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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 223)

Durch in der Schulwerkstätte von den Knaben selbst geführte 
Bücher, als Inventarium, Waren-, Werkzeug-, Material- und Calculations- 
büclier wollen wir den Jungen die Berechnung einer Arbeit und die 
Instandhaltung einer Werkstätte praktisch veranschaulichen. 
Schon jetzt erfreut sich unser Institut zahlreicher Freunde, und so 
holten wir, dass die Frage des Handfertigkeitsunterrichtes auch bei uns bald 
in Fluss gerathen werde. Möge es mir geglückt sein, durch meine Worte 
Sie, hochverehrte Anwesende}, für den Gegenstand interessirt zu haben. 
Der Wiener Kunstgewerbeverein. 
Von J. v. Falke. 
Wenn man den Gang der Geschichte auf dem Gebiete des Kunst- 
gewerbes in den drei letzten Jahrzehnten, der Epoche der modernen 
Geschmacksreform, verfolgt, so erkennt man einen gewissen Stufengang 
der Bewegung, der Schritt um Schritt tiefer in das praktische Leben 
hineinführt. Es ist Logik darin, Logik der Thatsachen. 
Die erste große Weltausstellung zu London im Jahre 1851 war 
bekanntlich das Ereigniss, welches den Anstoß gegeben und damit die 
Bewegung hervorgerufen hat. Das erste Resultat war ein rein theore- 
tisches, die Selbsterkenntniss, die Erkenntniss, dass es um den eigenen 
Geschmack, um die eigene künstlerische Leistung im Gewerbe schlecht 
bestellt sei. Diese Einsicht rief den Wunsch nach Besserung hervor und 
das Verlangen nach den Mitteln dieser Besserung. Solche Mittel waren 
zunächst vorhandene gute Gegenstände, die als Muster dienen könnten, 
sei es vergangener Zeiten oder fremder Länder. Man musste sie also 
herbeischaffen und sammeln. So entstanden die Kunstindustrie-Museen. 
Allein Kunstcabinette und Kunstmuseen mit denselben Gegenständen 
hatte es ja immer gegeben, ohne dass das Gewerbe aus ihnen Nutzen 
gezogen hätte. Man musste also - und das war wieder ein weiterer 
Schritt - durch Schrift und Rede, durch Aufsätze und Vorlesungen das 
Verständniss dieser Muster erschließen und Publicum und Gewerbe von 
ihrem Werthe überzeugen. Das geschah. Nun aber fehlten die nachbil- 
denden Kräfte, die in gleicher Art erftndenden Köpfe und ausführenden 
Hände. Die Einsicht dieses Mangels führte zur Gründung der Kunst- 
gewerbeschulen in Verbindung mit den Museen. 
Das war der natürliche Gang, den auch die Dinge hier in Wien 
genommen haben. Locale Verhältnisse aber, wie z. B. Mangel an den 
nöthigen Geldmitteln, haben darin Abweichungen veranlasst; sie haben 
die Schule vor den Sammlungen begünstigt und auch wohl früher ent- 
stehen lassen. Der Schule wurden dann als Mittel des Unterrichtes be- 
schränkte Sammlungen hinzugefügt, während sonst die Sammlungen 
nicht bloß der Schule, sondern dem ganzen Puhlicum galten.
	        
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