setzen, die Thongefäße in ein buntes Gewand zu hüllen. Diese Methoden
haben sich seither hundertfältig erweitert und vervollkommnet.
Man ersann die Glasur durch Zusatz von Zinnoxyd undurchsichtig,
weiß, zum sogenannten Email zu machen, und schuf damit die in der
Folge so berühmt gewordene Majolika.
Es gelang endlich auch aus weißem Thone selbst directe, feste, weiße
Gefäße herzustellen, durch passende Beimengungen, schärferen Brand und
complicirtere, härtere, glasähnlichere Glasur zu unserer heutigen schönen
Fayence zu kommen.
Es ließen sich schließlich gewisse Thone oder Thonmischungen
durch ein äußerst scharfes Feuer zu dichten, steinigen Massen brennen
- wie sie unser Steinzeug aufweist - und alle diese diiTerenten Producte
mit immer reicherern färbigem Decor versehen.
Wer sich der Mühe unterzieht, die Geschichte unserer Industrie
genau zu studieren, wird leicht den stetigen, stufenweisen Fortschritt ver-
folgen können, der nach und nach alle diese Methoden zu Tage förderte.
Stetig, ohne Sprung, reihen sich Errungenschaft an Errungenschaft, wie
die Glieder einer Kette - ein Streben folgt dem anderen, eine ldee
gebärt die folgende.
Ein Sprung geschieht nur bei der Erfindung des Porzellans
(in Europa), dieses eigenartigen Productes, das sichlan gar keine andere
Thonwaare anlehnt, aus ganz neuem Materiale, durch neue Comhination
entsteht.
Derselbe Sprung an der Stufenleiter der keramischen Neuerungen
mag auch bei seiner eigentlichen ersten Erfindung in China stattgehabt
haben, und es gehörte wohl der eigenthümlich grübelnde Combinations-
geist, der emsige Fleiß und Spürsinn der Chinesen dazu, um die zwei
Materialien zu paaren, die vereint im Feuer zu Porzellan werden, Kaolin
und Petuntse (Porzellanerde und Feldspath).
Das Porzellan ist die technisch am höchsten stehende Thonwaare.
Die weiße, dichte, halbglasige Masse stellt es hoch über die anderen
Producte der Keramik. .
Nichts erinnert am fertigen Porzellangefäß, an dem zarten, milde
glänzenden, transparenten Materiale, dass es aus Erde hergestellt ist. Das
Feuer hat hier seine veredelnde Kraft in vollem Maße geübt.
Ich habe voriges Jahr dem Porzellan in dem allgemeinen Bilde, das
ich zu entwerfen suchte, nur wenige Worte gönnen können. Die ganz
besondere Eigenart und Sonderstellung des Productes, die Eigenthümlich-
keit seiner Darstellung und seine interessante Geschichte rechtfertigen
es gewiss, wenn dasselbe nun einer speciellen Betrachtung unterzogen
werden soll.
Das Porzellan ist also chinesischen Ursprunges. Wann die Kunst
der Porzellanbereitung in China erfunden worden ist, lässt sich genau
nicht feststellen. Man war geneigt, entsprechend dem Alter der chinesischen