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368-370. Grosse Bruchstücke einer schönen uni-gestreiften Leinentunica,
deren plane eingearbeiteten Brustspangen, angusti claui und Aermel-
besätze zu den schönsten und charakteristischesten Gobelinwerken
unsres Fundes gehören. Dieselben weisen bei zartester Farbengebung
in der classischen Stilisirung ihrer vegetabilischen Ornamentik ganz
den archaistischen römischen Charakter auf. Das Aermelende wie
auch der grosse viereckige Halsausschnitt sind mit feinen zierlichen
Gobelinbörtchen besetzt.
37x. Theile einer uni-gestreiften Leinentunica (tunica manicata), eines
372.
373.
Prunkstückes ersten Ranges. Dieses Gewand ist geziert mit plane ein-
gelegten verticalen Gobelinstreifen starker Breite (ähnlich Nr. 204)-
Zwischen schmäleren rothen, mit weissen Kreuz- und Blattornamenten
gemusterten Randbordliren zeigen diese Verticalstreifen im weissen
Grunde schöne mit vegetabilischen Dessins (Früchten etc.) gefüllte
Blätterreihen. Ihnen entsprechend sind auch die Aermelbesätze or-
namentirt. Der Saum (listu) besteht aus einer breiten rothwollenen
Borte mit lancirten geometrischen Weissmustern. Schmälere Borten
derselben Art, doch blau grundirt, sind als Besätze für die Aermel-
enden (an der Handwurzel) und den Halsausschnitt verwendet.
Aermelstlick. Die innere, mit der Textur combinirte Gobelinborte
ist ähnlich der Nr. 215. Die äussere hingegen, welche mit schmalen
rothen, weiss dessinirten Gobelinstreifchen eingefasst ist, zeigt auf
blauem Grunde weisse Ornamentation. Dieser reich geschmückte
Aermel ist vorne nach unten geschlitzt und an der Handwurzel mit
Knopf und Schlinge versehen.
Linnenzeug mit einer rundbogig ausgeschnittenen Gobelintabula be-
näht. Dieselbe zeigt vier winzige Opferschalen und im Centrum ein
mir nicht erklärliches Ornament.
(Fortsetzung folgt.)
Literaturbericht.
Kekule, Reinhardt Zur Deutung und Zeitbestimmung des Laokoon.
Mit zwei Doppeltafeln in Lichtdruck und einigen Zinkätzungen. Berlin
und Stuttgart, Spemann, 1883. gr. 8. 47 Seiten.
Fünf kleine von einander unabhängige Untersuchungen führen zu demselben Re-
sultate, dass die Künstler des Laokoon um loo vor Christus lebten. Aus der Stelle des
Plinius wird nachgewiesen, dass das Werk zur Zeit des Augustus schon in Rom vor-
handen war, aus der Schilderung des Virgil, dass er die Gruppe kannte; der Vergleich
mit dem Pergameuischen Gigantenfries lehrt, dass sie ein gewisses Maß von Zeit später
entstanden sei; das pompeianische Bild mit dem Tode des Laokoon setzt gleichfalls die
Kenntniss der Gruppe voraus, aus der Buchstabenform der lnschriften, auf welchen Ale-
snndros und Athanadoros erscheinen, ergibt sich endlich der genaue Zeitansatz. Wie
Alles, was von Kekule kommt, zeichnet sich diese Untersuchung durch lichtvolle Dar-
stellung und feine Beobachtung aus. W.