bietet, bezeichnet werden. Eben weil sie mit ihren gefälligen, bequemen
Formen, ihrer bescheidenen Farbenwirkung anheimeln und uns nicht wie
die bunten und weit ausladenden sogenannten Renaissance-Kästen figürlich
und wirklich bedrohen, gefallen sie, und es trägt dazu außer der vor-
trefflichen Arbeit nicht wenig bei, dass sie eben mit ihrer Art zu unseren
heimischen Gewohnheiten stimmen. So waren noch die Wohnungen un-
serer Großeltern geschmückt, ehe der schlechte Geschmack hereinbrach,
und ähnlicher Hausrath findet sich noch in vielen Familien, die durch
moderne Miethverhältnisse nicht zu ewiger Wanderschaft gezwungen sind.
Da fügt sich auch Neues in diesem Style dem Vorhandenen an und
erinnert an Ererbtes und Bekanntes, während man in jenen Renaissance-
Zimmern doch meist nur das Gefühl hat, als 0b man bei sich selbst zu
Gaste wäre.
Dass eine solche Auffassung der Barock- und Rococo-Formen nicht
etwa persönliche Meinung ist, sondern dass sie sich allmälig auch bei
Fabrikanten Bahn gebrochen hat, die früher in puristischer Richtung
führend waren, beweist die große und glänzende Ausstellung Ludwig
Lobmeyfs. Alle die vielseitigen neuen Decorations-Methoden sind, mit
Ausnahme der orientalisirenden, durchgehends von Mustern des 18. Jahr-
hunderts angeregt. Da sehen wir Dosen und Vasen in hellen zarten Farben
wie mit einem Goldregen besprengt, über den sich dann Spitzen mit
Rococo-Mustern aus weißem Email gelegt haben, andere schwere Gefäße
aus prächtigem rothen und grünen Glase, mit metallisch glänzendem
Ueberfange, mit Verzierungen in Gold und Silber, "deren Motive direct
den Plafondstuccaturen des Belvedere entlehnt sind, endlich helle Gläser
mit Landschaften und Figürchen in Schwarzloth aufgemalt, an denen wir
nur zuweilen die etwas in die Länge gezogenen Formen, mit denen
vielleicht dem englischen Modegeschmacke zu weit Rechnung getragen
wird, aussetzen möchten. Die Schapperkrüge, welche ihnen als Vorbilder
dienten, haben opake Unterlage, wodurch die Zeichnung natürlich besser
zur Geltung kommt. Das Hauptstück aber bildet ein Service für 60 bis
70 Personen, im Auftrage des Barons Albert Rothschild ausgeführt,
decorirt im Style Louis XV., nach Zeichnung von Professor Salb, eine
Musterleistung österreichischer Fabrication, der nicht so leicht etwas
Zweites an die Seite zu setzen sein wird.
lm orientalischen Genre ist besonders eine Reihe Gefäße in grün-
lichem Rauchglas nach indischen Formen hervorzuheben, deren silber-
glänzende Aluminium-Decoration den silbertauschirten indischen Eisen-
gefäßen nachgebildet ist. Die Wirkung ist vornehm_und gefällig, besonders
bei den kleineren Gefäßen, an denen die indischen Gefäßformen beibehalten
sind, während die größeren Vasen, als technische Leistungen höchst
anerkennenswerth, durch ihre absonderliche Gestaltung, mit den groß-
blumigen Ornamenten, die gewiss nicht beabsichtigte Wirkung von polirtem
Holz hervorbringen.