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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 205)

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sich mit dem dritten Theil des Geschäftscapitals an dem Unternehmen zu 
betheiligen. Die Fabrik erhielt nun den Titel einer königlichen Ma- 
nufactur. Der Ruf derselben, der Begehr nach ihren schönen Fabri- 
katen, die namentlich in der Vergoldung und Behandlung der Farben die 
gleichzeitigen deutschen Porzellanfabrikate weit übertrafen, steigerte sich 
bald derart, dass die Räumlichkeiten zu Vincennes zu enge wurden und be- 
schlossen wurde, ein großes Fabriksgebäude zu Sevres, auf der Straße 
nach Versailles, zu errichten, wohin der Betrieb 1756 verlegt ward. 
1760 brachte Ludwig XV die Manufactur ganz an sich, Boileau 
blieb Director. 
Und nun kam die Fabrik bei dem lebhaften Interesse und der regen 
Unterstützung, die ihr der Hof und Adel, namentlich aber die Marquise 
von Pompadour zu Theil werden ließen, bei der reichen Dotation von 
angeblich 95.000 Frcs., welche die Heranziehung der besten wissenschaft- 
lichen und künstlerischen Kräfte ermöglichte, erst zur reichsten Ent- 
faltung. 
Die päte tendre, welche in Sevres erzeugt wurde, ist ein hart an 
der Grenze des keramischen Gebietes stehendes Product, dem Glase ver- 
wandter als den sonstigen Thonwaaren, mit denen es fast nur das Formen 
und die Art des Brennens gemein hat. Es fehlt darin fast ganz das 
charakteristische Moment der Thonwaaren, der Thon. Die Masse bestand 
aus einer glasigen, alkalireichen Fritte, die dann mit etwas Kreide und 
Kalkmergel zusammengerieben wurde. 
Da die Masse bei dem Mangel an Thonsubstanz höchst geringe 
Plasticität zeigte, musste sie durch Zusatz von Klebmitteln (Traganth oder 
Leim) einigermaßen formbar gemacht werden. 
Dass die weitere Behandlung derselben bei derartiger Zusammen- 
setzung außerordentlich schwierig war, ist selbstverständlich. 
Die Stücke mussten sämmtlich sehr dick in Gypsforrnen hergestellt 
und erst nach dem Trocknen auf die richtige Form abgedreht werden. 
Eine weitere große Schwierigkeit bot das Brennen. Die Masse, eigentlich 
ja nichts anderes als ein sehr kalkhältiges Glas, das bis zum Zusamm- 
sintern gebrannt werden musste, erweichte sehr stark und erforderte, um 
nicht zusammen zu sinken, die complicirtesten Stützen und Unterlagen. 
Die Glasur, die auf das zur vollen Transparenz, also scharf gebrannte 
Geschirr kam, war ein gewöhnliches Bleiglas, wie es die Fayencen 
trugen, das zum Aufbrennen im zweiten Feuer nur eine weit niedrigere 
Temperatur erforderte, aber auch nicht die Härte der Glasur des echten 
Kaolin- oder Feldspathporzellans erreichen konnte. 
Für den färbigen Decor der Luxusgeräthe ist diese Glasur aber 
gerade ein Vorzug geworden, der ja auch der Fayence gegenüber dem 
Porzellan innewohnt. Die Farben schmelzen, bei dem Aufbrennen in der 
MuEel, in die dabei erweichende Glasur ein, wodurch die Malerei eine 
besondere Zartheit und einen schönen gleichmäßigen Glanz erhält.
	        
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