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Internationale Sammler- Zeitung.
Nr. 22
Bilder.
(Ein unbekannter Rem b ran dt?) Berliner
Zeitungen melden: In einem Berliner Privathause ist ein bisher
unbekanntes Bild von Rembrandt, das Porträt eines blond
lockigen jungen Mannes, eine Arbeit aus des Künstlers bester
Zeit, gefunden worden. Das Gemälde ist als Rembrandt durch
Generaldirektor Bode bestätigt und attestiert worden. Es ist
durch die Kunsthandlung Paul C a s s i r e r bereits in den Besitz
eines großen deutschen Sammlers übergegangen.
(Correggios »Le da mit dem Schwan« in
Petersburg?) Ein Petersburger Sammler alter Gemälde
behauptet, daß es ihm gelungen sei, das Urbild von Cor
reggios »Leda mit dem Schwan« aufzufinden. Bekanntlich
befindet sich im Kaiser Friedrich-Museum in Berlin das auf
diesen Namen lautende Bild, und ein Zweifel an der Echtheit
dieses Werkes ist bisher noch nicht aufgekommen. Der Peters
burger Sammler und einige russische Kenner behaupten je
doch, das jetzt aufgefundene Bild stelle das ursprüngliche
Original dar. Das Petersburger Bild ist, wie ein russisches
Blatt mitteilt, bedeutend kleiner als das Berliner; es fehlt auf
ihm vollkommen die ganze Gruppe auf der rechten Seite, die
zwei Mädchen mit Schwänen und eine Greisin, die hinter
Leda versteckt ist, darstellt. Auf Anordnung des Direktors der
kaiserlichen Eremitage in Petersburg, des Grafen Tolstoi,
besichtigten zwei Konservatoren der Eremitage das Bild, und
nach dem Urteil beider soll das Bild nicht dem Pinsel Cor
reggios angehören. Der Petersburger Sammler will nun das
Bild nach Berlin bringen, wo es zum Vergleich neben dem
Bilde im Kaiser Friedrich-Museum aufgestellt werden soll.
Numismatik.
(Münzauktione n.) Adolf Heß’ Nachf: in Frank
furt a. M. kündigt zwei Versteigerungen an. Ab 24. November
kommt die Sammlung Schuch aus Köln auf den Markt, die
unter ihren rund 1100 Nummern besonders eine sehr schöne
sächsische Reihe und zahlreiche Gepräge von Brandenburg-
Preußen enthält. Es gibt hier einige wirkliche Prachtstücke,
zum Beispiel den Halbtaler Johann Friedrichs mit seinem und
seiner Gemahlin Sibylle Bildnis, eine Medaille von Tobias Wolf
auf den Besuch des Kaisers Max in Dresden, das große Schau
stück Friedrich Augusts III. mit der »Mauriccbourg« (!), schöne
Taler des letzten Brandenburger Kurfürsten; auch die übrigen,
weniger stattlichen Reihen enthalten zahlreiche Seltenheiten
in Talern und Medaillen. Ab 26. November folgen dann 3500
Nummern aus verschiedenem Besitz. Den Kern bildet eine
Prager Sammlung österreichischer, insbesondere böhmischer
Münzen, meist der neueren Zeit, die sehr reichhaltig ist; an sie
schließt sich dann eine große Anzahl von Medaillen auf Privat
personen, insbesondere Aerzte und Naturforscher.
(Neue Medaillen.) Die Medaille der Stadt Neu
kölln, die vom Magistrat dem Professor Ernst Moritz
Geyger (Florenz) in Auftrag gegeben wurde, ist jetzt fertig
gestellt und liegt in den ersten, von der Firma Gladenbeck,
Friedrichshagen, hergestellten Bronzeabgiissen vor. Die Vorder
seite der 15 Zentimeter im Durchmesser betragenden Medaille
zeigt eine die Stadt Neukölln verkörpernde Frauenfigur, an
deren Knie sich Kinder schmiegen. Neben ihr kniet ein Johan
niterritter, den Siegeskranz in der gepanzerten Rechten empor
haltend, als Symbol des Ursprunges der Stadt, die mit den
übrigen Besitzen der Templer im Beginn des 14. Jahrhunderts
auf den Johanniterorden überging. Den unteren Abschnitt der
Rückseite schmückt das Stadtwappen, umgeben von den Attri
buten der industriellen Entwicklung Neuköllns: der Webekunst
und der Elektrizität. Darüber erscheint in feiner Silhouette das
Bild der Stadt mit den charakteristischen Gebäuden aus der
Zeit des alten Rixdorf und der heutigen Großstadt. Die am
Rande angeordnete Inschrift lautet: Dem Verdienste — Die
Stadt Rixdorf.
