiger sein wird, sollen in weiteren Serien die Bronzen und Eisenarbeiten derselben
Periode verotfentlicht werden.
Van Someren, T. F. Essai d'une bibliographie de l'histoire speciale
de la peinture et de la gravure en I-lollande et en Belgique (1500
-1875). Amsterdam, Fred. Muller 8a C", 1882. 8.
Bei der großartigen Ausdehnung der Kunstliteratur müssen Werke wie das vor-
liegende sehr willkommen geheißen werden, auch wenn sie nicht allen Anforderungen in
vollem Maße entsprechen sollten. Wir wollen damit nicht von vornherein einen Tadel
gegen den Autor ausgesprochen haben, sondern wir stehen nur unter dem Eindrücke der
Ueberzeugung, dass eine absolute Vollständigkeit bei solchen Uebersichtswerken kaum
möglich ist. Van Someren selbst betont ja in der Vorrede die großen Schwierigkeiten,
welche sich seiner guten Absicht entgegenstellten, indem die Hauptbibliotheken in den
Niederlanden sogar nur ein Fünftheil der von ihm angeführten 900 Bücher besitzen.
Noch schlimmer steht es mit der Uebersicht über die ausländischen Zeitschriften. Darum
bringt dsr Verfasser diesmal auch blos das Verzeichniss der bezüglichen Aufsätze in den
Journalen seiner Heimat, jene anderen einem Supplementhefle vorbehaltend. Die Ein-
theilung seiner Arbeit ist im Ganzen gut getroffen: 1. Zeitschriften; 2. Kunstkritik und
Philosophie der Kunst; 3. Kunsttopographie; 4. Sammelwerke von Ktmstlerportraten;
S. Allgemeine Werke und Specialschriften; 6. lllustrirte Werke mit erlautemdem Texte.
Das Verzeichniss der Autoren und bei der Unterabtheilung der Monographien der Rück-
weis auf die Zeitschriften orientin rasch über die Benützung des mit außerordentlichem
Fleiße gearbeiteten Buches.
Galland, Georg. Die Renaissance in Holland, in ihrer geschichtlichen
Hauptentwicklung dargestellt mit erläuternden Zeichnungen. Berlin,
C. Duncker (C. I-leymons), 1882. 8. Mk. 4.-
Die Renaissancepalaste der meisten Länder sind im Allgemeinen von der Kunst-
literatur zur Genüge behandelt worden und im praktischen Leben sind den städtischen
Wohnhäusern wohl oder übel Falastfagden vorgelegt worden, die unwillkürlich ein be-
kanntes Sprichwort in's Gedachtniss rufen. Erst in allerjungster Zeit fangt man an, für
die äußere Ausschmückung von Bürgerhäusern sich an die vielen trelflichen Vorbilder
zu halten, die uns wie architektonische Schmuckkästchen in französischen und mittel-
deutschen Provinzialstadten in großer Zahl erhalten sind. Springer hat aber bereits den
Ausspruch gethan, dass auf die innere Austheilung unseres Wohnhauses seit der Barock-
zeit her die Ziegelbauten der niederländischen Bürger von viel größerem Einilusse waren,
als die Palastbauten französischer und deutscher Fürsten , welche damals sozusagen den
Styl machten. Von diesem Standpunkte aus begrüßen wir also das vorliegende Buch,
welches uns eben die Entwicklung der in ihrer Schlichtheit genialen bürgerlichen Bau-
kunst in Holland vor Augen führt und zwar für die ausschlaggebende Periode von 1550
bis 1650. Schlicht und gleichwohl den undeiinirbaren Stempel der Wohlhahenheit zur
Schau tragend, waren und sind diese Bauten von Außen, aber noch mehr unseren Ver-
hältnissen entsprechend und behaglich im Innern eingerichtet. Darum wünschen wir,
dass der Verfasser die gleichzeitige Kunstindustrie, welche die Wohnungen verzierte und
mit praktischen Möbeln füllte, nicht blos untergeordnet besprochen hatte. Oder hat er
vielleicht die Absicht, dieses Thema in_einem zweiten Werke zu behandeln? Wir würden
ihm dafür noch besonders dankbar sein.
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