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theiligung des Oesterr. Museums hängt wesentlich von dem Umstände
ab, welche Stellung die österreichische Regierung der Ausstellung in
Antwerpen gegenüber einnehmen wird, da im Budget des Museums kein
Credit vorhanden ist, welcher für die Beschickung von Ausstellungen ver-
wendet werden könnte.
In sehr lebhafter und geistreicher Weise hat sich Friedrich Pecht
in der "Münchener Allgemeinen Zeitunga über die Bedeutung der Ant-
werpener Ausstellung ausgesprochen. Bei dieser Gelegenheit ist es auch
unerlässlich nöthig, auf die Wichtigkeit des dortigen Hafens insbesondere
für den Export hinzuweisen und es dürfte bei diesem Anlasse passend
sein auf die Geschichte von Antwerpen einen Rückblick zu werfen.
Seit der Gründung des Deutschen Reiches hat sich die Bedeutung
Antwerpens in ungewöhnlicher Weise gehoben. Im frühen Mittelalter
war der Hafen von Brügge der Exporthafen nicht bloß für Flandern,
sondern für das ganze Deutsche Reich. Die Weltstellung von Brügge als
Handelsplatz ging nach und nach verloren, umsomehr hat sich jedoch
die Bedeutung Antwerpens als Hafenstadt seit dem dreißigjährigen Kriege
gehoben und alle Anzeichen sprechen dafür, dass künftighin Antwerpen
der Exporthafen werden wird für das ganze Deutsche Reich und jene
Stellung einnehmen dürfte, welche Liverpool auf commerciellem Gebiete
für England besitzt. Zur Zeit Rubens gehörte Antwerpen in kirchlicher
Beziehung noch zum Deutschen Reiche, speciell stand es unter der Juris-
diction des Erzbischofs und Curfürsten von Köln, und darum ist Albrecht
Dürer, als er seine Fahrt nach den Niederlanden unternommen hat, auch
nach Antwerpen gekommen. Nach der Constituirung des Deutschen
Reiches, wie sich dieselbe gegenwärtig vollzogen hat, ist dieser Zug noch
mächtiger und gewaltiger geworden. Wer heutigen Tags mit aufmerk-
samem Auge die handelspolitischen Verhältnisse in Belgien und Holland
verfolgt, wird finden, dass in Rotterdam, Amsterdam, vor Allem aber in
Antwerpen sich eine große Anzahl von deutschen Kaufleuten und In-
dustriellen etablirt haben, um den Export von [deutschen Gütern von
den genannten Hafenplätzen aus zu besorgen. Für die österreichische
Industrie, speciell die Kunstindustrie ist dieser Umstand schwer in's
Gewicht fallend, weil es ja bekannt ist, dass eine nicht geringe Anzahl
deutscher Kaufleute sich mit dem Export österreichischer Waaren beschäf-
tigen und da Oesterreich nur sehr wenig Häfen besitzt, welche für den
Export österreichischer Industrie-Erzeugnisse thätig sind, so ist es sehr
erklärlich, warum die österreichischen Handelskammern sich so lebhaft
für die Antwerpener Weltausstellung interessiren. Besonders sind es die
Industriellen, Künstler und Kunsthandwerker von Böhmen, Mähren und
Niederösterreich, aber auch von Steiermark, welche eine Betheiligung
Oesterreichs an der Antwerpener Ausstellung mit dem größten Interesse
verfolgen. Wenn das leitende Comite für die Beschickung dieser Aus-
stellung einigermaßen eine Thätigkeit und Intelligenz entwickelt, so unter-