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deutung dieses Werkes willen werden wir demnächst im Literaturbericht
unseres Organes dasselbe eingehend besprechen. Vorderhand geben wir der
Ueberzeugung Ausdruck, dass dieses Buch eine Musterleistung nach jeder
Beziehung zu nennen ist, das ehrendste Denkmal, welches die Wiener
Buchdrucker ihrem Ahnherrn Gutenberg errichten konnten. E. Ch.
Zur Frage der Verbindung der gewerblichen Arbeits-
schule mit der Volksschuleä).
Die Frage der Verbindung des Arbeitsunterrichtes mit der ötlent-
lichen Schule wird in Deutschland jetzt eingehender als je behandelt. Immer
mehr drängt sich die Nothwendigkeit auf, die Liebe zur Arbeit schon durch
die Volksschule dem Geiste der Jugend einzuprägen; zudem zeigt es sich,
dass Staats- und Communalmittel nicht ausreichen, durch gewerbliche
Schulen dem Gewerbestande ausreichende Hilfe zu bringen, wenn'nicht auch
in der Volksschule die l-landfertigkeit gepliegt wird.
Die Gemeinnützige Gesellschaft zu Leipzig hat zur ein-
gehenden Behandlung dieser Frage einen Ausschuss gewählt, in welcher
Dr. Götze die Berichterstattung übernommen hat. Die Anträge des Dr.
Götze, welche durchgängig die Genehmigung der Gesellschaft erhalten
haben, begründen das näher, was für Leipzig zunächst zu erstreben ist.
Es wird dabei die erziehliche Seite in den Vordergrund gestellt.
Unter den dortigen Verhältnissen wird "als letztes Ziel die Verbindung
des Arbeitsunterrichtes mit der ölfentlichen Schuleu bezeichnet. vDerselbe
soll ein Gegengewicht gegenüber dem ausschließlich theoretischen Unter-
richt bilden, diesen ergänzen; es werde deshalb diejenige praktische Arbeit
empfohlen, die mit der Schule in Beziehung steheu.
Es knüpfen sich daran folgende Anträge: a) die Errichtung einer
Schülerwerkstätte in Leipzig; b) die Veranstaltung eines
Cursus zur Vorbildung von Lehrkräften an dieser Werkstätte;
c) Anstellung einer zur Leitung der Werkstätte geeigneten Persönlichkeit.
Am 6. October 1880 konnte in Leipzig die erste Schülerwerkstätte
eröffnet werden. Der Entwicklung der Pflege der l-landfertigkeit durch die
Schule treten aber einige Hindernisse entgegen, und zwar ist es haupt-
sächlich der Umstand, dass bei den großen Anforderungen, welche die
Schule, namentlich die höhere, an ihre Zöglinge zu stellen gezwungen ist,
denselben nur wenig Muße bleibt, in Selbstthätigkeit andere, als von der
Schule gepllegte Anlagen zu entwickeln. Ein anderes Hinderniss ist das
verschiedene Schulmaterial selbst. Trotzdem werden im Einverständniss und
') Siehe auch -Minheilungen- Jahrgang 1878 die Nummern x48, 149, 158, 159 und
lahrgang x879 die Nummern I64-l69. '