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auch bei feineren und anspruchsvolleren Gegenständen. Es entwickelte
sich unter Heranziehung der zahlreichen französischen Stiche und Holz-
schnitte nach den Originalen der gleichzeitigen Meister, bewahrte aber
in der Reproduction eine ungemeine Freiheit und Leichtigkeit. Die
mythologischen Darstellungen nach italienischem Vorbild wurden theils
durch christlich religiöse, theils durch weltliche Sujets verdrängt, während
das Ornament sich an die allgemein üblichen Muste; jener Zeit hielt w).
Derartige Fayencen finden wir bei Dernrnin") abgebildet, die meisten von
ihnen sind mit Jahreszahlen versehen und stammen aus dem 18. Jahr-
hundert. Unter den Abbildungen bei Du Broc gehören zwei Weihwasser-
behälter, eine Sparbüchse und ein Eierbecher hieher"). Unsere Sammlung
besitzt eine Flasche solcher Art (Schr. 14., Nr. 4.5) mit abgeplattetem
Bauch und vier Henkeln zum Durchziehen einer Schnur, weiß glasirt
und bemalt in Blau. Auf der'Vorderseite sieht man den h. Nicolaus, den
Patron der Schiffer und neben ihm Kinder, welche damit beschäftigt sind
Trauben zu pressen. Eine darüber befindliche Umschrift lautet: "Nicolas
champagnar bon beuveur qui donne son vin dun bon coeuru. Ein neben
dieser Flasche befindlicher Blumentopf (Nr. 32) mit gewundenen Henkeln
ist in Blau und Manganviolett bemalt, und zeigt neben üguralen Dar-
stellungen chinesische Zuthaten in der Landschaft. Eine solche Mischung
in Uebung stehender Decorationsarten an ein und demselben Objecte ist
durchaus nichts Seltenes, sowohl in Nevers, wie an anderen keramischen
Productionsstätten Frankreichs. Bei Du Broc finden wir auf pl. Vl. einen
Wasserbehälter, der im Wesentlichen noch die italienischen Traditionen
festhält, in manchem Detail aber schon Anklänge an das persische Genre
erkennen lässt, auf pl. IX. eine Schüssel, welche persische und chinesische
Motive vereinigt, auf pl. XVI. ein vasenartiges Gefäß, dessen Form im
Charakter der Renaissance gehalten ist, und dessen Ornamentik theils
Rouen imitirt, theils sich an chinesische Muster hält. Eine ähnliche
Combination zeigt eine große Kanne auf pl. X. - ln ansehnlicher Menge
wurden in Nevers größere und kleinere plastische Fayencefiguren erzeugt.
Namentlich Heilige für Hausaltäre und als Schutzpatrone, wie man sie
an der Außenseite der Häuser anzubringen liebte. Wie die Beispiele bei
Demmin") und Du Brocg") zeigen, besitzen diese Arbeiten nur aus-
nahmsweise höheren Kunstwerth. - Im 18. Jahrhundert imitirte Nevers
nebenbei auch die Fayencen von Rouen, Moustiers und endlich sogar
die_Porzellanarbeiten von Meißen. Du Broc gibt zu jedem dieser Genres
ein Beispieln). Bezüglich der Imitation des Genres a la corne ist zu be-
") Du Broc a. u. O. pI. XIX ßg. 17-21.
") Demmin a. a. O. pl. 2 Gg. 4, pl. 249 zwei Flaschen, pI. 43 zwei Schüsseln.
") A. a. O. pI. XI und VIII. .
"-') A, a. O. pl. I.
"') A. a. O. pI. IV und VIII.
") A. a. O. pI. XII Hg 2, pl. X Fug. 1 und die Ornnmenlrnusler pl. XIX.
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