7I
vorhin angeführten Gesichtspunkt; dass es nicht Sache einer Commissiorr sein kann, die'
Versuche auszuführen. Wir haben es ja gesehen, neunzehn Jahre sind verßossen und die
Resultate, die wir heute verzeichnen, waren eigentlich schon 1866 vorhanden. Ich glaube,
wenn wir heute die Arbeiten zum Abschluss bringen. das in den Acten vorhandene Ma-
terial Herrn Elstcr übergeben mit der Bitte, seine Erfahrungen zu Papier zu bringen und
mit dem Material zusammen eine Monographie zu schreiben, würde dies der zweck-
maßigste Ausweg sein. t '
Es würde vielleicht auch ein anderer Vorschlag zu erwägen sein, ob man nämlich
ein Honorarausschreiben erlassen will, um noch andern Personen Gelegenheit zu geben,
ihre Ansichten kund zu thun; wir glaubten aber auch diesen Vorschlag nicht empfehlen
zu sollen, weil thatsachlich in unseren Aeten und in den Erfahrungen des Hen11 Elster
das erhebliehste Material aufgespeichert ist. . '
Herr Dr. Frank: Obwohl von Herrn Elster angeführt worden ist, dass die Zu-
sammensetzung der alten Bronzen für die schone Patinabildung nicht wesentlich erscheine,
mochte ich doch den Vorschlag machen, diese Bronzen noch nachträglich einer Analyse
zu unterziehen, und zwar in der Weise, dass von verschiedenen Stellen der Büsten Proben
genommen werden. Es ist ja bekannt, dass Ausscheidungen stattfinden, sowie Umltrystalli-
sirungen des Gusses, und es wäre doch entschieden von Interesse, die jetzige Zusammen-
setzung genau kennen zu lernen.
Nachdem Herr Elster die Abgabe der diesseitigen Verhandlungen an die zuständige
Behörde befürwortet hat, bemerkt
Herr Knoll: lch wollte nur hinsichtlich der beiden Adorantenbüsten hinzufügen,
dass seinerzeit von uns die Zusammensetzungen der Legirungen mit den Büsten an die
Commission mit verschiedenen Probeplatten abgegeben worden ist. Im Augenblick kann
ich freilich nicht sagen , wie die Zusammensetzung wer; "ich glaube, eins war eine Le-
girung von Zinn- und Zinkzusatz, das andere eine Legirung ganz frei von Zink, aber
mit Beimischung von etwas Antimon: jedenfalls glaube ich versprechen zu können, aus
meinen Notizen herausfinden zu können, wie diese Büsten zusammengesetzt sind.
Nachdem I-Ierr Baurath Orth noch die seiner Ansicht nach zweckrnaßigste Beauf-
sichtigung der vaterländisehen Monumente und Büsten erörtert und Herr Darmstädter
über den Zweck der Aufstellung der Büsten am grünen Graben aufgeklärt worden ist,
wird die Discussion geschlossen.
Der Antrag der Abtheilung für Kunst und Kunstgewerbe wird hiernach angea
nommen und beschlossen, die Arbeiten der Patina-Commission als solche für erledigt zu
erachten, die Behandlung der Bronzen abzuschließen und diese selbst an einem passenden
Orte aufzubewahren.
Die Abstimmung über den Antrag, weitere Analysen anzustellen, wird dagegen
vertagt.
Joseph Chadt 1-.
Der Emailleur J. Chadt ist am 4.. Februar l. J. im 7c. Lebensjahre in dürftigen
Verhältnissen gestorben. Schon seit einem Jahre fristete er sein Leben durch kleine
Monatsbeiträge, welche ihm die Curatoren des Oesterr. Museums gewidmet haben. Nach
seinem Tode sorgten das Curatorium des Museums und einige Prager Kunstfreunde
für die Beerdigung des Künstlers. Wurde Chadt in seiner Jugend einen einigermaßen
genügenden Schulunterricht genossen haben, und wurde man in Oesterreich Kunsttech-
niken, welche sich durch Erfindungen ausgezeichnet haben, größere Beachtung zollen, als
es thatsachlich der Fall ist, so wurde J. Chadt wahrscheinlich als wohlhabender Mann
gestorben sein. Am meisten Forderung erhielt er von Architekten, welche es verstanden,
seine Kunstfertigkeiten zu benützen, als Regierungsrath Storclt, die Architekten Ferstel,
Schmidt, Petschnig u. a. m. Unbehilflich, misstrauisch und wenig mittheilsam,
wie er war, haben auch die Industriellen nicht den Nutzen von ihm ziehen können, als
es unter andern Verhältnissen möglich gewesen ware. Der Emailleur Ludwig, Lehrer
an der Fachschule in Steinschünau, ist sein Schwiegersohn. Ranzoni widmet ihm in der
sNeuen freien Presse-t folgenden Nachruf:
i-Er war der Erfinder der Methode, die es zuerst möglich machte, Emailbilder in
bis dahin für unausführbar gehaltenen Dimensionen herzustellen, und der Entdecker jenes
vordem nur in Frankreich erzeugten Schmelzes, welcher im leuchtenden Scharlachroth
auf den Emailwerken dieses Meisters erscheint. lm Jahre 1812 in Wittingau geboren,
wurde Chadt durch Intervention des Fürsten Adolph Schwarzenberg im Jahre x83! als
Bauzeichner nach Wien berufen und wendete sich, durch seinen Schwager, den Emailleur
Spatz angeregt, der Emailmalerei zu. Nach zwei Jahren hatte er es so weit gebracht,