Philatelie.
(Neue bayerische Briefmarken.) Da
Bayern nunmehr auch einen König hat, werden auch neue
Briefmarken erscheinen. Sie sollen mittelst eines neuen, bereits
erprobten, aber von keinem Lande bisher angewandten Ver
fahrens hergestellt werden. Das Verkehrsministerium hat seit
einiger Zeit von namhaften Künstlern Entwürfe zu den neuen
bayerischen Briefmarken anfertigen lassen.
(Braunschweiger Einzugs-Poststempel.)
Die Braunschweiger Postbehörde hat den Einzug des Herzogs
paares auf sehr originelle Weise gefeiert und verewigt. Alle
Postsachen wurden am 3. November mit einem besonderen
Stempel versehen, der unten die Inschrift »Einzug des Herzogs
paares« zeigt. Diese Postsachen werden sehr bald ein be
gehrtes Objekt für Philatelisten werden.
Porzellan.
(Die Porzellansam m 1 u n g Hermann I s a a c-
sohn.) Rudolf Lepkes Kunstauktionshaus in Berlin ver
steigert am 25. November die Porzellansammlung Hermann
Isaacsohn (Berlin). Die kleine, aber außerordentlich ge
wühlte Kollektion enthält ausschließlich Figuren und Gruppen
deutscher Manufakturen. Neben Meißen sind die Fabriken von
Wien, Höchst, Frankenthal, Ludwigsburg, Nymphenburg und
einige kleinere Manufakturen durch vorzügliche Arbeiten ver
treten. Neben den Höchster Modellen Melchiors verdienen be
sonders die Wiener Plastiken — unter ihnen zwei Gruppen
Grassis — hervorgehoben zu w-'erden. Weniger zahlreich, aber
von ebenso ausgezeichneter Qualität, sind die Erzeugnisse der
anderen genannten Fabriken, unter denen noch auf zw r ei Lud
wigsburger Tanzgruppen von P u s t e 11 i und einige besonders
reizvolle Einzelfiguren von der Hand Lejeunes, auf den »Stür
mischen Galan« B a s t e 11 i s aus der Nymphenburger Manu
faktur sowie auf zwei schwarz dekorierte Händlerfiguren von
Frankenthal auf Ajoursockel hingewiesen sei. Ebenso befindet
sich unter den kleineren Fabriken manches Beachtenswerte, so
ein galantes Paar von Desoches (Fürstenberg), einige nicht
häufige Leinbacher Modelle und endlich zwei Züricher Statuetten
eines Jägers und einer Jägerin, welche diese seltene Manu
faktur von ihrer besten Seite zeigen.
Verschiedenes.
(Luthers Totenmaske.) Der Kirchenrat der Ma
riengemeinde zu Halle beabsichtigt, die Marienbibliothek,
eine der größten und wertvollsten theologischen Bibliotheken
Deutschlands, zu verkaufen. Die Bibliothek enthält auch die
Originaltotenmaske Luthers. Die Totenmaske ist einer
lebensgroßen Gestalt Dr. Martin Luthers eingefügt, die sich in
der Bibliothek befindet. Die Gestalt, deren Gesicht und deren
Hände aus Wachs geformt sind, sitzt im Talar an einein Tisch,
vor sich eine mit Randbemerkungen versehene alte Bibel,
deren Druck im Jahre 1534 von Hans L u f f t, dem ersten Bibel
drucker, angefertigt ist und die eine eigenhändige Widmung
Luthers trägt. Pastor Günther sagt von der Figur: Es ist, als
träfe man den Gottesmann bei seiner Arbeit. Bei einer ge
naueren Betrachtung erscheinen besonders charakteristisch die
breite, bedeutende Stirn mit der tiefen Furche, die Nase, die
Lukas Kranach genau so gemalt hat, der Mund, umspielt von
einem freundlichen Lächeln, und das energische Kinn. Natur-
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getreu sind alle diese Ziige wiedergegeben, weil den Wachs
abgüssen, die wir da vor uns haben, jene Gipsabdrücke zu
grunde gelegt sind, die man von Luthers Leiche nahm, als sie
in der Nacht vom 20. zum 21. Februar L546 in der Sakristei der
Marktkirche zu Halle a. S. lag. Der große Bildhauer Christian
Daniel Rauch nennt nach einer genauen Untersuchung dieses
plastische Bild »ein in seiner Art einziges Kunstwerk«. Von be
sonderem Interesse sind ihm die Gesichtsteile und die Hände,
»zumal, da beide die unverkennbarsten Spuren davon zeigen,
daß sie über die Natur geformt sind«. Rauch fährt dann fort:
»Ebenso augenscheinlich ist es, daß die Wachsmaske das natur
getreue Porträt des Dr. M. Luther uns vorführt.« In demselben
Sinne äußert sich Rauchs berühmter Schüler Ernst Friedrich
August R i e t s c h e 1 in Dresden, der Schöpfer des Wormser
Luther-Denkmales.
