Ansichten dazu. Der Kronprinz Ferdinand kaufte dann den Van der Nüll'schen
Guckkasten, aber ohne Spiegel, denn den hatte der Apotheker Moser von der
Josefstadt erstanden; der Kronprinz liess sich von Plössl, dem berühmten Optiker,
einen neuen machen. Und dann liess er sich immer neue Ansichten dazu malen,
vom Vater Alt, und dem half der Sohn dabei. Grosse Blätter waren’s, monatlich
vier abzuliefern, per zwanzig Gulden; später waren es monatlich nur zwei, aber
zu dreissig Gulden. Vor drei oder vier Jahren sah Meister Rudolf ganze Porte
feuilles voll solcher Blätter in der Burg, auch die seinigen darunter, und war ganz
erstaunt, dass er das gemacht haben sollte.
Wenn man so mit ihm zurückwandern könnte durch die Jahrzehnte! Ge
wandert ist er immer und mehr als seine Bilder. Er schickt ungern Dinge ins
Ausland: „Ich kann’s nicht verpacken, und 's ist ja eh umsonst.“ Einmal, in Paris,
da haben sie ihm „so a Schrift“ gegeben; ein Ehrendiplom, meint er. Er selber
war nie in Paris; der Whg dahin zieht sich und es hat ihm immer „an Mitteln
gefehlt“. Aber nach Italiengieng er, so oft es jene fehlenden Mittel erlauben wollten;
in Venedig war er zum erstenmale 1833,... vor einer ganzen Weltgeschichte.
Dass Rudolf Alt nicht längst die internationale Grösse ist, die er einst ohne Zweifel
werden wird, ist eine der seltsamsten I hatsachen des modernen Kunstlebens. Ii>
den drei dicken Bänden Muthers kommt nicht einmal sein Name vor, was freilich
bloss beweist, dass dieser Kunsthistoriker kein internationaler Mensch ist. Das ist
Rudolf Alt, der ehrwürdige Patriarch der Wiener Kunst,
und dass sich jetzt die Jugend zu seinen Füssen schart, ist
ein Beweis, dass diese Jugend gesund ist. An dem Kern
gesunden will sie emporblicken. Wo Rudolf Alt steht, ist
fester Grund.
Als ich ihm sagte, dass ich in der ersten Nummer von
„Ver Sacrum“ über ihn schreiben würde, rief er heiter: „Ja,
Sie fangen halt mit dem A an!“ Es ist aber nicht deshalb
geschehen, sondern weil in der Malerei wirklich alles mit
diesem A anfängt.
L. HEVESI.
Buchschmuck für
V. S. gez. v. Jos.
Hoffmann.