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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 198)

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Haben die Weihnachts-Ausstellungen einerseits den Vortheil für sich, 
dass denselben nach keiner Seite hin eine forcirte Thätigkeit zu Grunde 
liegt, so dass die Ergebnisse derselben der natürlichen Lage der öster- 
reichischen Kunstindustrie auf dem Wiener Markte entsprechen, so darf 
ihnen anderseits aus verschiedenen Gründen keine allzu große Tragweite 
beigemessen werden, denn sie geben im Ganzen wie im Einzelnen kein 
vollständiges Bild unseres kunstgewerblichen Lebens. - Demgemäß haben 
auch statistische Daten über die Weihnachts-Ausstellungeu einen sehr be- 
dingten Werth, und sind nur mit großer Vorsicht allgemeine Schlüsse 
aus denselben zu ziehen. Was sich aber als wesentliches und sicheres 
Ergebniss daraus ableiten lässt, haben wir in Folgendem zusammengestellt. 
Die autfallendste Thatsache besteht darin, dass die Zahl jener Indu- 
striellen, welche die Ausstellung re g elm äß i g beschicken, außerordentlich 
gering ist. Rechnet man selbst Jene schon zu den regelmäßigen Ausstel- 
lern, welche seit t874 die Ausstellung blos fünfmal beschickten, so finden 
wir die höchste Zahl unter den Goldschmieden und Juwelieren, und es 
sind blos sieben Namen, während im Ganzen bisher 4.2 Fabrikanten 
dieser Branche erschienen sind. Noch viel auffallender ist dieses Verhält- 
niss bei den Tischlern, von welchen unter 103 Ausstellern nur sechs die 
Ausstellung regelmäßig beschichten, während nur Einer in sämmtlichen 
Ausstellungen vertreten war. 
Die Hauptursache dieser Erscheinung liegt darin, dass der einzelne 
Industrielle meist wegen Mangel an Aufträgen oder an Vorrath, oder 
auch weil er zu sehr beschäftigt ist, nicht in der Lage ist, Jahr für Jahr 
zu einer bestimmten Zeit mit neuen Arbeiten auftreten zu können. - 
Dennoch bleibt die Zahl der Firmen durch das Eintreten neuer Aussteller 
nicht nur Jahr für Jahr auf gleicher Höhe, sie nimmt sogar auf fast allen 
Gebieten jährlich zu. In Bezug auf die Betheiligung im Allgemeinen sind 
also die Schwankungen auffallend gering, so dass man annehmen darf, 
dass das Museum im Laufe von etwa zehn Jahren Objecte von allen 
Wiener Industriellen seinen Räumen zur Ausstellung bringt, deren Arbeiten 
in künstlerischer Beziehung überhaupt in Betracht kommen. Dies scheint 
uns eine Thatsache von weitgehender Bedeutung, denn indem wohl nur 
Wenige die Räume des Museums wieder verlassen, ohne für ihre Fort- 
entwickelung auf künstlerischem Gebiete einen Gewinn davon getragen zu 
haben, so darf man behaupten, dass der Einfluss des Museums Jahr für 
Jahr weitere Kreise berührt, und die Weihnachts-Ausstellungen ein äußerst 
wichtiges Moment im Wirkungskreise unseres Institutes bilden. 
Bevor wir auf die Ergebnisse der statistischen Tabellen in den ein- 
zelnen Gewerbszweigen übergehen, müssen wir bemerken, dass wir die 
Ausstellungsobjecte der verschiedenen kunstgewerblichen Fachschulen nir- 
gends mit in Betracht gezogen haben, da diese Leistungen unter einem 
ganz anderen Gesichtspunkt zusammengestellt und beurtheilt werden 
müssen.
	        
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