in der deutschen Kunst einen angesehenen Platz eingenommen hatte, ver-
waist. Es gab, als Jakoby. nach Wien kam, nur Einen Drucker, der
überdies noch über Geschäftslosigkeit klagte; die einzigen Kunstdrucke
waren die Landschaften von Post und die Schabblätter Christ. Mayer's,
eines Schülers und Freundes von Karl Rahl. Aber diese Blätter waren
nicht hinreichend, eine Kupferdruckpresse dauernd zu beschäftigen. Das
Publicum war theilnahmslos; ein Verleger war nicht vorhanden, um durch
Thätigkeit und Intelligenz Interesse für das Fach des Kupferstiches zu
wecken. Die Aufgabe Jakoby's war daher beim Beginne seiner Laufbahn
in Wien eine schwierige. Es gehörte ein warmes Interesse für die Lehr-
thätigkeit und eine große Beweglichkeit des Geistes dazu, um die erlahmte
Theilnahme im Publicum zu wecken und geeignete Kräfte für dieses Fach
heranzuziehen.
Nicht allein in Wien, auch in kunstgebildeten Kreisen gab es Viele,
welche die Kunst des Grabstichels als eine im Absterben begriHene betrach-
teten und die Ansicht aussprachen, der Kupferstich sei gegenüber den
zahlreichen neu auftauchenden Techniken der vervielfältigenden Künste
nicht mehr zu halten. Besonders diejenigen, welche nicht geneigt waren,
tür den Kupferstich und seine Jünger etwas zu thun, entschuldigten ihre
geistige und commercielle Trägheit mit der sogenannten öffentlichen Mei-
nung, welche ja die Grabsticheltechnik bereits aufgegeben habe. Von
allen österreichischen Kunstverlegern war es Herr Kaes er allein, der den
Muth hatte, kleinere Grabstichelblätter österreichischer Künstler zu verlegen.
Von entschiedenem Nachtheile ist es, dass der Oesterreichische
Kunstverein es fast ganz aufgegeben hat, seine Nietenblätter durch Vater-
ländische Künstler, welche sich dem Kupferstich oder der Radirung zu-
wenden, anfertigen zu lassen. Diejenigen Männer hingegen, welche das
verwaiste Fach erfolgreich unterstützten, waren Graf Franz Crenneville
und J. R. v. Wieser. Ueber Antrag des Oberstkämmerers, eines hervor-
ragenden Gönners der zeichnenden Künste, wurde Professor Jakoby der
Auftrag, die Porträte des Kaisers und der Kaiserin nach den Gemälden
Winterhaltefs in großem Formate zu stechen. Diese beiden Porträtstiche
boten die Möglichkeit, Kupferstecher an das akademische Atelier Jakoby's
heranzuziehen.
Sectionschef v. Wieser hat im Vereine mit Jakoby die "Ges ell-
schaft der vervielfältigenden Künsten gegründet, durch welche
es möglich wurde, die bereits todtgesagte Kunsttechnik zu beleben und
sozusagen ein Verlagsinstitut im künstlerischen Geiste zu gründen, welches
Kupferstechern des Inlandes und des Auslandes die Gelegenheit bot, ihr
Talent zu verwerthen. Wie erfolgreich Wieser arbeitete, zeigt die That-
sache, dass diese Gesellschaft ihren letzten Jahresabschluss mit 88.000 H.
beziffern konnte.
Von den Kupferstichen, welche Jakoby während seiner Amtsthätig-
keit arbeitete, wollen wir nur die trefflichen Porträtstiche Brücke's und