a. D., Clausen-Kaas, fanden specielle Würdigung in der Schrift von Johann
Meyer: vDer Handfertigkeitsunterrich! und die Schule." Berlin 1881,
Lüderitische Verlagsbuchhandlung. R. v. E.
Abwege der Glasmalerei.
Der im Jännerheft der "Blätter für Kunstgewerben unter diesem Titel
erschienene Aufsatz geht von der richtigen Thatsache aus, dass für die
kunstgewerblichen Producte das kaufende und bestellende Publicum minde-
stens ebenso, wenn nicht mehr verantwortlich ist, als der sie schalTende
Kunstindustrielle und entlastet unter diesem Gesichtspunkte auch letzteren
theilweise von den Vorwürfen, die ihm wegen falscher Auffassung und
Behandlung mancher ihm gegebenen Aufträge gemacht werden könnten.
Der Kunsthandwerker, welcher die besten Ideen im Kopfe, reines und
feines Stilgefühl mit technischer Meisterschaft verbindet, müsste oft ver-
hungern, wenn er nur das machen wollte, was ihm gefällt, was er für
recht hält und nicht auch großentheils Dinge, die das Publicum will mit
seiner unqualificirbaren Laune und Mode.
Wundert man sich, wenn alle Welt für die Rembrandt- und Van
Dyck-Hüte mit ihren anämatischen, aber desto interessanter sein sollenden
Trägerinnen schwärmt. die geistergleich zu beschwören die neueste histo-
rische. d. i.Costümmalerei nimmer ermüdet. wenn jeder Gesellschaftsmensch
wenigstens einmal jedes Jahr einen Holbein'schen Landsknecht oder einen
Spitzenbestandenen Herrn der Niederlande anzieht, und ebenso Jungfrauen
und Frauen es nicht verschmähen, die kleidsam stattliche Tracht des 15.
und 16. Jahrhunderts mit den Roben der neuesten Mode zu vertauschen,
deren Schnitt und Schmuck auch schon jener Geist der alten Zeit um-
zaubert, wundert man sich, dass wenn solche Costümfiguren an allen
Wänden hängen, sie nicht auch vom Glasmaler für die Fenster verlangt
werden?
Und was erst recht merkwürdig, halbdutzend- und dutzendmal
immer dieselben Herren und Damen, die der Freund beim Freunde, die
Freundin bei ihrer Bekannten oder Verwandten, gesehen _ sie wollen es
trotz des Abrathens des Producenten, den das ewige Einerlei ermüdet, der
die herrlichsten Wappenscheiben, getreue Copien oder freie Umgestaltungen
alter Schweizer Cabinetsstlicke vorweist und eindringlichst empfiehlt -
er hat deren ja, sie als das Beste und Schönste in seiner Art erkennend,
eine Menge für den Zweck vorbereitet, manche sorgfältige Studien lehr-
reichster Technik. - Sie gehen nicht, man will sie nicht, die meisten
deshalb nicht, weil es eben Wappen sind und die Besteller nicht von
Adel. Dass man auch Städte- und Zunftwappen in seinem Fenster haben
kann, dass antike adelige Wappenscheiben auch den Nichtadeligen nicht
beschämen, wollen die Wenigten begreifen.