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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 203)

und den ihnen eigenthlimlichen Decorationsarten vorzunehmen, die im 
selben Genre arbeitenden Etablissements aber als ihren natürlichen Anhang 
an jene anzuschließen. Es wird dann noch eine Anzahl von Fabriken zur 
Besprechung übrig bleiben, die ein selbständiges Genre von geringerer 
Bedeutung entwickelt haben; diese werden eine gesonderte Gruppe bilden. 
Kleine und unbedeutende Productionsstätten, für welche uns Beispiele 
mangeln, dagegen unerwähnt bleiben. 
Demgemäß haben wir Rouen, Nevers, Straßburg, Moustiers 
und Marseille als die für uns wichtigsten Orte zu bezeichnen. .- Seit. 
der Mitte des i7. Jahrhunderts datirt in Roueu eine ununterbrochene 
Fayence-Fabrication, welche bis in das erste Jahrzehnt unseres Jahrhunderts 
dauerte. Nach den verschiedenen Stylperioden dieses Zeitraumes ergeben 
sich folgende Hauptabschnitte: r. Anfänge der Fabrication unter ver- 
schiedenen Einliüssen bis 1710. 2. Blüthezeit der Fayence-Fabrication von 
Rouen, Arbeiten im vstyle rayonnantß, bis 1765. 3. Arbeiten im nstyle 
rocaillee von 1755 bis zu Ende. Daneben wird fast ununterbrochen 
im chinesischen und japanischen Genre gearbeitet; gelegentlich werden 
außergewöhnliche Stücke fabricirt, und in den letzten Jahrzehnten die 
Fayencen von Straßburg und Marseille, zuletzt auch die Porzellanarbeiten 
von Meißen imitirt. 
Den Charakter der ersten Epoche bezeichnen die Abbildungen bei 
Pottiei"), Ris-Paquot") und Demmina). - Wir linden hier Arbeiten, an 
welchen der Einfluss von Nevers erkennbar ist, und solche, welche den 
holländisch-japanischen Typus an sich tragen. Nevers stand, wie im Cap. 2 
erwähnt wurde, in der ersten Periode seiner Fayence-Fabrication unter 
dem Einfiusse Italiens. Die Erzeugnisse hatten im Wesentlichen das Aus- 
sehen italienischer Majoliken des 16. Jahrhunderts. Indem nun um die 
Mitte des '17. Jahrhunderts zahlreiche Arbeiter von Nevers in Rauen Be- 
schäftigung fanden, erklärt sich daraus die Aehnlichkeit der beiderseitigen 
Fabricate zu jener Zeit, als sich noch kein selbständiges Genre in Rouen 
entwickelt hatte. Gleichzeitig machte sich aber auch hier, im Norden 
Frankreichs, der Einliuss Hollands geltend, wo das chinesisch-japanische 
Genre, durch den lebhaften Handel besser und früher als irgendwo bekannt, 
eifrig imitirt wurde. Manchmal wird der chinesische Decor in Rouen auch 
in mehr oder weniger glücklicher Weise mit europäischen Motiven ver- 
bunden, wie es einige unter den angeführten Beispielen zeigen. Gegen 
Ende dieser ersten Epoche finden wir auch bereits jene Muster, welche in 
der Folge ausschließlich dominiren und als solche im nstyle rayonnanti- 
bezeichnet werden. In dieser Zeit kommen sie jedoch nicht selbständig, son- 
') Hisl. de In faience de Rouen, pl. Il bis lX. 
') Hist. des faiences de Rauen, pl, 2. - Hist. gänärale d: la faiencc ancienue 
pl. 32 u. 35. 
') Hist. de la cärnmique, p]. 133.
	        
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