I0
Höchst reizend dagegen ist eine Anzahl buntfärbiger Becher mit
indischen Blumen in Gold und Silber, denen sich eine gleiche Reihe von
mit Gold- und Silberfiligran umsponnenen Gläsern anschließt. Neben der
reichhaltigen Ausstellung Lobmeyfs ist nur noch Bakalowitz, dessen
Specialität farbige, fein gestimmte Ziergläser sind, erschienen. Sollte
wirklich die kunstindustrielle Richtung der Glasfabrication auf diese beiden
Firmen beschränkt sein? Es nimmt mich besonders Wunder, dass die
Gefäße mit plastischen Blumen, von der gräflich Harrach'schen Fabrik
inaugurirt, die in Triest gerechtes Aufsehen hervorriefen, nicht künst-
lerische 'Weiterbildung gefunden haben. Für einen flüchtigen Modeartikel
ist diese Art wirklich zu gut.
E. WahliB, der neben Lobmeyr am umfangreichsten die Ans-
stellung beschickte, verbessert das bekannte Genre der orientalisirenden
Gefäße von Jahr zu Jahr. Neu und oft recht gelungen ist der Versuch,
diese Ziergefäße mit Ranken und Zweigen aus getriebenem Kupfer, Mes-
sing oder Eisen zu montiren. Einfärbige Krüge, gelb und graugrün mit
Golddecoration, angeregt durch die türkischen Gefäße ähnlicher Art, sind
uns besonders aufgefallen. Fast den Vorzug möchten wir aber ganz
dem modernen Geschmacke entsprechend gehaltenen Gefäßen geben, die
mit buntfärbigen, plastisch aufgelegten Blumen verziert sind. Doch muss
bei der Ausführung solcher Wagnisse die größte Vorsicht angewendet
werden. Bonbonnieres, ein Frühstücksgeschirr etc. aus elfenbeinfarbenem
Porzellan in Form von Kürbissen, um welche sich Blätterranken legen,
von Professor Sturm gezeichnet, zeigen in jedem Blatte künstlerische
Empfindung und rechtfertigen auf solche Weise ihre bizarre Gestaltung,
während ähnliche mit Ericasträußen verzierte Gefäße die Hand des
Künstlers vermissen lassen.
Knoll in Carlsbad und die gräflich Thun'sche Fabrik von Klö-
sterle in Böhmen bringen durchwegs gutes Gebrauchsporzellan, das sich
vor dem sächsischen nicht zu schämen hat. Bei Thun möchten wir
wieder ein einfaches, mit Gold decorirtes Service hervorheben, dessen
kühne Barockschwingungen zeigen, wie dieser Styl erst ganz eigentlich
die Schönheiten jenes Materiales zur Geltung komrnen lässt.
Arnold Bünzli (Poduschkas Erben) in Krurnnussbaum versuchte
Nachahmungen chinesischer Porzellanvasen, er hat dabei ein leuchtendes
Roth verwendet, dessen Herstellung bisher nicht gelungen war. Die Ge-
fäße stehen hinter ihren so geschätzten Vorbildern keineswegs zurück.
Zasche und die Firma Rädler u. Pilz setzen die Imitation von Alt-
wiener Porzellan im Empirestyl fort. Manche Proben sind gut gelungen,
nur wäre bei den größeren, sonst sehr sorgfältig ausgeführten Platten der
letzteren Firma eine ansprechendere Gesammthaltung der Farben zu
wünschen, die jetzt zu sehr in das Rosenrothe und Lauchgrüne spielen.
Rädler hat jedoch auch eine Modernisirung dieser Arbeiten durch Ein-
kitten von geschliffenen Glasflüssen und lPerlen versucht, ßdie als sehr