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Seidenweberzunft in seiner Vaterstadt. Bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts war dieselbe
bezüglich der Seidenstoffe ganz von den Nachbarn, den Florentinern, den Lucchesen und
auch Venetianern abhängig. 1363 Endet sich wenigstens bereits eine zahlreiche Genossen-
schaft einheimischer Seidenhändler und 1438 wird endlich die Weberei selbst durch
Nello di Francesco eingeführt, der überdies durch großartige Cultttr des Maulbeerbaumes
und des Hanfes seinen Mitbürgern ein wahrer Wohlthäter ward. Interessant und lehr-
reich sind die Verfügungen des Sieneser Stadtregimentes, welches sich 'mit außerordent-
licher Sorgfalt und Einsicht der jungen Seidenindustrie annahm, sie gegen die Intri-
guen der Florentiner zu schützen und zur Concurrenz zu kräftigen; bis die Sieneser
Waare auf den Marltten hochgeschatzt war. Manche der alten Etablissements für Seiden-
fabrication erhielten sich bis in den Anfang unseres Jahrhunderts. Den weitaus größern
und werthvollern Theil des Buches bildet eben der Abdruck der Statuten der Siener
Seidenweberzunft, in der Redaction von 1513, mit Zusätzen von 1550 und einer neuen
Redaction von 1597, überdies eine Reihe von Documenten, betreffend die Genossenschafts-
verhältnisse und unter anderm ein Schriftstück, wahrscheinlich vomjahre 1461, mit
einer Belehrung über die Pflege des Seidentvurms.
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- Director Hofrath R. v. Eitelberg er hat soeben im Verlage
des Museums eine Flugschrift unter dem Titel: Ein Ausflug nach Berlin
im Frühjahr 1882, 54 Seiten, 8. veröffentlicht. Dieselbe behandelt: 1. Das
Kunstgewerbemuseum und die Kunstgewerbeschule in Berlin. z. Die
Organisation der königl. Museen. 3. Die volkswirthschaftliche Bewegung
Berlins mit Rücksicht auf das Kunstgewerbe. 4. Die Stadterweiterung
Berlins mit Hinblick auf die Stadterweiterung Wiens. - Die Brochure ist
im Verlage des Museums und durch alle Buchhandlungen zum Preise von
80 Kreuzer zu beziehen.
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- Für die Abtheilung des Oesterr. Museums auf der Triester Ausstellung ist ein
specieller Katalog ausgegeben worden. Der erste Theil desselben enthält historische und
statistische Daten, um über Organisation und Zweck des Museums und seiner Kunst-
gewerbeschule zu orientiren; der zweite Theil bringt das vollständige Verzeichniss aller
vom Museum direct oder über dessen Anregung entstandenen literarisch-artistischen Publi-
catiouen. Hieran schließt sich als dritter Theil das Verzeichniss der vorn Museum aus-
gestellten Gegenstände mit jedesmaliger Angabe des entwerfenden oder ausführenden
Künstlers und des gegenwärtigen Besitzers. Der Katalog isl auch verhaltnissmaßig reich
ausgestattet. Außer den hübschen Kopfleisten mit Benützung Laufbergefscher Sgrafüti-
Entwürfe zieren denselben fünfzehn photo-lithographisehe Aufnahmen der bedeutendsten
ausgestellten Objecte und zwei Holzschnitte mit den Ansichten des Museums, der Kunst-
gewerbeschule und des Siulenhofes im Museum. Der Druck und die sehr gelungene typo-
graphische Ausstattung stammt aus R. v. Waldheim's artistischer Anstalt.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
(Oesterr. Museum.) Neu ausgestellt: Epitaphium für die graß. Emerich Eszter-
häzfache Schlcsscapelle in Bede (Veszprimer Comitat), Sculptur von Prof. Carl K und-
rnann, Architektur nach Zeichnung des Architekten L. Wächtler, ausgeführt von
Paul Toretti; - Concurrenzentwürfe für ein Grabdenkmal (Staclfscher Preis); -
chinesische Miniaturen, Privateigenlhum; - geatzte Glastafeln aus dem Atelier von Max
Eichstadt in Wien; - Bild aus Seide, Eigenthucn des Herrn A. Schigon; - Porträt-
büste des Cardinals Kutschker, ausgeführt von Josef Kussin.
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Juli von 9800, die Bibliothek von 1502 Personen besucht.
(Von der Kunstgewerbesehule.) ln den letzten Wochen fanden mehrfache
Berufungen von absolvirten Kunstgewerbeschülern nach Lehranstalten des Auslandes statt.
Die Herren Georg Sturm und Ludwig Jünger wurden an der Reichs-Normalsehule
für Zeichenlehrer und an der Kunstgewerbesehule in Amsterdam, die Herren G. Klout-
schek und J. Sobota an der Kunstgewerbeschule zu Frankfurt a. M. angestellt. Sturm
ist Schüler der Professoren Fr. Sturm und F. Laufberger in der Fachschule für Zeichnen
und Malen, Jünger, Kloutschek und Sobota sind Zöglinge von Prof. Königs Fachschule
für Bildhauerei; Sobota war außerdem Schüler der Ciselirabtheilung unter St. Schwartz.