(Tauschausstellungen zwischen Wien
und B u d a p e s t.) Die Genossenschaft bildender Künstler
Wiens hat mit dem Künstlerhause in Budapest Tauschausstel-
lungen vereinbart, von welchen die erste im Dezember d. .1.
in Wien stattfinden wird.
(Künstliche Beleuchtung des »Abend
mahles«.) Aus Mailand wird uns geschrieben: In den
Wintermonaten und an besonders trüben Tagen klagen die Be
sucher des Refektoriums der Santa Maria della ürazia oft über
die schlechten Lichtverhältnisse, die eine genauere und genuß
reiche Besichtigung des »Abendmahles« Lionardos nur
durch wenige Stunden des Tages möglich machen. Um so will
kommener mag ein Beschluß erscheinen, den die oberste Auf
sichtsbehörde Italiens für Kunst und Altertümer bei ihrer letzten
Sitzung in Mailand gefaßt hat. Es handelt sich hier um ein vom
Maler Pietro C h i e s a erdachtes System, wobei das elektrische
Licht durch ein eigens zusammengesetztes Glas geleitet wird,
das die gelben Strahlen absorbiert; es wird dadurch absolut
neutrales Licht erzeugt, so daß die Farben des Gemäldes keinen
Ton ihrer ursprünglichen Nuancierung einbüßen. Nach verschie
denen Experimenten haben sich drei Lämpchen als genügend
erwiesen, und zwar sollen sie derart an den Fenstern des
Saales angebracht werden, daß sie das Fresko soweit als
möglich in dem Lichte erscheinen lassen, unter dem die Hand
des Meisters es schuf.
Museen.
(Das Museum für ostasiatische Kunst in
Kö ln.) Man schreibt uns aus Köln: In Gegenwart des öber-
präsidenten der Rheinprovinz Freiherrn v. Rheinbaben und
vieler Ehrengäste wurde am 25. v. M. das Museum für ost
asiatische Kunst durch den Oberbürgermeister Wallraf ein
geweiht. Zum erstenmal in Europa wird in diesem Museum in
geschlossener Form in einem eigens dafür geschaffenen Rahmen
nicht nur die profane, sondern auch die religiöse Kunst Ost
asiens in ihrer geschichtlichen Gliederung bis hinauf zu den
viele Jahrhunderte v. Chr. liegenden Quellen gezeigt. Der Ver
treter der Königl. Staatsregierung, Ministerialdirektor Wirk).
Geh. Oberregierungsrat Dr. Schmidt, hob in seiner An
sprache das Verdienst hervor, das sich die Stadt Köln dadurch
erworben habe, daß sie dem neuen Gedanken, die Kunst des
Ostens in ein Museum zu bannen, zuerst in die Tat umgesetzt
habe. Oberpräsident von Rhein haben begrüßte es, daß,
bevor die jahrtausendalten Kunstschätze, die im Osten bisher
verborgen gelegen hätten, durch die immer weiter sich ent
wickelnden Verkehrsmöglichkeiten aufgedeckt und zerstreut
würden, diese in einer solchen Sammlung zusammengebracht
und so vor der Zerstreuung gerettet worden seien. Hiedurch
sei die Möglichkeit geschaffen, die alte Kunstentwicklung Chinas
und Japans zu studieren. Prof. Adolf Fischer, dessen Lebens
werk das Museum ist, hat während eines längeren Aufenthaltes
in Ostasien und später auf verschiedenen Expeditionen nach
Ostasien seine Sammlung zusammengebracht und durch viele
auserlesene Stücke bereichert, die nun im Besitz der Stadt Köln
dazu berufen sein wird, dem reichen geistigen Leben der Stadt
neue Anregung zu geben.
