industrie nicht direct schädlich, wie die Großindustrie des-Abendlandes
es ist, aber es brachte Satzungen mit sich, welche dielAuslibung der
Hausindustrie bedeutend eiuschränkten. Viele Zweige der Industrie wurden
monopolisirt, andere den Christen einfach verboten. Anderseits fanden
die den Christen freigegebenen Gewerbe eine zunftartige Organisation,
die, das Hausgewerbe zu einem wirklichen umwandelte. Die interessanten
türkischen Satzungen der Chuafs, welche man in serbischen Archiven
aufgefunden hat, werden nicht nur über diese Frage, sondern auch über
manche abendländische Gewerbeverhältnisse Licht ausbreiten.
Nachdem wir hiermit einige allgemeine Gesichtspunkte festgestellt
und von diesen aus einen Ueberblick über die slavische Hausindustrie
gewonnen haben, wollen wir die kurze Spanne Zeit, die uns zurVerfügung
steht, benützen, einige Zweige der südslavischen Hausindustrie näher in's
Auge zu fassen.
Die Teppiche werden bei den Südslaven nicht als Bodenbelag ver-
wendet, sondern schmlicken Tisch und Bett und werden bei Regenwetter
als Plaid umgenommen. Der Teppich ist mehr ein Gegenstand des Luxus
als des Gebrauches. Es sind in den Bauernhäusern, besonders der Militär-
grenze, unglaubliche Mengen von Teppichen aufgespeichert. Ich ver-
brachte mehrere Stunden, die Vorräthe nur eines Zimmers betrachtend,
und ich glaube keine Uebertreibung zu begehen, wenn ich behaupte, dass
es bei den Slaven des Südens so viele Teppiche aller Arten gibt, dass
eine Ausstellung sämmtlicher Vorräthe den Wiener Weltausstellungspalast
anfüllen könnte. Bei einer festlichen Gelegenheit wurde ein kleines Dorf
mit Teppichen decorirt, kein Fleck an der Fagade der Häuser, an den
Planken blieb unbedeckt. Die Teppiche bilden einen Haupttheil der Aus-
stattung eines Mädchens und mit einen Maßstab für den Wohlstand eines
Hauses. Es ist dies auch ein Grund, weswegen es Schwierigkeiten macht,
Teppiche dieser Art in den Handel zu bringen; es gilt als Schande, sie
zu verkaufen, entschließt man sich in der Noth dazu, so geschieht es nur
zu exorbitanten Preisen, die auch an merkwürdigen lnconsequenzen leiden,
so dass oft ein und derselbe Teppich um ioo Percent verschieden im
Preise ist.
Die Technik der Teppiche ist mannigfach, ich zählte folgende Arten:
Drei Gattungen haute-lisse-Webereien; diese gobelinartigen Teppiche
heißen öilimi. Bei der einen Art ist nur eine Seite glatt gewebt, während
auf der gekehrten Seite die Fäden offen herabhängen; bei der zweiten
Art ist das Gewebe auf beiden Seiten glatt, die Fadenenden sind verwebt,
aber jedes Muster setzt sich gesondert und getrennt ab, so, dass an den
Stellen wo die Muster zusammenstoßen, unvernähte Oeffnungen bleiben;
die dritte Art der öilimfs endlich ist jene, an welcher auch diese n-reimeß
verwebt sind, so dass der Teppich auf beiden Seiten eine glatte Fläche
darbietet.