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Fast noch später als dieser Mercur muss eine kleine, zwar etwas
obscöne, aber in der Ausführung tadellose Gruppe angesetzt werden,
welche man etwa Venus und Amor benennen könnte (Nr. 158g). Feine
Modellirung, Glätte und edle grünbraune Patina zeichnen die kleine
Gruppe aus.
Einer schon barocken Richtung gehört ein Satyr an, der den jungen
Bacchus auf der Schulter trägt. M. Spitzer theilt mir freundlichst mit,
dass diese Gruppe aus der Casa Martelli in Florenz stamme.
Noch aber muss eine Arbeit der Hoch-Renaissance erwähnt werden,
die ebenso fein modellirt, als in ihrer Deutung unerklärt ist: Nr. 1587
zeigt uns eine kräftige weibliche schreitende Figur, die in der Rechten
eine Fackel hält. Die hoheitsvolle Gestalt schreitet über einen Drachen
hinweg und könnte demnach wohl als eine Allegorie der Zwietracht gelten,
fänden wir nicht auf ihrem Haupte einen Aehrenkranz, der auf Ceres-
auf den Sommer, auf Fruchtbarkeit etc. gedeutet werden könnte. Kaum
viel klarer in ihrer Deutung ist eine andere Figur unter den Spitzefschen
Bronzen. Ein bekränzter Putto sitzt auf einem großen Frosche und hält
in der Rechten eine Sonnenuhr. Hier bleibt allerdings der Ausweg, das
Ganze als decorative Plastik zu nehmen, deren Motive vom Künstler nicht
im Hinblick auf eine Allegorie gewählt sind, sondern nur der künstlerischen
Wirkung des Ganzen sich unterordnen. Die eben erwähnte Figur ist in
ihrer Ausführung weniger fein als die vorerwähnte allegorische Figur.
Zum Schlusse möchte ich noch jener Bronze aus SpitzeHs Sammlung
Erwähnung thun, welche ausnahmsweise dem Norden ihre Entstehung
verdankt. Peter Visch er ist es leibhaftig, den wir alsbald in der Statuette
erkennen, welche hier gemeint ist. Die Formen derselben sind uns längst
bekannt, denn diese Statuette ist eine Wiederholung von P. Vischefs
Selbstbildniss, das er am Sebaldus-Grab in Nürnberg angebracht hat.
Die Wiederholung aus Spitzei-"s Sammlung finde ich bei Giraud auf
Tafel XVII abgebildet. Dr. Th. Frimmel.
Die jubelfeier für x683 und die Kunstgewerbeschule.
Die Befreiung Wiens von der Türkennoth am 12. September 1683
bildet einen Wendepunkt in der Geschichte Oesterreichs und speciell
Wiens und bietet für künstlerische Thätigkeit so reichen Stoff, dass unsere
Leser sich nicht wundern dürften, auch mehrere Professoren der Kunst-
gewerbeschule an der Ausführung von Festgaben zu der heurigen Jubel-
feier betheiligt zu sehen. In erster Linie sei des ehrenvollen Auftrages
an Regierungsrath Professor Storck gedacht, die Festschrift des Wiener
Gemeinderathes zu illustriren. Zur Mitwirkung an der Arbeit sind die
Professoren O. Beye r und Hans Mach t, sowie mehrere Schüler Storck's
beigezogen. Ein Zierstück ersten Ranges wird ferner von dem Leiter der