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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 213)

(Spanien als Absatzgebiet für die österreichische Ktmatindnatrie.) Einem 
an die Direction des Museums gerichteten Schreiben des Herrn Dr. Przibram, k. k. 
Hofrathes und General-Consuls in Barcelona, entnehmen wir folgendes: 
Während unsere kunstgewerbliche lndustrie ihr Absatzgebiet von Tag zu Tag aus- 
dehnt, liegt es mir ob, die bedauerliche Thatsache zu signalisiren, dass dieselbe dem Marktc, 
den sie auf der pyrenaischen Halbinsel finden könnte, nicht die wünschenswerthe Beachtung 
zuwendet. Es mag dies zum nicht geringen Theile dem weit verbreiteten Irrthum zuzu- 
schreiben sein, als sei dieses Land nicht unter die Consumenten kunstgewcrblicher 
Pruductionen zu zahlen. Hier sei dagegen in Kürze constatirt, dass das Decennium, während 
dessen Spanien, sonst der Schauplatz blutiger Bürgerkriege, des Friedens genoss, seinen 
KVohlstand außerordentlich gefordert hat Die ergiebigen Klileinernten der letzten Jahre 
vermehrten den Nationalreichthum; Capitalien, die vordem sich scheu verkrochen, wagen 
sich zu Tage und schon beginnt der Luxus, den sich der Spanier sonst nur im Ausland: 
gestattete, sich auch auf sein häusliches Leben zu erstrecken. Die Decorirung des lnterieurs, 
bisher armselig oder altvatetisch, kommt in Schwung; es ist nicht immer, ja in den 
seltensten Fallen der gute Geschmack, der da herrscht, aber die Mode will es so und 
man folgt ihr und fangt an, die wObjets d'art: als zur Einrichtung gehörig zu betrachten, 
wie man es bisher nur mit den Möbeln aus gebogenem Holze that, die als -Meubles de 
Vienau bekannt, den tüchtigsten Pionnierdienst für unsere lndustrie versahen. Wenn auch 
Paris schon wegen seiner Nahe und seines Prestige den Lüwenantheil an der Ausstattung 
des modischen Hauses nimmt, so herrscht es doch nicht ausschließlich. So hat England für 
Fayencen, trotz der hohen Zölle, Deutschland für Erzeugnisse der Kunsttischlerei sich hier 
einen ganz ansehnlichen Absatz eröffnet, nicht zu reden von der Concutrenz, dieunseren 
Wiener Erzeugnissen der Leder-Industrie von Frankfurt, Offenbach etc. gemacht wird 
oder den Erfolgen Pforzheims, Gmünd's und anderer Städte für Dutzendwaarc. Glücklicher 
Weise hat auch Oesterreich seinen immerhin ansehnlichen Rang unter den auf diesem 
Gebiete vertretenen Lander und neben unseren specilisch Wiener nPhantasiu-Artikeln 
beginnen auch Bronzen sich einzubürgern. Immerhin wlre das Geschäft-und nur diesen 
Standpunkt kann ich als Vertreter der Handels-Interessen im Auge haben - einer be- 
deutenden Erweiterung noch fähig, wenn man es bei uns verstünde, auch den Exigenzen 
des Landes Rechnung zu tragen. 
(Johann Klein 1-.) Das l-linscheiden Klein's (geb. zu Wien 1823. gest. in Venedig 
am 8. Mai 1883), hat seine zahlreichen Wiener Freunde betrübt, aber nicht überrascht. 
Seit einer Reihe von Jahren war Klein leidend und suchte wiederholt in Pisa und Venedig 
Heilung. Sein Tod reisst im Wiener Kunstleben eine empfindliche Lücke ein, die nicht so 
leicht ausgefüllt werden wird. Er war eine glaubensstarke Seele, welche ihre Kunst- 
ideale in der Kirche gesucht und gefunden hat. Es dürfte wenige deutsche Künstler 
geben, welche auf dem Gebiete der christlichen Symbolik und Mythe so gründlich bewan- 
dert waren wie Klein. Manche seiner Schöpfungen sind nur Jenem verständlich, welcher 
sich mit kirchlicher Kunst ernsthafter beschäftigt hat. Waren seine Gestalten weniger 
archaistisch und dem katholischen Laien zugänglicher, so würde er vielleicht in Oester- 
reich einen größeren Wirkungskreis gefunden haben, als es der Fall war. Wohl fühlend, 
dass seine Kraft für die große figurale Malerei, in welcher Führich, sein Lehrer, Meister 
war, nicht ausreichte, concentrirte er seine Kraft auf das Gebiet der Glasmalerei. Auch 
die Kunststickerei und die metallurgische Kleinkunst verdankten Klein vortreffliche Werke. 
lhm kam es sehr zu statten, dass er vom Handwerk, der Kunstschlosserei, zur Kunst 
aufstieg. Auf dem Felde der Glasmalerei für Kirchen nimmt Klein einen ersten Rang 
ein. Es gibt kein Land, in welchem sich nicht moderne Glasgemälde nach Klein'schen 
Cartons befinden würden. Eine Reihe der größten Arbeiten Klein's befindet sich in Eng- 
land und am Rhein, den Pßegestatten kirchlicher Kunst. ln jüngster Zeit sind seine Arbeiten, 
besonders seine Cartons für den Kölner Dom, vielfach gewürdigt worden. Er stand mit 
allen Künstlern und Kunstgelehrten, welche sich mit den Fragen der Kunst in der Kirche 
beschäftigten, im lebhaften Verkehre. Schon in jungen Jahren unterhielt Klein eine leb- 
hnfte Verbindung mit allen jenen Wiener Künstlern und Gelehrten, welche sich mit 
mittelalterlicher Kunst beschäftigten und die ihn als strebsamen, kunstbegeisterten jungen 
Mann hochschatzten. Es wird sich gewiss bald ein Kunsthistoriker finden, welcher Klein's 
zahlreiche Arbeiten eingehender würdigen wird. Der literarische und artistische Nachlass 
dürfte nicht unbedeutend sein. Klein wurde am u. Mai l. J. bei St. Giovanni e Paolo in 
Venedig beigesetzt. Er hinterlasst eine zahlreiche Familie. Wenn Klein von den hoch- 
vermügenden Vertretern der Kirche im Leben einige Förderung erhielt, so darf die Er- 
wartung ausgesprochen werden, dass die Kirche nunmehr der Familie eine kräftige Stütze 
bieten wird. Nicht blos als Künstler. sondern auch als Lehrer nahm Johann Klein eine 
hervorragende Stelle ein. Nicht wenige Schulen und Kunsthandwerker verdanken dem- 
selben lmpulse zu ernsterem Kunststreben. Er war eine Künstler-Individualität von einer
	        
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