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Haben die Weihnachts-Ausstellungen einerseits den Vortheil für sich,
dass denselben nach keiner Seite hin eine forcirte Thätigkeit zu Grunde
liegt, so dass die Ergebnisse derselben der natürlichen Lage der öster-
reichischen Kunstindustrie auf dem Wiener Markte entsprechen, so darf
ihnen anderseits aus verschiedenen Gründen keine allzu große Tragweite
beigemessen werden, denn sie geben im Ganzen wie im Einzelnen kein
vollständiges Bild unseres kunstgewerblichen Lebens. - Demgemäß haben
auch statistische Daten über die Weihnachts-Ausstellungeu einen sehr be-
dingten Werth, und sind nur mit großer Vorsicht allgemeine Schlüsse
aus denselben zu ziehen. Was sich aber als wesentliches und sicheres
Ergebniss daraus ableiten lässt, haben wir in Folgendem zusammengestellt.
Die autfallendste Thatsache besteht darin, dass die Zahl jener Indu-
striellen, welche die Ausstellung re g elm äß i g beschicken, außerordentlich
gering ist. Rechnet man selbst Jene schon zu den regelmäßigen Ausstel-
lern, welche seit t874 die Ausstellung blos fünfmal beschickten, so finden
wir die höchste Zahl unter den Goldschmieden und Juwelieren, und es
sind blos sieben Namen, während im Ganzen bisher 4.2 Fabrikanten
dieser Branche erschienen sind. Noch viel auffallender ist dieses Verhält-
niss bei den Tischlern, von welchen unter 103 Ausstellern nur sechs die
Ausstellung regelmäßig beschichten, während nur Einer in sämmtlichen
Ausstellungen vertreten war.
Die Hauptursache dieser Erscheinung liegt darin, dass der einzelne
Industrielle meist wegen Mangel an Aufträgen oder an Vorrath, oder
auch weil er zu sehr beschäftigt ist, nicht in der Lage ist, Jahr für Jahr
zu einer bestimmten Zeit mit neuen Arbeiten auftreten zu können. -
Dennoch bleibt die Zahl der Firmen durch das Eintreten neuer Aussteller
nicht nur Jahr für Jahr auf gleicher Höhe, sie nimmt sogar auf fast allen
Gebieten jährlich zu. In Bezug auf die Betheiligung im Allgemeinen sind
also die Schwankungen auffallend gering, so dass man annehmen darf,
dass das Museum im Laufe von etwa zehn Jahren Objecte von allen
Wiener Industriellen seinen Räumen zur Ausstellung bringt, deren Arbeiten
in künstlerischer Beziehung überhaupt in Betracht kommen. Dies scheint
uns eine Thatsache von weitgehender Bedeutung, denn indem wohl nur
Wenige die Räume des Museums wieder verlassen, ohne für ihre Fort-
entwickelung auf künstlerischem Gebiete einen Gewinn davon getragen zu
haben, so darf man behaupten, dass der Einfluss des Museums Jahr für
Jahr weitere Kreise berührt, und die Weihnachts-Ausstellungen ein äußerst
wichtiges Moment im Wirkungskreise unseres Institutes bilden.
Bevor wir auf die Ergebnisse der statistischen Tabellen in den ein-
zelnen Gewerbszweigen übergehen, müssen wir bemerken, dass wir die
Ausstellungsobjecte der verschiedenen kunstgewerblichen Fachschulen nir-
gends mit in Betracht gezogen haben, da diese Leistungen unter einem
ganz anderen Gesichtspunkt zusammengestellt und beurtheilt werden
müssen.