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Fundes treten wohl alle anderen Ergebnisse aus der arabischen Papyrus-
gruppe in den Hintergrund, obwohl auch diese Kostbarkeiten in Fülle
bieten, so eine Urkunde aus den Jahren 776-778 n. Chr., welche den
Widerstreit der Geschichtsschreiber über die Person des Statthalters von
Aegypten zu Gunsten des Historikers Tabari entscheidet; ferner ein
Handbillet des Khalifensohnes und Thronfolgers el-Muntasir, vom Jahre
851 n. Chr., womit der Postmeister von Alexandrien und zugleich Chef
der Geheimpolizei, in's Amt berufen wird, dann ein Fragment koräni-
schen Textes aus dem 9. Jahrhundert, doch auf Papyrus geschrieben
und deshalb einzig dastehend, und viele andere Stücke, deren Nennung
eingehenden Fachberichten vorbehalten bleiben muss.
Literaturbericht.
vVorbilder für die Kleinkunst in Bronzen: Zwanzig Tafeln Abbildungen
verschiedener Objecte aus der Antike, dem Mittelalter und der Re-
naissance. Zum Gebrauche für Kunstindustrielle und gewerbliche Lehr-
anstalten. Wien, Alfred Hölder, 1884.. F01.
Das vorliegende Werk, als Publication des Oeslerr. Museums für Kunst und
Industrie herausgegeben, bringt nachträglich eine auf den ersten Blick unscheinbare
Gruppe von Gegenständen der historischen Bronze-Ausstellung zur Anschauung, welche
im Vorjahre im Museum atatthatte. Es sind dies verschiedenartige kleine Objecte, welche
theils als Gerathe dem täglichen Gebrauche, theils nur zu decorativen Zwecken bestimmt
waren. Gerade an diesen aber zeigt sich mehr als an den monumentalen Werken das
eminente Stylgefühl vergangener Blüthenperioden der Kunst, in der allgemeinen Formen-
gebung für Gefaße und Gerdthe, Henkelansätze, Austlussötfnungen, Sockelbildungen und
deren Decoration. Der Architekt H. Herdtle, Professor an der Kunstgewerbeschule des
Museums, welcher bereits in seiner Puhlication: uOstasiatische Bronzegefäße und -Geräthe
in Umrissen: die lehrhafte Seite dieser einen Gruppe van Formen in mustergiltiger
Weise hervortreten ließ, hat sich in den vorliegenden zwanzig Tafeln abermals als der
tredliche Lehrer erwiesen, als welcher er immer mehr die verdiente Anerkennung
findet. Die darzustellenden Objecte wurden von ihm mit pädagogischem Blicke aus-
gewählt und seine Leitung verbnrgte auch die gediegene Zeichnung der Tafeln, welche
von Schülern der Kunstgewerbeschule ausgeführt wurden. Bei der Mehrzahl der Obiecte
verlangte die Art des Gegenstandes und seiner Verzierung eine perspectivische Darstel-
lung, um die Formen möglichst zur Geltung zu bringen. Wo es geboten schien, sind
aber den perspectivischen Bildern außerdem noch geometrische Proiectionen, Abwick-
lungen oder Schnitte beigefügt. Der Titel der neuen Publication gilt unserer Ansicht
nach allerdings nur mit einer gewissen Einschränkung. Die Tafeln bringen nicht ober-
Haehlich einschrneichelnde Bilder von Objecten, welche von der heutigen Kunstindustrie,
wie es etwa gerne geschieht, unmittelbar nachgeformt werden können, dafür aber in aus-
gezeichneten Details die Grundlage und Anschauungsmaterial für das Wort: des Lehrers
an kunstgewerblichen Anstalten und Fachschulen. Diesen sei also Herdtle's Werk ganz
besonders empfohlen. Auch der Verleger Hölder, welcher sich nach dem Verzeichnisse
auf dem Umschlage des neuen Werkes um Publicationen für den Kunstunterricht bereits
in hohem Maße verdient gemacht hat, erwarb durch die äußere Ausstattung neuerdings
den Anspruch auf allgemeine Anerkennung. Ch.
l
Julian Klaczkrfs nFlorentiner Plaudereienc. Wien, Berlin und Leipzig,
Engel, 1884.
In der deutschen Literatur gibt es Wenige Bücher, die sich zur Lectüre für Künstler
so sehr eignen. wie dulian Klaczkds Florentiner Plaudereienu, welche von
der französischen Akademie gekrönt, von Dr. Wilhelm Lauser meisterhaft übersetzt
wurden. Es ist zugleich anregend und belehrend und behandelt in vier Essay's, welche
sachlich zusammenhängen, Dante und Michelangelo, Beatrice und die Liebespoesie,