trischer Flachstickerei ausgeführte breite Streifen, zwischen welchen
ein schmales, äusserst delicat gearbeitetes seidenes Gobeliuband lauft.
Dasselbe zeigt in nach Innen gekehrten Rundbögen je zwei einander
zugewandte, durch einen Punkt getrennte Sigma-Figuren C.) in
Blau mit gelber Ränderung. Ausserhalb der Borte, der Befransung
zugekehrt, sieht man den Namen des Besitzers EOAIIIHNIOE. Die
Stickseide ist jedoch herausgemodert, wodurch dieser Name trans-
parent erscheint.
Sollten die Sigma-Figuren des Gobelinstreifens als solche richtig erkannt sein,
so würde ihre Beziehung zu dem Namen des Besitzers erwiesen und das oben in
der Anm. zu Nr. 121-122 über die Buchstabenlinien Gesagte hiedurcb bestätigt
sein. Vgl. übrigens Nr. 242, 246, 365 und 366-367.
139. Grosses Bruchstück einer Prachttunica. Der Gewandstoff besteht aus
140.
141.
uni-gestreiftem Scharb-Linnen. Von den beiden Seiten des Halsaus-
schnittes laufen über die Schultern zwei mit der Textur combinirte
breite Gobelinstreifen durch die vordere und rückwärtige Mitte des
Gewandes parallel zu dem Saume herab: dieselben sind roth und
weiss grundirt und enthalten als Hauptmotiv dunkelblau, grün und
schwarz fundirte Blätter, in welchen sich als Füllungen wieder ver-
schiedene bunte (orangefarbige, gelbe, lichtblaue, lichtgrüne) Vege-
tativornamente z. B. auch Granatbäume mit Früchten (s. Anm. zu
Nr. 117) befinden. Der runde Halsausschnitt ist besetzt von einer
besonders schönen, in Roth und Grün doppeltheilig gewebten Woll-
borte mit weisser lancirter geometrischer Musterung, als deren Mittel-
stück eine nach links gewandte Kameell-igur in strenger Stilisirung
erscheint.
Die Ornamentation dieser Tunica, welche wir in gleicher Weise an vielen
Stücken unseres Fundes antretTen (so auch Nr. x34 etc.) war schon zu Beginn des
lV. Jahrhunderts n. Chr. im ganzen römischen Reiche zur herrschenden Mode ge-
worden. Allerdings hst man sich bisher über die Natur dieser Gewandstreifen,
welche uns nun in einer ausgiebigen Fülle vorliegen, keine rechte Vorstellung zu
machen gewusst, am allerwenigsten konnte man aber ahnen, dass dieselben mit
der Textur combinirt oder aufgenaht in vollendeter Gubelintechnik ausgeführt
worden seien!
Aufgetrennter Aermel, zur vorigen Nr. 139 gehörig.
Gobelinborte, welche mit Leinwand unterlegt als Achselspange
(s. Nr. 124) auf das Gewand genäht war. Der rothe Grund zeigt
als weisse Dessinirung kleine Baumfiguren mit in Ringen einge-
schlossenen sechsspitzigen Sternen abwechselnd (cum stellt": et arbo-
ribus). Die Ränder der Borte bestehen aus Em-(H)-Linien (s. Anm.
zu Nr. 121-122).
Dieselbe Baummusterung (welche die alten arabischen Quellen mit muschäd-
dsclrar wgebaumt- bezeichnen) findet man an dem Gewande einer Hofdatne im Ge-
folge der Kaiserin Theodora, Gemahlin Justinian's, an den Mosaiken des Chors
von St. Vitale zu Ravenna (6. Jahrhdt.). Sie wiederholt sich öfters an unseren
Fundstüclten.