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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 232)

Masse und daher von wenig wirklich künstlerischer Bedeutung, Alter und 
Liebhaberei geben auch ihm die Hauptschätzung, obwohl es sich auch 
in der Art verziert findet, dass Ornamente vor der Glasur in die Masse 
vertieft eingegraben worden. Die Ausstellung gibt zahlreiche Beispiele. 
Weit schöner und edler sowohl in Form wie Farbe sind die mit 
dunklerem oder lichterem Blau überzogenen Gefäße, die ebenfalls häufig 
in der gleichen Art eine Verzierung durch eingravirte Ornamente unter 
der Glasur erhalten haben, Ornamente, die sich auf der Oberfläche nur- 
als leichte Variante zeigen. 
Zuweilen ist auch das Blau gefiammt, so dass es in variirenden Tönen 
über die Fläche schimmert. Diese Gefäße, von denen sich die schönste 
Collection in der Ausstellung des Fürsten Esterhazy befindet (Nr. 813 
bis 831), sind nicht blos vortrefflich in der Farbe, sondern zeichnen sich 
meistens durch ihre zierliche und elegante Form aus. 
Die gleiche Art der einfarbigen blauen Decoration ist auch häufig 
von den Chinesen zu ihren plastischen Gebilden verwendet worden, ins- 
besondere zu Thiergestalten, wie deren ebenfalls die Collection des Fürsten 
Esterhäzy eine ziemliche Anzahl zeigt. 
Diese Porzellanplastik der Chinesen, die auf unserer Ausstellung reich 
und mannigfach vertreten ist, hat in unseren Augen allerdings nur ein 
vorwiegend ethnographisches Interesse, das sich oftmals mit dem der Cari- 
catur mischt, wie z. B. bei dem sogenannten chinesischen Löwen oder dem 
Hunde des Fo (Nr. 791 und oit). Selbst die Darstellung der Göttin 
Kouan-in mit dem Kinde auf dem Arme (abgebildet unter Nr. 46), die 
uns wie eine auf Bestellung der Jesuiten-Missionäre ausgeführte Madonna 
erscheint, entspricht wenig unserem plastischen Gefühle, obwohl sie sich 
am meisten demselben nähert. Das Beste der chinesischen Plastik sind die 
Thiergestalten, wo sie auf Naturbeobachtung beruhen, während da, wo 
die Thiere als Gefäße dienen sollen, wie die Beispiele in der Collection 
des Fürsten Schönburg (Nr. 1616-1623), die Art doch sehr barock 
erscheint. In der Naturbeobachtungund Naturnachahmung stehen die Chinesen 
freilich weit hinter den Japanern zurück, deren Statuetten sich durch 
drastische Lebendigkeit auszeichnen. 
Die erwähnten blauen Gefäße sind nicht die einzigen von solcher 
einfarbiger Art, welche Erwähnung verdienen. Es gibt neben ihnen gelbe, 
rothe, grüne, schwarze Gefäße, auf welche die orientalischen Sammler 
alten Porzellans meist großen Werth legen. Gewöhnlich minder fein und 
zierlich in der Form, wirken sie doch, insbesondere die blutrothen, außer- 
ordentlich durch die Kraft und Tiefe ihrer Farben, wie man insbesondere 
an den trefflichen und zahlreichen Beispielen sehen kann, welche sich in 
der Collection der Firma Haas 8c Söhne behnden (Nr. 1084 5.). Es sind 
chinesische Arbeiten des vorigen Jahrhunderts. Die Farbe ist gewöhnlich 
von vollkommener Gleichmäßigkeit, zuweilen auch geflammt, gefleckt; die 
schwarzen und die dunkelblauen Gefäße sind auch oft mit goldener
	        
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