Seife 212.
Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 14
Die; Kunstpflege in 5actisen.
In einem stattlichen Bande liegt uns der neueste
„Bericht der Kommission zur Grhaltung der Kunstdenk
mäler im Königreiche Sachsen“ oor. (Dresden, Druck uon
C. C. ITleinhold & Söhne, königliche Hofbuchdruckerei.)
In bescheidener Weise roird da Rechenschaft über
dreijährige ersprießliche Tätigkeit (1906, 1907 und 1908) ge
legt: keinHinroeis
auf die Summe der
geleisteten Arbeit,
kein Wort des
Selbstlobes unter
bricht die fast ge
schäftsmäßig,
trockene Zusam
menstellung.
Facta loquuntur.
Die Daten sollen
für sich allein
sprechen und in
der Tat, sie be
sorgen dies besser,
als jede Ruhm
redigkeit es zu
tun uermöchte.
Wenn man die
Sorgfalt, die ein
Hand der Pflege
und Erhaltung
seiner Kunstdenk
mäler roidmef, als
einen Gradmesser
für seine Kultur
betrachten darf, so
roandelt das Reich
der Wettiner auf
ihren Höhen. Aus
jeder Seite des
Bandes roehtfeines
Verständnis für die
forderungen der
Kunstpflege ent
gegen, man legt
den Bericht mit
dem Gefühl aus der
Hand, daß sich die
königliche Zentral
kommission in
Dresden der großen
und Dielseitigen
Aufgaben ooll be-
roußtseßdieihran-
uertraut rourden.
männer, roie der an der Spiße der Kommission stehende
Geheime Regierungsrat im ITlinisterium des Innern Doktor
Gent he, Geheimer Rat Dr. Cotichius, Geheimer Hofrat
Professor Dr. Gurlitt, Professor Dr. Berling, Geheimer
Baurat Reichelf, Geheimer Regierungsrat Dr. Demiani,
Direktor Cossoro oon der Dresdener Kunsfgeroerbeschule,
Professor Dr. Bruck, Hofbaurat fröhlich, Stadtbaurat
Grlroein, die Bauräfe Scharlmein und Gräbner halten
fig. 1. Hausroalde. Bild oor der Instandsetzung
treue Wacht, daß sich der Besißstand Sachsens an roert-
uollen Altertümern nicht mindere.
Die schönste frucht ihrer Tätigkeit ist die Gründung
des königlich-sächsischen Denkmal-Archios, das auf ihre
Initiatiue zurückzuführen ist. Der Zweck dieses Institutes,
als dessen Vorstand Professor Dr. Bruck maltet, ist die
Sammlung aller
älteren und neu
eren auf die Bau-
und Kunstdenk
mäler im König
reiche Sachsen be
züglichen Zeich
nungen und Abbil
dungen aller Art,
soroie der akten
mäßigen Verhand
lungen, Gutachten
und Abhand
lungen. es ist ge
plant, in einem
späteren Zeitpunkt
im Tese- und Ar-
beitssaal der tech
nischen Hochschule
in der das Archin
untergebracht ist,
eine unentgeltliche
Benüßung der Be
stände einzurich
ten. Das Denkmal-
Archio besißt be
reits einen reichen
Bestand, mit
dessen Katalogi
sierung und Ord
nung begonnen
morden ist. Die
Zeichnungen und
Abbildungen
bieten ein roert
oolles ITlaferial
für die Kenntnis
oon ursprüng
lichen Zuständen
eines Kunstdenk
mals oder der oor-
genommenen Ver
änderungen und
bilden dadurch be-
deutungsoolle
Unterlagen für den
Vergleich. Die alten Pläne reichen bis in das 16. Jahr
hundert zurück, besonders stark ist die für Sachsen reichste
Kulturperiode oertreten, das 18. Jahrhundert. Der Haupt-
roert des Denkmal-Arcluos besteht demnach in diesen
Unterlagen, die über Bestand, Veränderung oder Verfall
eines Kunstdenkmals Aufschluß geben, denn eine den
heutigen Grundsäßen der Denkmalpflege entsprechende
Erhaltung oder Jnstandseßung eines Kunstdenkmals ist