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Neben Fröbel wirkte Herbart, der Gründer einer neuen philoso-
phischen Schule. Im Gegensatze zu Fröbel basirte dieser den Willen und
das Streben auf die Vorstellung. Er forderte einen erziehenden
Unterricht, dessen weitgreifende Bedeutung darin bestehe, dass die
Charakterstärke nur in dem ganzen Gedankenkreis des Menschen
sicher gegründet werden kann. Die Zwecke der Erziehung stellt er als
doppelte hin: erstens, den nothwendigen, der in der Bildung eines sitt-
lichen Charakters bestehe und zweitens, die möglichen Zwecke, welche
durch die nachmalige Stellung des Zöglings im praktischen Leben bestimmt
werden. Trotzdem Herbart alles Seelenleben auf die dem Menschen inne-
wohnenden Begriffsvorstellungen gründet und die Vermittlung von Vor-
stellungen, die Erweckung des Interesses, als das Wichtigste erklärt, so
verkennt er nicht die Wichtigkeit der physischen Arbeit; er sagt: vEin
großer Unterschied ist zwischen dem gelehrten Unterrichte und dem
Unterrichte des Handwerkers; ersterer macht den Menschen sehr lange
Zeit hindurch solchergestalt passiv, dass hier in der Untersuchung die
Frage vorherrschen muss: Was wird als Reaction auf die beständige
Einwirkung des Lehrers im Zöglinge erfolgen? Das ist die echt päda-
gogische Fragem Er kommt in der weiteren Untersuchung dazu, der
freien Beschäftigung, der Arbeit, einen Vorzug vor dem Unterrichte
einzuräumen, weil durch sie die Selbständigkeit mehr zur Geltung kommen
könne. Aus diesem Grunde kommen daher auch Knaben eher beim Hand-
werker oder Kaufmann oder Landwirth in Ordnung als in der Schule.
Einige seiner Schüler, insbesondere Ziller und Barth räumten deshalb
der Arbeit eine hervorragende Stellung unter den Erziehungsmitteln ein.
Ziller führte die Arbeit neben dem literarischen Unterrichte, in soge-
nannten Nebenclasscn ein. Barth verband dieselbe directe mit dem Ge-
sinnungsunterrichte. Nach Herbart sollte aller Unterricht einer Classe
sich auf einen Mittelpunkt beziehen. Nach Earth's Plan heißt die erste
Classe Märchenclasse, weil das Märchen (Sternthaler, sieben Gaislein) im
Mittelpunkt stehen und aller Unterricht sich auf die durch diese zu
erzeugenden Vorstellungen beziehe. Die Kinder sollen demnach auch
darstellen: z. B. durch Ausschneiden und Ansnähen auf Papier Stuhl,
Tisch, Thür, Haus, auch Thierformen, wie Gaislein u. s. w. In der
Robinsonclasse (z. Classe) sollen sie eine Jagdtasche weben, ein Schiff
aus Papierstreifen kleben, Thierformen ausnähen u. s. w.
Aehnliche Einrichtungen waren auch bei uns in Wien durch
Dr. Willmann am städtischen Pädagogium eingeführt und fanden den
Beifall der Eltern, nicht aber der Schulbehörden und mit Willmann's
Abgang von Wien gingen auch seine Bestrebungen ein.
lm Jahre r873 suchte Dr. Schwab, Director des Realgymnasiums in
Mariahilf (Wien) mit der ihm eigenen Energie und Wärme die Frage
über den Handfertigkeitsunterricht neuerdings in Anregung zu bringen.
Er veröffentlichte eine Broschüre, in der er sich in kräftigen Worten