für
KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.)
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Redacteur Eduard Chmelarx. Expedition von C. Gerold": Sohn.
Man abonnirt im Museum. bei Gerold 8x Comp., durch die Posxanslalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
N13 294, WIEN, i. VSÄEPTEMBER 1882. XVII, Jahrg,
nimm Ueber Porzellan. Vortrag von Dr. Fr. Linke. - Auszug aus einem Nürnberger Reisehriefe. Von
A. v. D. - Keim": Mineralmalerei. Von Dr. A. Bauer. - Die keramische Abllleilung im Oeslerr.
_ Museum. Von J. Fulnesics. (Form) - Literaturbelichl. - Kleinere Minheiluugen.
i Ueber Porzellan.
Vortrag, gehalten im k. k. Oesterr. Museum für Kunst und Industrie am 2. März 1882
von Dr. Friedrich Linke.
Wenige Industriezweige haben eine so reiche Entwicklungsgeschichte
aufzuweisen, wie die Thonindustrie, und es entbehrt gewiss für Niemand
des Interesses, zu verfolgen, wie man dem vielgestaltigen Grundstolfe,
dem Thon - diesem wahrhaften Proteus - immer neue und neue Ge-
stalten und Qualitäten abzuringen wusste, wie derselbe die verschieden-
artigste Behandlung zulässt und dabei die heterogeiisten Producte liefert.
Was ist denn gemeinsam all' den Thonmassen, die die Keramik heute
verarbeitet? Nichts, als die Plasticität, die Eigenschaft, mit Wasser zu einem
bildsamen, formbaren Teige zu werden, der dann im Feuer erhärtet, seine
Gestalt beibehält und fest wird. Sonst gibt es kein gemeinsames Merkmal
der Thonwaaren.
Die Thonsubstanz hat durch natürliche oder künstliche Beimengungen
Farbe erhalten. Die künstlerisch hoch entwickelte Töpferei der Griechen
verfertigte ihre prächtigen, zartgeformten Gefäße aus röthlichem Thone, der
einer Beimengung von Eisenoxyd seine gepriesene Farbe verdankte und
verzierte sie mit andersfärbigen Thonpasten. Man hat gelernt, dem Thone
einen glasigen Ueberzug zu geben, damit seine Durchlässigkeit für Flüssig-
keiten zu nehmen, ihm ein glänzendes Aeußere zu verschaffen.
Man lernte, dieseglasigen Hüllen, die Glasuren, durch Zusätze von
Metalloxyden färben; man lernte sie verschiedenfärbig neben einander
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