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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 216)

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liehen Erinnerungen, werden sich uns in der culturhistorischen Ausstellung 
bieten. Wir werden darin aber auch ersehen können, welche Fülle künst- 
lerischen Strebens zu allen Zeiten dem heimischen Boden entwachsen ist. 
An der Grenze der Ostmark gelegen, hat Steiermark zu allen Zeiten 
seine hohe culturelle Mission in vollem Maße erfüllt. Trotz der steten 
Kämpfe mit den von Osten andrängenden Feinden deutscher Cultur und 
Sitte hat der rastlose Fleiß seiner Bürger Kunst und Industrie in Steier- 
mark zu hoher Blüthe gebracht. Sollten wir nicht trachten, diese Bilder 
einer glorreichen Vergangenheit für unsere Enkel und die kommenden 
Jahrhunderte festzuhalten? Sollte es in Steiermark, welches so reich an 
geschichtlichen Erinnerungen und an Kunstschätzen der Vorzeit ist, nicht 
möglich sein, ein Landesmuseum zu gründen, so wie es fast alle 
Länder Oesterreichs besitzen? 
Dort kann die Jetztzeit und Zukunft die Werke der Vergangenheit 
bewundern, um nachahmend sich daran zu bilden; dort kann das Landes- 
kind über alle Gebiete Umschau halten und seinen Beitrag liefern, um 
den uns allen gemeinsamen Besitz zu vergrößern. 
Der Landtag hat allerdings die Errichtung eines Landesmuseums 
principiell beschlossen, doch es wird noch mehrere Jahre dauern, bis 
dieselbe in Angriff genommen werden kann. 
Bis dahin aber werden täglich von Händlern und Sammlern unsere 
historischen Kunstschätze aufgekauft und fortgeschleppt, wozu die cultur- 
historische Ausstellung die vortreiflichste Gelegenheit bieten kann, wenn 
nicht die Bevölkerung selbst, die Intentionen des Landtages unterstützend, 
schon jetzt Schritte thut, um solche Gegenstände für das künftige Landes- 
museum zu erwerben. Um diese Zwecke zu fördern, soll sich ein Landes- 
museums-Verein constituiren, zu welchem alle diejenigen, welche dieses 
patriotische Unternehmen fördern wollen, beizutreten ersucht werden. 
So Großes ist schon durch das freie Zusammenwirken Gleichgesinnter 
hier im Lande erstanden, dass die Hoifnung nicht unberechtigt ist, auch 
den allseitig gehegten Wunsch nach einem Landesmuseum in dieser 
Weise zu verwirklichen. Ein bleibendes Denkmal, würdig dieser heutigen 
Feier, wird dadurch von den Steiermärkern ihrem Lande errichtete 
Wir begleiten diese Bestrebungen der steiermärkischen Kunstfreunde 
mit den besten Wünschen und werden jederzeit gern bereit sein, diese 
Bestrebungen zu fördern, so weit es unsere bescheidenen Mittel gestatten. 
Auch werden wir, sobald irgend ein positives Resultat dieser Bestrebungen 
zu Tage tritt, hierüber in diesem Organ berichten. 
Was aber für die Bestrebungen des Oesterr. Museums viel wichtiger 
ist als die Gründung eines Landesmuseums in Graz, das ist die That- 
sache, dass in dieser Stadt die kunstgewerbliche Bewegung in Fluss 
gekommen ist. Wir können heute constatiren, dass die Bestrebungen des 
Unterrichtsministeriums, das wissenschaftliche, künstlerische und gewerb- 
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