220
nämlich die Leute aus dem ganzen Banat, aus Arad, Szegedin und Kecskemet auf dieser
Landstraße nach Pest und von da nach Wien. Dieser Gasthof war die letzte Station, von
wo man, selbst mit schweren Lastwagen, in einem Tage nach Pest gelangen konnte, daher
auch stark besucht. Der Gast konnte jederzeit Unterkunft finden (es waren etwa sechzehn
eingerichtete Zimmer vorhanden), desgleichen die Fuhrleute, die mit ihren ankommenden,
abfahrenden und Rast haltenden Fuhrwerken einiges Leben in die Gegend brachten.
In den Sechziger-Jahren vertheilten die Jaszberenyer den Grund und Boden unter
sich, nach dem Verhältniß ihres Besitzes. Wer innerhalb der Gemarkung mehr besaß, der
bekam auch mehr von der Puszta. Das Ganze wurde vermessen und parcellirt, dabei noch
Raum gelassen für die zu erbauende Ortschaft. Das Terrain wurde zwar nicht gut gewählt,
da man die besseren Felder zu Ackerland bestimmte und nicht mit Häusern verbauen mochte,
aber trotzdem kam das Dorf nach und nach zustande und auch eine schmucke Kirche wurde
gebaut. Ein Theil der Städter baute sich draußen auf der Puszta seine Wohnhäuser und
nahm dort seinen bleibenden Wohnsitz. Manche machten sich im Dorfe selbst ansässig,
Andere errichteten auf ihrem Feldantheil eine Tanya und blieben da wohnen.
Wo vor dreißig Jahren nur etliche Hirten und der Pusztenrichter sich aufhielten,
da wohnen jetzt sechstausend Menschen. Mitten auf der Puszta ist eine blühende Gemeinde
entstanden und die Zahl der Tanyas allein beträgt 539. Wo man vor dreißig Jahren den
Boden nur als Weidegrund zu verwerthen wußte, wird jetzt fünfzehn Gulden Pacht für
das Joch gezahlt. Die Bevölkerung gehört zu der betriebsamsten im Alföld. Sorgfältig
baut sie ihr Feld und versorgt mit dem Überschuß ihrer Products den Markt von Kecskenwt,
dessen Bewohner doch selber betriebsam genug sind. Einen Beweis für den praktischen
Sinn der Leute bietet schon der Umstand, daß sie zum Bau der geplanten Bahnlinie über
Örkeny und Dabas nach Steinbruch (Köbanya) einen Beitrag von 50.000 Gulden
angeboten haben. Die Generalversammlung faßte den Beschluß einstimmig, Niemand
sprach ein Wort dagegen.
So wird die Puszta zum Dorfe.
Vor dreißig Jahren wurde eine der wildesten Gegenden des Landes nur von Rinder
herden zerstampft, von Roßhirten und Schäfern bewohnt; heute legen ihre Bewohner
50.000 Gulden zusammen, um eine Eisenbahnverbindung mit der Hauptstadt zu erlangen.
Lbaraktsrzüge des Volkes.
Wir haben bereits erwähnt, wie sehr die Pester Ebene für die Niederlassung des
Urmenschen geeignet war. Die sanft geneigten Halden des Cserhat mit ihrem leicht zu
bearbeitenden Boden, die Ufer der Donau und Theiß mit ihrer reichlichen Fischnahrung
mochten von Anfang an große Anziehungskraft auf den Menschen ausüben, der die