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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 232)

Man wird ebenso auch der Zeichnung der Verzierung, den land- 
schaftlichen Darstellungen mit ihrer eigenthühmlichen Perspective, den 
figürlichen Scenen ihren Reiz nicht absprechen dürfen, wenn derselbe 
auch nicht ein rein künstlerischer ist. Das Capriciöse, Bizarre, Barocke 
- man muss hier wirklich lauter fremde Ausdrücke gebrauchen, denn 
der deutsche Charakter kennt diese Eigenschaften nicht, daher die Sprache 
auch keine völlig zutreffenden Ausdrücke dafür besitzt - diese Eigen- 
thümlichkeiten fesseln und erregen ein sinnendes Gemüth, wenn auch 
zuweilen nur von der komischen Seite. 
Das Alles kann und wird man zugeben und macht auch zum großen 
Theile unsere Vorliebe für chinesisches Porzellan erklärlich. Allein der 
eigentlich künstlerische Reiz ruht doch immer auf seiner coloristischen 
Haltung. Es ist einerseits die Reinheit und Schönheit der einzelnen Farben 
selbst, "andererseits aber ihre Zusammenstimmung mit dem meist bläu- 
lichen Tone des Materiales, der Porzellanmasse selber, die nicht wie das 
weiße europäische Porzellan absichtsvnll gänzlich entfärbt worden, son- 
dern immer einen Ton hat, meist bläulich, zuweilen grünlich oder creme- 
farbig; daher niemals die Härte im Colorit wie bei unserem bemalten 
Porzellan des 19. Jahrhunderts. Es ist ferner die reiche Abtönung der 
Farben, ihre immer glückliche Vertheilung und gelungene Zusammen- 
stimmung und dadurch herbeigeführte Gesammtwirkung, welche bei noch 
so bizarrer Form und Zeichnung doch immer den Eindruck beherrscht. 
Daher passen denn auch diese chinesischen Gefäße in jeden künstlerisch 
ausgestatteten Raum, Sie werden nie eine Disharmonie bilden. 
Famille verte und famille rose sind beide reich auf unserer Aus- 
stellung vertreten, die erstere, als die ältere Schwester, zum Theile noch 
mit Gegenständen von ziemlich derber, wenigstens skizzenhafter Aus- 
führung, aber auch mit anderen von großer Feinheit und Vollkommen- 
heit. Aus der Menge sei nur Einzelnes beispielsweise namhaft gemacht, 
so Nr. 603, ein dem Fürsten Schwarzenberg gehöriges Becken, so die 
Vasen 737 bis 739, Eigenthum Sr. k. und k. Hoheit des durchlauchtig- 
sten Herrn Erzherzogs Karl Ludwig, und die Gefäße Nr. 1074, 1075, 
111g bis 1129, welche sämmtlich zur großen Collection der Firma Philipp. 
Haas St Söhne gehören. Fast ausgezeichneter noch ist die famille rose 
in ihrer eleganteren Art vertreten; die Serie der Nummern 586 bis 592, 
Eigenthum des Fürsten Schwarzenberg, stellt sich dem Feinsten und 
Schönsten zur Seite, was es überhaupt in diesem Genre gibt. 
Wie gesagt, diese beiden Arten mögen als die Hauptrepräsentanten 
des buntverzierten chinesischen Porzellans gelten. Wie sie aber verschie- 
dene Varianten und Specialitäten umfassen, so schließen sich andere Arten 
und Decorationsxveisen an sie an oder vermischen sich mit ihnen. Die 
Chinesen lieben es, die verschiedenen Arten der Verzierung neben einan- 
der zu verwenden. So verbinden sie häufig Blau unter der Glasur mit 
ornamentalen oder scenischen Darstellungen in farbiger Malerei auf der
	        
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