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der es in Glasur, Farbe und Transparenz gleich sehe. Unumstößlich ist
diese Deduction nicht, sie wird von vielen Fachleuten angenommen.
Im 14. Jahrhundert findet sich der Name Porzellan schon vielfach
in den lnventarien königlicher Kunstsammlungen und Schatzkammern vor:
Im Schatze des Herzogs von Anjou war 1360: wune escuelle d'une pierre
appelee pourcellaineu, in dem der Gemahlin Philipps des Schönen (1- 1370):
nun pot ä eau, de pierre de pourcellaineu. Man darf darunter wohl unser
Porzellan verstehen, das man für eine- Art Stein hielt und in Gold fasste!
rune petite pierre de pourcelaine, entaillee a six petiz ymages, garnye d'or-i,
wie es im Inventar Karls V. von Frankreich lautet.
So interessant es ist, zu verfolgen, wie sich das geheimnissvolle
Dunkel, in dem das chinesische Porzellan stand, nach und nach lichtete,
kann doch die chronologische Reihe der Nachrichten hier nicht entwickelt
werden. Recht bekannt wurde Europa damit erst, als die Portugiesen nach
Entdeckung des Seeweges nach Indien chinesisches Porzellan als Handels-
waare herüber brachten und in noch ausgedehnterem Maße, da im 17.
Jahrhundert die Holländer Herren des Handels mit Indien und China ge-
worden, das Porzellan in enormen Massen auf den europäischen Markt
warfen. Dieser Handel mag die holländischen Geldsäcke tüchtig gefüllt
haben, denn in China konnte man, wie schon Marco Polo berichtete, für
einen venetianischen Groschen acht Porzellanbecher kaufen und in Europa
wurde das Porzellan mit Gold gewogen. Hatte dieser Handel die chinesischen
Fabrikate verbreitet und bekannt gemacht, so blieb der StoE und die
Erzeugung desselben so räthselhaft, wie zuvor - ja die abenteuerlichen
Berichte, die crassen Lügen, die von den Reisenden in jener Zeit in die
Welt geschickt wurden, waren eher geeignet, das mystische Dunkel zu
vermehren, in welches die chinesische Porzellanindustrie gehüllt war -
damals schon so reich, oder vielleicht noch reicher entwickelt als jetzt,
aber auch auf das sorgfältigste vor unberufenen Augen behütet.
Die zuverlässigsten, auf eigener Anschauung basirten und mit relativ
größtem Verständnisse gemachten Mittheilungen über den Stand der
damaligen Industrie haben wir vom Jesuitensuperior in China, Pater
Francois Xavier d'Entrec0lles - gestorben 174i zu Peking. Derselbe
fand bei seinem Aufenthalte in King-te-tschin, dem Mittelpunkte der
Porzellanindustrie in der Provinz Kiansi, einem Vorbilde unserer modernen
englischen Töpferstädte gegen 3000 Porzellanöfen in Betrieb. Er be-
schreibt ganz richtig, dass die Chinesen ihr Tseki (Porzellan) aus zwei
Ingredienzien zusammensetzen: dem Kaolin aus den Granitfelsen des Sees
Eo-Yang - einer weißen Thonerde - und aus dem Petuntse, der aus
harten Felsen gebrochen, gemahlen, mit Wasser gemengt, zu einem Teige
gemacht, endlich in Ziegelform gebracht und so an die Fabriken verkauft
wird. Es ist dies unser Feldspath. nMit ihm allein" - sagt Pater d'Entrea
colles - "kann man ebensowenig Porzellan machen, als mit Kaolin ohne
Petuntseu. Letzterer lässt sich im Feuer schmelzen, ersterer nicht. Zu