(Eine interessante Jokai-Biographie.) Das
Nationalmuseum in Budapest ist in den Besitz einer Jokai-
Biographie von ganz besonderem Wert gelangt. Sie wurde von
der Nichte des großen Erzählers Marie V ä 1 i, der Tochter
seiner Schwester Esther, verfaßt, als Jökai seine zweite Ehe
einging. Da diese Biographie die intimsten Einzelheiten aus
dem Leben Jokais, nebst einer langen Reihe von Briefen und
Originaldokumenten aufarbeitet, stellt es ein ganz unschätz
bares Quellenwerk dar. Es ist leider noch auf lange Zeit un
zugänglich; denn die alte Dame, die an der Seite ihrer Ver
wandten Frau Witwe Ludwig Ihäß in dem Kastell von
Lörinte lebt, hat das Manuskript dem Direktor-Kustos der
Szechenyi-Bibliothek des Nationalmuseums Dr. Julius S e-
bestycn mit der Bedingung übergeben, daß diese Biographie
mit Rücksicht auf ihren ganz intimen Charakter erst dreißig
Jahre nach dem Tode Jokais veröffentlicht werden darf. Das
Verlagsrecht stellt Nikolaus Moritz Jökai-Ihäß zu.
Vom Kunstmarkt.
(Auktion K e n d e in Wien.) Die Kunsthandlung
Albert Kende in Wien bringt in den Tagen vom 2. bis
6. Dezember im Dorotheum eine reichhaltige Sammlung
von graphischen Blättern zur Versteigerung. Neben Farben
drucken, Schabkunstblättern und schwarzen Kupferstichen der
englischen, französischen und deutschen Schule aus dem 16. bis
Anfang des 19. Jahrhunderts werden hauptsächlich
Viennensia die Aufmerksamkeit der Sammler auf sich
lenken. Es befinden sich darunter eine Folge sehr seltener
L ö s c h e n k o h 1 - Blätter, 3 Blatt aus der großen Praterfahrt
von Bensa, Volkstypen, Theatralia etc. Wiener Sammler
seien aber auch auf die Oelgemälde und Aquarelle Wiener
Meister aufmerksam gemacht, die sich den Graphiken an-
schließen. Es sind da Namen, wie Siegmund l'Allernand,
Brandeis, Eduard und Joh. Nep. Ender, Karl Geiger, Anton
Hansch, Hutter, Plank, Karl Schindler und Ed. Swoboda, ver
treten.
(Kollektion M. Arnold, Luzern.) Am 2. De
zember und den folgenden Tagen kommt in der Galerie Hel
bing (München) die Kollektion M. A r n o ld (Luzern) zur Ver
steigerung. Das weitbekannte Luzerner Antiquitätengeschäft,
das als Nachfolger der Bossardschen Handlung in dem bekannten
Rokokohaus in der Weggisgasse weitergeführt wurde, wird
vollständig aufgelöst, da das Haus verkauft wurde. Den um
fangreichsten und wertvollsten Bestandteil dieser Kollektion
nehmen die Schweizer Möbel ein. In der Schweiz hat sich fast
drei Jahrhunderte hindurch der Möbelstil ziemlich unverändert
erhalten. Die wesentlichen Formen haben sich kaum geändert,
nur die sparsam verwendeten Ornamente paßten sich dem ge
rade herrschenden Stil an. Sind auch die Möbel aus dem 16. bis
18. Jahrhundert, so wirken sie doch im Ensemble vollständig
geschlossen. In der Kollektion fehlt keine einzige charakteristi
sche Möbelform. Die bequemen, gemütlichen Schweizer Büfetts,
große und kleine Schränke und Halbschränke, die originellen
Windelladen, geschnitzte Truhen, Tische der verschiedensten
Größen, Schreibtische* Konsoltische, Sofas, Sessel, Stühle, be
sonders originelle Bauernstühle, sind, in zahlreichen Exem
plaren vertreten. Die Ornamente zeigen spätgotische, Renais
sance-, Barock- und Rokokoformen. Die meisten Möbel sind
in der braunen Beize des Nußbaumes gehalten. Zahlreiche
interessante Abweichungen vom allgemeinen Schweizerischen
Typus nach den verschiedenen Landschaften bieten weiters
reiche Abwechslung, wie Walliser, Tessiner, Urschweizer,
Züricher etc. Typen. Aus dem 18. Jahrhundert finden sich je
doch auch gefaßte Möbel der Rokoko-Louis-seize und Empire-