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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 204)

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er nun immer mehr in die Enge kam, mehrere Fluchtversuche miss- 
lungen waren und der König endlich sogar gedroht hatte, ihn hängen zu 
lassen, wenn er nicht bald mit seiner Goldkocherei zu Stande käme, da 
gestand er seine Noth, sein Unvermögen, die Versprechungen zu erfüllen, 
an den einzigen, dem er sich anvertrauen konnte, den biederen Freiherrn 
Walter von Tschirnhausen, der ihn zu beaufsichtigen hatte. 
Tschirnhausen, der selbst tüchtige Kenntnisse der Glasbereitung 
besaß und auch langeZeit schon an dem Problem des Porzellans laborirt 
hatte, ohne zum rechten Ziele zu gelangen, lenkte Böttgefs Thätigkeit 
auf dieses Feld, wo zwar nicht Gold directe, aber auch Ehre und 
Reichthum zu holen war. Und wirklich konnte Böttger schon 1704 dem 
Könige ein rothes, steiniges Geschirr seiner Erzeugung vorweisen, das 
er Porzellan nannte. Gleich wurde an die Herstellung im Größeren 
geschritten und 1710 schon die Leipziger Ostermesse mit einem Waaren- 
lager im Werthe von 3357 Thaler solchen rothen Böttgefschen Porzellans 
bezogen. 
Im japanischen Palais sind eine Reihe dieser Gefäße erhalten. Von 
rauher Oberfläche wurden sie für den Vertrieb von Steinschneidern und 
Glasschleifern bearbeitet, polirt, mit Steinchen besetzt, mit Gold und 
Silber verziert, selbst in Edelmetall gefasst, wie es ja auch mit den raren 
chinesischen Objecten in Uebung war. 
170g verfiel Böttger auf die weiße Schnorrische Erde, den Kaolin 
von Aue im Erzgebirge und damit hatte er das Mittel gefunden auch 
das echte weiße Porzellan izu erzeugen. Proben davon wurden dem 
Könige und auf Böttgers persönlichen Wunsch einer Commission vor- 
gelegt, welche der Erfindung die vollste Anerkennung zollte und daraufhin 
die Gründung einer Reihe von Porzellanfabriken auf Acticn beantragte. 
Da dies Schwierigkeiten fand, ließ der König selbst eine Manufactur 
errichten und bestimmte dazu die leerstehende Albrechtsburg in Meißen, 
die 6. Juli 1710 feierlichst übergeben wurde. 
Die Direction der Fabrik erhielt der Kammerrath Nehmitz im Vereine 
mit Böttger. Uneinigkeit zwischen beiden bestimmte dann später den König, 
Nehmitz zum alleinigen Director zu ernennen, ihm aber nur die Führung 
der juridischen Geschäfte zu übertragen, während der Administrator 
Böttger Alles übrige zu leiten hatte. Doch konnte sich Böttger, trotz der 
Opulenz seiner Stellung und voller Actionsfreiheit in der Fabrik, nicht 
lange behaglich fühlen - er hatte jetzt erst recht nicht aufgehört Staats- 
gefangener zu sein. Drei Aufsichtscommissionen waren nach einander 
ernannt und Böttger sowohl, als seine Gehilfen und Arbeiter zur 
Wahrung des Geheimnisses unter die strengste Ueberwacbung und 
Controle gestellt worden. Wiederholt reichte Böttger um seine Entlassung 
ein, suchte auf alle mögliche Weise sich loszuschrauben. Die schwclgerische 
Lebensweise und der Trunk, dem er sich im Uebermaße ergab, unter-
	        
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