und den ihnen eigenthlimlichen Decorationsarten vorzunehmen, die im
selben Genre arbeitenden Etablissements aber als ihren natürlichen Anhang
an jene anzuschließen. Es wird dann noch eine Anzahl von Fabriken zur
Besprechung übrig bleiben, die ein selbständiges Genre von geringerer
Bedeutung entwickelt haben; diese werden eine gesonderte Gruppe bilden.
Kleine und unbedeutende Productionsstätten, für welche uns Beispiele
mangeln, dagegen unerwähnt bleiben.
Demgemäß haben wir Rouen, Nevers, Straßburg, Moustiers
und Marseille als die für uns wichtigsten Orte zu bezeichnen. .- Seit.
der Mitte des i7. Jahrhunderts datirt in Roueu eine ununterbrochene
Fayence-Fabrication, welche bis in das erste Jahrzehnt unseres Jahrhunderts
dauerte. Nach den verschiedenen Stylperioden dieses Zeitraumes ergeben
sich folgende Hauptabschnitte: r. Anfänge der Fabrication unter ver-
schiedenen Einliüssen bis 1710. 2. Blüthezeit der Fayence-Fabrication von
Rouen, Arbeiten im vstyle rayonnantß, bis 1765. 3. Arbeiten im nstyle
rocaillee von 1755 bis zu Ende. Daneben wird fast ununterbrochen
im chinesischen und japanischen Genre gearbeitet; gelegentlich werden
außergewöhnliche Stücke fabricirt, und in den letzten Jahrzehnten die
Fayencen von Straßburg und Marseille, zuletzt auch die Porzellanarbeiten
von Meißen imitirt.
Den Charakter der ersten Epoche bezeichnen die Abbildungen bei
Pottiei"), Ris-Paquot") und Demmina). - Wir linden hier Arbeiten, an
welchen der Einfluss von Nevers erkennbar ist, und solche, welche den
holländisch-japanischen Typus an sich tragen. Nevers stand, wie im Cap. 2
erwähnt wurde, in der ersten Periode seiner Fayence-Fabrication unter
dem Einfiusse Italiens. Die Erzeugnisse hatten im Wesentlichen das Aus-
sehen italienischer Majoliken des 16. Jahrhunderts. Indem nun um die
Mitte des '17. Jahrhunderts zahlreiche Arbeiter von Nevers in Rauen Be-
schäftigung fanden, erklärt sich daraus die Aehnlichkeit der beiderseitigen
Fabricate zu jener Zeit, als sich noch kein selbständiges Genre in Rouen
entwickelt hatte. Gleichzeitig machte sich aber auch hier, im Norden
Frankreichs, der Einliuss Hollands geltend, wo das chinesisch-japanische
Genre, durch den lebhaften Handel besser und früher als irgendwo bekannt,
eifrig imitirt wurde. Manchmal wird der chinesische Decor in Rouen auch
in mehr oder weniger glücklicher Weise mit europäischen Motiven ver-
bunden, wie es einige unter den angeführten Beispielen zeigen. Gegen
Ende dieser ersten Epoche finden wir auch bereits jene Muster, welche in
der Folge ausschließlich dominiren und als solche im nstyle rayonnanti-
bezeichnet werden. In dieser Zeit kommen sie jedoch nicht selbständig, son-
') Hisl. de In faience de Rouen, pl. Il bis lX.
') Hist. des faiences de Rauen, pl, 2. - Hist. gänärale d: la faiencc ancienue
pl. 32 u. 35.
') Hist. de la cärnmique, p]. 133.