MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 220)

I0 
Höchst reizend dagegen ist eine Anzahl buntfärbiger Becher mit 
indischen Blumen in Gold und Silber, denen sich eine gleiche Reihe von 
mit Gold- und Silberfiligran umsponnenen Gläsern anschließt. Neben der 
reichhaltigen Ausstellung Lobmeyfs ist nur noch Bakalowitz, dessen 
Specialität farbige, fein gestimmte Ziergläser sind, erschienen. Sollte 
wirklich die kunstindustrielle Richtung der Glasfabrication auf diese beiden 
Firmen beschränkt sein? Es nimmt mich besonders Wunder, dass die 
Gefäße mit plastischen Blumen, von der gräflich Harrach'schen Fabrik 
inaugurirt, die in Triest gerechtes Aufsehen hervorriefen, nicht künst- 
lerische 'Weiterbildung gefunden haben. Für einen flüchtigen Modeartikel 
ist diese Art wirklich zu gut. 
E. WahliB, der neben Lobmeyr am umfangreichsten die Ans- 
stellung beschickte, verbessert das bekannte Genre der orientalisirenden 
Gefäße von Jahr zu Jahr. Neu und oft recht gelungen ist der Versuch, 
diese Ziergefäße mit Ranken und Zweigen aus getriebenem Kupfer, Mes- 
sing oder Eisen zu montiren. Einfärbige Krüge, gelb und graugrün mit 
Golddecoration, angeregt durch die türkischen Gefäße ähnlicher Art, sind 
uns besonders aufgefallen. Fast den Vorzug möchten wir aber ganz 
dem modernen Geschmacke entsprechend gehaltenen Gefäßen geben, die 
mit buntfärbigen, plastisch aufgelegten Blumen verziert sind. Doch muss 
bei der Ausführung solcher Wagnisse die größte Vorsicht angewendet 
werden. Bonbonnieres, ein Frühstücksgeschirr etc. aus elfenbeinfarbenem 
Porzellan in Form von Kürbissen, um welche sich Blätterranken legen, 
von Professor Sturm gezeichnet, zeigen in jedem Blatte künstlerische 
Empfindung und rechtfertigen auf solche Weise ihre bizarre Gestaltung, 
während ähnliche mit Ericasträußen verzierte Gefäße die Hand des 
Künstlers vermissen lassen. 
Knoll in Carlsbad und die gräflich Thun'sche Fabrik von Klö- 
sterle in Böhmen bringen durchwegs gutes Gebrauchsporzellan, das sich 
vor dem sächsischen nicht zu schämen hat. Bei Thun möchten wir 
wieder ein einfaches, mit Gold decorirtes Service hervorheben, dessen 
kühne Barockschwingungen zeigen, wie dieser Styl erst ganz eigentlich 
die Schönheiten jenes Materiales zur Geltung komrnen lässt. 
Arnold Bünzli (Poduschkas Erben) in Krurnnussbaum versuchte 
Nachahmungen chinesischer Porzellanvasen, er hat dabei ein leuchtendes 
Roth verwendet, dessen Herstellung bisher nicht gelungen war. Die Ge- 
fäße stehen hinter ihren so geschätzten Vorbildern keineswegs zurück. 
Zasche und die Firma Rädler u. Pilz setzen die Imitation von Alt- 
wiener Porzellan im Empirestyl fort. Manche Proben sind gut gelungen, 
nur wäre bei den größeren, sonst sehr sorgfältig ausgeführten Platten der 
letzteren Firma eine ansprechendere Gesammthaltung der Farben zu 
wünschen, die jetzt zu sehr in das Rosenrothe und Lauchgrüne spielen. 
Rädler hat jedoch auch eine Modernisirung dieser Arbeiten durch Ein- 
kitten von geschliffenen Glasflüssen und lPerlen versucht, ßdie als sehr
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.